Aktuelle Rheumatologie 2021; 46(05): 436-437
DOI: 10.1055/a-1515-5433
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Spondyloarthritis, Schwangerschaft und Geburt

Contributor(s):
Stephanie Gräwert
Mørk S, Voss A, Möller S. et al
Spondylarthritis and Outcomes in Pregnancy and Labor: A Nationwide Register-Based Cohort Study.

Arthritis Care & Research 2021;
73: 282-288
 

    Die Erkrankungen aus dem Formenkreis der Spondyloarthritis (SpA) entwickeln sich meist im jungen Erwachsenenalter. Bei betroffenen Frauen können diese Erkrankungen daher Auswirkungen auf Schwangerschaft und Geburt haben, z.B. wenn eine verminderte Beckenbeweglichkeit ein Geburtshindernis darstellt und eine normale vaginale Geburt unmöglich macht.


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    An der Universität von Süd-Dänemark in Odense haben sich Mørk und ihre Kollegen mit diesem Thema beschäftigt und dafür das dänische Geburtenregister, das seit 1973 geführt wird, und das dänische Patientenregister (begonnen 1977) nach SpA-Patientinnen durchsucht, die zwischen 1997 und 2016 Einlinge entbunden haben.

    Die Mehrheit der 2.479 Frauen (3.728 Geburten) litt unter einer reaktiven Arthritis (74,7%). Insgesamt lag die Prävalenz der SpA bei 0,31%, wobei zwischen 1997 und 2016 ein Anstieg von 0,1% auf 0,6% zu verzeichnen war. Die Autoren gehen jedoch nicht davon aus, dass es sich um eine echte Zunahme der Erkrankungen handelt sondern führen die gestiegene Prävalenz vielmehr u.a. auf Veränderungen in der Klassifikation der Erkrankungen und technische Neuerungen zurück, die eine Diagnosestellung erleichtern.

    Frauen mit SpA waren im Vergleich mit Schwangeren ohne diese Erkrankung eher älter (>30), Raucher und Erstgebärende. Geburtsgewicht und pränataler BMI waren in beiden Gruppen vergleichbar. SpA-Patientinnen hatten ein höheres Risiko für Frühgeburten, einen elektiven oder notfallmäßigen Kaiserschnitt und eine Epiduralanästhesie als gelenkgesunde Schwangere. Die Prävalenz für Frühgeburten, Kaiserschnitt und Epiduralanästhesie war bei allen SpA-Subtypen erhöht, vor allem aber bei SpA mit entzündlicher Darmerkrankung. Auch die Präeklampsie kam bei SpA-Patientinnen häufiger vor; statistisch signifikant war dies allerdings nicht. Keine Unterschiede gab es hingegen hinsichtlich des Risikos für einen niedrigen APGAR-Wert (< 7) bzw. bei der perinatalen Mortalität.

    Präeklampsie und Frühgeburt könnten eine Ursache für das erhöhte Risiko für notfallmäßige Kaiserschnitte bei Frauen mit SpA sein. Doch auch starke Geburtsschmerzen oder Kindsfehllagen können dazu beitragen, vermuten die Autoren. Zudem könnte die SpA, Gynäkologen dazu veranlassen, bei betroffenen Schwangeren eher einen elektiven oder auch notfallmäßigen Kaiserschnitt zu empfehlen als bei gelenkgesunden Frauen.

    Fazit

    Alle SpA-Subtypen erhöhen das Risiko unerwünschter Ereignisse während der Schwangerschaft bzw. der Geburt. Auch wenn das Risiko für Frühgeburten auch bei SpA-Patientinnen insgesamt gering bleibt, ist es dennoch von klinischer Relevanz, da eine Frühgeburt mit vielen Komplikationen verbunden ist und Einfluss auf Morbidität und Mortalität des Kindes hat.

    Stephanie Gräwert, Leipzig


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    Publication History

    Article published online:
    29 September 2021

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