Nervenheilkunde 2021; 40(08): 586
DOI: 10.1055/a-1467-0614
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Nervenheilkunde

Zeitschrift für interdisziplinäre Fortbildung
Michael Soyka
1   München
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Prof. Dr. med. Michael Soyka, München Quelle: ©privat

Suchterkrankungen: neue diagnostische und therapeutische Ansätze

Ich danke den Herausgebern und dem Verlag für das Privileg, ein Schwerpunktheft zum Thema Sucht zu organisieren – ein weites Feld, wenn man nur an die sich ständig erweiternde Spannbreite von Substanzen mit Missbrauchspotenzial denkt, die mittlerweile zum Teil auch recht bequem über das Darknet bestellt und mit Kryptowährungen bezahlt werden können.

Dieses Heft widmet sich aber mehr den für den Kliniker relevanten Süchten. Die erste zentrale Frage – was ist Sucht? – wird von Ulrich Preuss und Kolleginnen diskutiert. Nachdem das amerikanische DSM-5 vor einigen Jahren sich zu einem dimensionalen Konzept der Sucht entschlossen hat, bleibt das in Kürze erscheinende ICD-11 der WHO bei der kategorialen Unterscheidung von schädlichem Gebrauch und Abhängigkeit. Die Autoren stellen die daraus resultierenden Perspektiven an Hand der Alkoholkrankheit dar.

Wie nehmen Mitarbeiter von Behandlungszentren die Möglichkeiten der Substitutionsbehandlungen bei Opiatabhängigkeit wahr? Die Schweizer Arbeitsgruppe von Patrick Köck zeigt anschaulich, wo noch Verbesserungsbedarf gesehen wird.

Zu den zunehmend missbrauchten psychotropen Substanzen gehören Psychostimulanzien, die auch als „Neuroenhancer“ konsumiert werden. Phillip Dominik und Mitarbeiter skizzieren das Problem und diskutieren vor allem forensische Aspekte des Konsums – ein häufig übersehenes klinisches Problem.

Die beiden Artikel von Susanne Rösner und mir zum Thema Anticraving-Substanzen bei Alkoholabhängigkeit widmen sich einem spannenden, klinisch aber vernachlässigten Thema: Lässt sich Alkoholverlangen auch pharmakologisch beeinflussen und welche methodischen Standards und Aspekte sind zu beachten? – und schließlich: Gibt es neue Medikamente am Horizont? Auf die kürzlich revidierte S3-Leitlinie zu „Alkoholstörungen“ wird Bezug genommen.

Das gleiche gilt für die erstmals vorgelegte S3-Leitlinie zu „Medikamentenbezogenen Störungen“ im letzten CME-zertifizierten Beitrag, aus eigener Feder zum Thema Abhängigkeit und Missbrauch von Hypnotika und Anxiolytika. Für deren Erwerb braucht es kein Darknet, sondern geneigte Ärzte und Apotheker. Es handelt sich um vermeidbare Abhängigkeit von verschreibungspflichtigen Medikamenten. Der klinische Wissensstand zu diesem Thema wird dargestellt. Die S3-Leitlinien zu Alkohol und Medikamenten sind ganz aktuell, und so ist das ganze Heft.

Ich hoffe, dass die Themen Leser und Interesse finden.


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Publication History

Article published online:
04 August 2021

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Prof. Dr. med. Michael Soyka, München Quelle: ©privat