Aktuelle Rheumatologie 2021; 46(04): 324-325
DOI: 10.1055/a-1512-0999
Für Sie notiert

Beeinflusste der Shutdown den Verlauf entzündlich-rheumatischer Erkrankungen?

Contributor(s):
Annkatrin Wagner
Ciurea A. et al.
Impact of the COVID-19 pandemic on the disease course of patients with inflammatory rheumatic diseases: results from the Swiss clinical quality management cohort.

Annals of the rheumatic diseases 2021;
80: 238-241. doi:10.1136/annrheumdis-2020-218705
 

Mit der COVID-19-Pandemie erfolgte in vielen Ländern die teilweise oder vollständige Schließung von rheumatologischen Einrichtungen. Fernkonsultationen könnten Face-to-Face-Termine kompensiert haben. Inwieweit ist dies gelungen? Eine Studie aus der Schweiz fokussierte den Einfluss des Shutdowns während der ersten COVID-19-Welle auf den Krankheitsverlauf entzündlich-rheumatischer Erkrankungen.


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Dabei sollte untersucht werden, ob die vorübergehende Reduzierung der rheumatologischen Leistungen mit einer Krankheitsverschlechterung bei axialer Spondyloarthritis (axSpA), rheumatoider Arthritis (RA) oder Psoriasis-Arthritis (PsA) einherging. Die Forscherinnen und Forscher analysierten dazu die selbstberichtete Krankheitsaktivität und die Medikamenten-Adhärenz bei 666 Patienten mit axSpA (n=287), RA (n=248) und PsA (n=131).

Die Krankheitsaktivität wurde bei persönlichen Besuchen und/oder über eine Smartphone-Applikation zwischen Januar und Juni 2020 mit verschiedenen Fragebögen erfasst: Bad Ankylosing Spondylitis Disease Activity Index (BASDAI) bei axSpA, Rheumatoid Arthritis Disease Activity Index-5 (RADAI-5) bei RA und die Patient Global Assessment (PGA) visuelle Analogskala bei PsA. Die Medikamenten-Adhärenz wurde mittels einer monatlichen Abfrage gewertet. Die Studienautoren verglichen die selbstberichtete Krankheitsaktivität zwischen 3 Perioden von jeweils 2 Monaten Dauer (vor, während und nach der COVID-19-Welle).

Ergebnisse

  • Die Anzahl der echten Konsultationen sank um 52%, dabei stiegen Fernkonsultationen um 129% an.

  • Der Anteil der Patienten ohne Medikamenten-Adhärenz stieg während der Pandemie leicht an, wobei der Unterschied bei axSpA statistische Signifikanz erreichte (19,9% vs. 13,2% vor der Pandemie, p=0,003).

  • Der Anteil der Patienten mit Krankheitsschüben blieb stabil (<15%) im Vergleich zu der Zeit vor COVID-19.

  • Es konnte kein Anstieg der Mittelwerte des BASDAI, des RADAI-5 und des PGA bei Patienten mit axSpA, RA oder PsA beobachtet werden.

Die beobachteten Patienten nutzten allerdings regelmäßig eine Smartphone-App und seien daher möglicherweise insgesamt mehr in das eigene Krankheitsmanagement involviert, so die Studienautoren. Patienten mit weniger Compliance seien hier vermutlich unterrepräsentiert, was bei der Interpretation der Ergebnisse berücksichtigt werden müsse.

Fazit

Laut Autorinnen und Autoren hatte die vorübergehende Unterbrechung der persönlichen Konsultationen während der COVID-19-Pandemie keinen wesentlich nachteiligen Einfluss auf den Krankheitsverlauf von axSpA, RA und PsA gemessen anhand von Patienten-Selbstberichten. Weitere Studien seien notwendig, um den Nutzen von Fernstrategien zur Erfassung selbstberichteter Patientendaten zu bestätigen.

Annkatrin Wagner, Stuttgart


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Publication History

Article published online:
24 August 2021

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