Forkel S.
et al.
Atopic skin diathesis rather than atopic dermatitis is associated with specific contact
allergies.
JDDG 2021;
19: 231-240
DOI:
10.1111/ddg.14341
Dabei wurden 4509 Patienten aus 5 dermatologischen Zentren in Deutschland zwischen
2008 und 2014 in 2 Gruppen eingeteilt: ohne atopische Hautdiathese (n = 2165) und
mit atopischer Hautdiathese (n = 1743). Die Forscher wiesen die Patienten mittels
des Erlanger Atopiescores (EAS) den beiden Gruppen zu. Die 24 enthaltenen Items erfassen
und berechnen die Wahrscheinlichkeit einer atopischen Hautdiathese mit bestimmten
Kriterien (persönliche Anamnese, Familienanamnese, subjektive Symptome wie Juckreiz
beim Schwitzen, klinische Symptome und Laborergebnisse). Die gesamte Kohorte wurde
mit Epikutantests der Standardreihe am oberen Rücken untersucht. Die Forscherinnen
und Forscher erhoben verschiedene Parameter wie bspw. Geschlecht, Alter, gestellte
Diagnose durch einen Dermatologen sowie die Anzahl der positiven Epikutantest-Reaktionen.
Vorgenommen wurden deskriptive Vergleiche der beiden Gruppen und logistische Regressionsanalysen.
Ergebnisse
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Atopische Hautdiathese war hochgradig mit früheren oder gegenwärtigen atopischen Erkrankungen
(AD, allergische Rhinitis und allergisches Asthma) assoziiert. Patienten mit atopischer
Hautdiathese wurden, im Vergleich zur Gruppe ohne atopische Hautdiathese, signifikant
häufiger mit berufsbedingter Dermatitis (53,5 % vs. 34,5 %) und Handdermatitis (68,4 %
vs. 46,1 %) diagnostiziert. Bein- und Gesichtsdermatitis dahingegen kam bei Patienten
mit atopischer Hautdiathese weniger häufig vor.
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In der Gruppe der Patienten mit atopischer Hautdiathese waren mehr Frauen (60,2 %
vs. 53,3 %) und mehr jüngere Patienten (< 40 Jahre).
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Im deskriptiven Vergleich der beiden Gruppen wurden, wie von den Forschern erwartet,
Patienten mit atopischer Hautdiathese häufiger mit AD diagnostiziert (37,5 % vs. 6,2 %).
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Patienten mit atopischer Hautdiathese arbeiteten häufiger in medizinischen Berufen
(18,4 % vs. 6,8 %) oder im Friseurbereich (4,6 % vs. 2,0 %).
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Insgesamt 43,0 % aller Patienten zeigten mindestens eine positive Epikutantest-Reaktion
in der Standardreihe. Dabei lag der Anteil in der Gruppe der Patienten mit atopischer
Hautdiathese signifikant höher als in der Gruppe ohne atopische Hautdiathese (49,1 %
vs. 38,3 %).
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Die atopische Hautdiathese war mit einem signifikant erhöhten Sensibilisierungsrisiko
gegen Methylchloroisothiazolinon/Methylisothiazolinon (OR 2,383) und Methylisothiazolinon
(OR 1,891), Thiuram-Mix (OR 1,614) sowie Nickel (OR 1,530), Kobalt (OR 1,683) und
Chrom (OR 2,089) assoziiert. Im Kontrast dazu wurde eine frühere oder gegenwärtige
AD als eine weniger relevante Variable identifiziert.
Den Autoren zufolge sei die atopische Hautdiathese der wichtigste intrinsische Risikofaktor
für eine Kontaktsensibilisierung gegen einige spezifische Allergene. Patienten könnten
daher von der Vermeidung spezifischer Verbindungen mit erhöhtem Kontaktallergie-Risiko
profitieren. Das allgemeine Risiko für eine allergische Kontaktdermatitis sei jedoch
ähnlich hoch wie das gesunder Menschen. Eine vollständige Eliminierung spezifischer
Allergene werde daher auf Basis der Daten nicht empfohlen.
Annkatrin Wagner, Stuttgart