Primeau CA.
et al.
Trajectories of perceived exertion and pain over a 12-week neuromuscular exercise
program in patients with knee osteoarthritis.
Osteoarthritis Cartilage 2020;
28: 1427-1431
DOI:
10.1016/j.joca.2020.07.011
Diese Fragen untersuchte ein kanadisches
Forscherteam an einem Kollektiv von 56 Patientinnen
und Patienten mit einer Gonarthrose.
Die Personen litten mehrheitlich an
einer symptomatischen tibiofemoralen Arthrose
und absolvierten ein zwölfwöchiges
neuromuskuläres Sportprogramm, welches
pro Woche eine physiotherapeutisch angeleitete
sowie 3 selbstständig durchgeführte
Einheiten vorsah. Ziel des Trainings war die
Besserung von Schmerzen und Funktion
durch Übungen für die Haltungskontrolle, die
Muskelkraft sowie den Bewegungsumfang.
Die Therapeutinnen und Therapeuten steigerten
während der Programmteilnahme die
Belastungen, indem sie neue Übungen einführten,
den Widerstand oder den Schwierigkeitsgrad
erhöhten. Nach jeder therapeutisch
angeleiteten Einheit gaben die Teilnehmenden
mithilfe der Borg Rating of Percieved
Exertion (RPE)-Scale (Punktwert 6 bis 20, höhere
Werte zeigen stärkere Belastungen an),
einem validen Maß für die Übungsintensität,
den Grad ihrer subjektiven Anstrengung/Belastung
und Erschöpfung an. Zusätzlich objektivierte
das Forscherteam mithilfe einer
numerischen Ratingskala (Punktwert 0 bis
10) die Knieschmerzen vor und nach der Trainingseinheit
sowie die maximale Schmerzintensität
während der Übungen.
Ergebnisse
Im Verlauf des zwölfwöchigen Übungszeitraums
nahm die RPE um durchschnittlich 2,6
Punkte – von „ziemlich hart“ auf „sehr hart“ –
zu. Innerhalb der ersten 9 Wochen stieg die Belastung
dabei quadratisch bis auf einen Plateauwert
an, um anschließend konstant hoch
zu bleiben. Die subjektive Schmerzintensität
nahm dagegen im Studienverlauf ab: Die maximale
Schmerzbelastung sank dabei linear
(um 1,0 Punkte) und die Veränderung der vor
und nach den Einheiten gemessenen Schmerzbelastung
nahm quadratisch (um 0,9 Punkte)
bis Woche 9 ab, um dann ebenfalls auf einem
Plateau stabil zu bleiben. In Woche 7 erreichte
die Schmerzveränderung etwa den Wert 0.
Bei Patientinnen und Patienten mit
einer Kniegelenkarthrose, so das
Fazit der Autorinnen und Autoren,
kann im Rahmen eines zwölfwöchigen
neuromuskulären Sportprogramms
die subjektive Anstrengung
deutlich gesteigert werden, ohne
dass dabei mit zunehmenden
belastungsinduzierten Gelenkschmerzen
gerechnet werden muss:
Obwohl die Studienteilnehmenden
intensiver trainierten, nahmen ihre
Knieschmerzen im Verlauf des
Trainingszeitraums ab.
Dr. med. Judith Lorenz, Künzell