Krensel M.
et al.
Comparison of patient pathways in the early detection of skin cancer – a claims data
analysis.
JDDG 2021;
19: 389-398
DOI:
10.1111/ddg.14318
Die Strategie sieht vor, dass beim Hausarzt eine Inspektion erfolgt (rSCSgp), der ggf. an den Dermatologen überweist. Dieser wiederholt die Untersuchung (Sekundäruntersuchung)
und veranlasst eventuell eine Exzision und weitere Screenings. Alternativ kann man
sich direkt beim Dermatologen vorstellen (rSCSderm). Die gesundheitswissenschaftliche und sozioepidemiologische Untersuchung erfolgte
für den Zeitraum 2008–2016, erfasste also die ersten 8 Jahre nach Überführung des
Schleswig-Holstein-Programms auf ganz Deutschland. Veranlasst wurde die Studie von
der Barmer GEK mit 9,2 Millionen Versicherten im Jahr 2018. Die Autoren erfassten
die Nutzung des Screenings (Routine Skin Cancer Screening rSCS) bei Personen, die
≥ 12 Monate vor und ≥ 6 Monate nach der Erstuntersuchung versichert waren. Patienten
mit einer Erstdiagnose in der Vorphase wurden ausgeschlossen, Rezidivpatienten eingeschlossen.
Alle Auswertungen erfolgten für maligne Melanome (CM), Nicht-Melanom-Hautkarzinome
(NMSC), alle malignen Hauttumoren und In-situ-Fälle (In-situ-CM und In-situ-NMSC).
Zielvariablen der Studie waren:
-
Anteil der Patienten mit rSCSderm nach rSCSgp,
-
Anteil der Patienten mit Exzision nach rSCSderm,
-
Anzahl der Exzisionen bis zur Diagnose (NED) und
-
Anzahl der Screenings bis zur Diagnose nach rSCSderm (NSD).
In der Beobachtungszeit fanden 495 000 Erstuntersuchungen beim Dermatologen, 1,9 Millionen
Erstuntersuchungen beim Hausarzt und 111 000 Sekundäruntersuchungen (5,9 %) beim Hautarzt
statt. Die Alters- und Geschlechtsverteilung der Personen mit primärem und sekundärem
dermatologischen Screening unterschieden sich nicht. Nach initialer rSCSderm erfolgten 9,3 % hautkrebsspezifische und 19,5 % Gesamtexzisionen. Nach sekundärer
rSCSderm fanden 12,4 % hautkrebsspezifische und 23,6 % Gesamtexzisionen statt. Somit war die
Anzahl der Screenings mit konsekutiver Entnahme im Arm mit initialem rSCSderm signifikant geringer. Die Anzahl der NED nach sekundärem rSCSderm war bei CM geringer als nach initialem rSCSderm. Bei den anderen Hauttumoren bestanden keine Unterschiede. Primär hautärztliche Untersuchungen
waren mit einer signifikant höheren NSD assoziiert, bis die Diagnose malignes Melanom
gestellt wurde.
Das sekundäre Screening resultierte in weniger NED und NSD. Die Ergebnisse sprächen
für eine Vorauswahl durch die Hausärzte, so die Autoren. Auch die große Zahl der Hausärzte
und der Mangel an Dermatologen spräche für den ersten Weg zum Hausarzt. Gleichzeitig
erreiche diese Variante auch Menschen, die nicht regelmäßig einen Dermatologen aufsuchten.
Um den Patienten zusätzlichen Stress zu ersparen, wünschen sich Krensel et al., dass
Personen mit verdächtigen Läsionen beim Dermatologen bevorzugt einen Termin für ein
sekundäres Screening bekommen. Für die Gesamtbewertung des Programms seien Langzeitstudien
mit den Schwerpunkten falsch-negative Ergebnisse und Mortalität notwendig.
Dr. med. Susanne Krome, Melle