Der Ultraschall der Hüfte gehört bei Säuglingen zu den vorgeschriebenen Vorsorgeuntersuchungen
und erfolgt zwischen der 4. und 6. Lebenswoche. „Obwohl bei diesem frühen Screening
nahezu alle eindeutigen Hüftdysplasien erkannt und in den meisten Fällen auch erfolgreich
behandelt werden, kann es vorkommen, dass leichte Formen beim Säuglingsschall übersehen
werden. Diese können jedoch später unspezifische Beschwerden verursachen“, erklärt
PD Dr. med. Christian Tesch, niedergelassener Chirurg aus Hamburg und Leiter der DEGUM-Sektion
Chirurgie.
Bei einer Hüftdysplasie handelt es sich um eine angeborene Fehlbildung der Hüftgelenkpfanne,
welche im Verhältnis zum Hüftkopf zu klein ist. Dadurch haben die Betroffenen eine
sehr große Beweglichkeit in der Hüfte und können in bestimmten Sportarten überproportional
gut sein (z. B. Handballtorwart, Kampfsport, Ballett). „Die Betroffenen fallen nicht
durch Hüftschmerzen, sondern durch einen unspezifischen Leistenschmerz, Rückenschmerz
oder diffusen Muskelschmerz im Beckenbereich auf“, erklärt Tesch. Mehr als die Hälfte
seiner Patientinnen und Patienten mit tiefsitzendem und therapieresistentem Rücken-
oder Gesäßschmerz haben bei einer Ultraschalluntersuchung auffällige Befunde im Hüftgelenkbereich.
Dies zeigt sich auch bei mehr als 90 % der Menschen, die an sogenannten Piriformis-Syndromen
– einer Kompression des Ischiasnervs – leiden.
„Viele dieser Patientinnen und Patienten haben bereits eine Ärzte-Odyssee hinter sich,
dabei kann mithilfe einer einfachen Hüftsonografie die Diagnose schnell gestellt und
eine adäquate Diagnostik mit Kernspintomografie, CT und Röntgen bei einem Hüftspezialisten
in die Wege geleitet werden“, sagt Tesch. Je nach Befund rät der Experte den Betroffenen
dann zu einer adäquaten operativen oder konservativen Therapie. Der Chirurg empfiehlt
Betroffenen bei Leisten- und Rückenschmerzen dringend, frühzeitig eine Diagnostik
bei einem ultraschallerfahrenen Hüftspezialisten durchführen zu lassen, damit die
richtige Diagnostik und Therapie eingeleitet werden kann. Wichtig sei dies vor allem
für sportlich aktive Menschen. Durch intensives Lauftraining können beispielsweise
unerkannte Hüftdysplasien zu einer Zerstörung des Hüftgelenks führen. „Je nach Befund
muss manchen Patientinnen und Patienten auch von bestimmten Sportarten abgeraten werden“,
so Tesch. „Ziel ist es, vor allem die gefährdeten Menschen frühzeitig zu erkennen,
um eine mögliche Endoprothesen-Implantation zu verhindern. Dies gelingt am einfachsten
durch eine Hüftsonografie.“ Jedoch herrsche in unfallchirurgischen und orthopädischen
Kreisen noch sehr viel Unwissenheit bezüglich der Hüftproblematik und der Hüftsonografie,
weshalb die DEGUM ausdrücklich dafür plädiert, den Ultraschall als Diagnoseinstrument
hier frühzeitig einzusetzen.