Aktuelle Rheumatologie 2021; 46(05): 441-442
DOI: 10.1055/a-1525-4102
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Nikotinabstinenz als Risikofaktor für Knie-Ersatz-Operationen

Contributor(s):
Stephanie Gräwert
Zeng C, Nguyen USDT, Wu J. et al
Does smoking cessation increase risk of knee replacement? A general population-based cohort study.

Osteoarthritis and Cartilage 2021;
29: 697-706
 

    Hören Patienten mit dem Rauchen auf, wirkt sich dies im Allgemeinen positiv auf ihre Gesundheit aus; insbesondere das Risiko für Herz-Kreislauf- und Lungenerkrankungen wird dadurch gesenkt. Zeng et al. konnten in ihrer Studie allerdings zeigen, dass Patienten, die das Rauchen aufgeben ein erhöhtes Risiko für Knie-Ersatz-Operationen haben. Grund dafür ist die mit der Nikotinabstinenz verbundene Gewichtszunahme.


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    Die Autoren bedienten sich für ihre Studie des britischen The Health Improvement Network (THIN), einer elektronischen Datenbank für Hausärzte, in der die Daten von ca. 17 Millionen Patienten und 790 Arztpraxen gespeichert sind. Eingeschlossen wurden Patienten im Alter von 40 bis 90 Jahren mit Kniegelenkarthrose, die bei Aufnahme in die Datenbank zwischen 2000 und 2017 als Raucher registriert wurden.

    Von diesen mehr als 16.000 Patienten, waren 15.765 auch sechs Monate nach Aufnahme in die Datenbank noch Raucher; die übrigen 1.054 hatten das Rauchen in dieser Zeit aufgegeben („nikotinabstinente“ Patienten). Letztere waren tendenziell älter, hatten einen höheren BMI und häufiger Begleiterkrankungen wie Diabetes, COPD oder Bluthochdruck. Außerdem nahmen sie mehr Medikamente ein und nutzen das Gesundheitssystem intensiver, z.B. in Form von Facharztbesuchen oder stationären Aufenthalten.

    Nikotinabstinenten Patienten hatten ein signifikant geringeres Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall und ein 41% geringeres COPD-Risiko. Insgesamt 108 der nikotinabstinenten Patienten und 1.108 der Raucher bekamen einen Kniegelenkersatz (26,7/1.000 Personenjahre vs. 17,4/1.000 Personenjahre in der Rauchergruppe; Beobachtungszeitraum im Schnitt 3,83 vs. 4,03 Jahre). Im Vergleich zu den Rauchern, hatten die Patienten, die nach Nikotinabstinenz viel Gewicht zugenommen hatten (BMI-Zunahme>1,14kg/m²), ein signifikant höheres Risiko für Knie-Ersatz-Operationen. Gleiches galt allerdings nicht für abstinente Patienten mit nur geringer oder fehlender Gewichtszunahme (-1,14 bis+1,14kg/m²).

    Die Assoziation zwischen Nikotinabusus und der Notwendigkeit von Knieprothesen war bei Frauen stärker ausgeprägt als bei Männern. Ein möglicher Grund dafür könnte sein, dass der Gewichtsunterschied zwischen Raucherinnen und nikotinabstinenten Frauen im Schnitt bei 0,44kg/m² lag; bei den Männern hingegen nur bei 0,13kg/m².

    Fazit

    Viele Patienten, die das Rauchen aufgeben, nehmen danach Gewicht zu. Dies resultierte in der hier untersuchten Kohorte in einem 30% höheren Risiko für einen Kniegelenkersatz. Um einen solchen operativen Eingriff zu verhindern und die positiven Auswirkungen der Nikotinabstinenz auf Herz, Kreislauf und Lunge beizubehalten, sollten also mit der richtigen Ernährung und körperlicher Aktivität Maßnahmen getroffen werden, die einer Gewichtszunahme entgegen wirken.

    Stephanie Gräwert, Leipzig


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    Publication History

    Article published online:
    29 September 2021

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