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DOI: 10.1055/a-1525-4230
Hüftgelenksveränderungen bei Sportlern
Eine wiederholte, übermäßige Belastung des Hüftgelenks, wie sie beispielsweise bei High-Impact-Sportarten wie Fußball oder Australian Football vorkommt, kann später zu einer Hüftarthrose führen. Eine frühzeitige Diagnose könnte therapeutische Maßnahmen ermöglichen, die ein Fortschreiten der arthrotischen Veränderungen verlangsamen könnne. Doch wenn die Arthrose im Röntgenbild sichtbar wird, ist das Gelenk bereits irreversibel geschädigt.
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Mit der Magnetresonanztomografie allerdings können bereits frühzeitig Veränderungen im und um das Hüftgelenk dargestellt werden. Ziel der vorliegenden Studie war es, diese degenerativen Veränderungen bei High-Impact-Sportlern mit und ohne Hüftschmerzen zu vergleichen. Für ihre Untersuchung nutzten Heerey et al. Daten der prospektiven FORCe-Studie (Femoroacetabular Impingement and Hip Osteoarthritis).
Den 182 Fußballern und Australian-Football-Spielern der FORCe-Studie (18 bis 50 Jahre, mindestens zweimal pro Woche Training oder Wettkampf, Hüft-/Leistenschmerzen mit schleichendem Beginn, einer Dauer von mindestens 6 Monaten und einer Schwere von>3 bis<8 auf einer 11-Punkteskala) wurden 55 beschwerdefreie Männer und Frauen (FADIR-Test beidseits negativ) aus den gleichen Sportarten als Kontrollgruppe gegenüber gestellt. Sportler mit röntgenologisch nachgewiesener Arthrose (Kellgren-Lawrence-Grad≥2) wurden ausgeschlossen.
Für die Beurteilung der MRT-Aufnahmen nutzten die Autoren das SHOMRI-System (Scoring Hip Osteoarthritis with MRI), das verschiedenste arthrosetypische degenerative Veränderungen umfasst; darunter Gelenkknorpelverlust, Knochenmarködem, subchondrale und paralabrale Zysten, Veränderungen des Labrum acetabuli und des Ligamentum teres sowie intraartikuläre Körper und Gelenkergüsse bzw. Synovitis. Die Merkmale erhalten entweder einen Punktwert oder werden auf ihr Vorhandensein überprüft.
Sportler mit Hüft- bzw. Leistenschmerzen hatten im Vergleich zur Kontrollgruppe höhere Gesamt-SHOMRI-Werte sowohl in der betroffenen als auch der nicht symptomatischen Hüfte (d.h. keine Schmerzen oder Schmerzen bei gleichzeitig negativem FADIR-Test). Ungefähr die Hälfte der untersuchten Hüftgelenke zeigte Knorpeldefekte unabhängig davon, ob Schmerzen bestanden oder nicht; bei den männlichen Probanden waren 55% der symptomatischen Hüften betroffen, bei den Frauen 32% (Kontrollgruppe 48% vs. 46%). Bei jeweils rund 70% der Athleten beider Gruppen fanden sich zudem Veränderungen des Labrums. Zwar hatten symptomatische Probanden höhere Labrumwerte (4 vs. 3 Punkte bei einem möglichen Wert zwischen 0 und 5); eine Assoziation zwischen dem Ausmaß der Beschwerden und der Ausprägung der Labrumveränderungen ließ sich allerdings nicht feststellen.
Die Prävalenz von Knochenmarködemen, subchondralen und paralabralen Zysten und Rissen des Ligamentum teres waren insgesamt gering. Letztere können Schmerzen im Hüftbereich verursachen; in der hier untersuchten Kohorte war die Prävalenz der Ligamentumrisse bei symptomatischen Probanden allerdings nicht höher als bei beschwerdefreien Sportlern. Mit den nativen MRT-Aufnahmen, die für diese Studie verwendet wurden, ließen sich Gelenkergüsse nicht von einer Synovitis unterscheiden, so dass unklar bleibt, ob bzw. wie diese Merkmale mit den angegebenen Hüftbeschwerden zusammenhängen. Hier wären weitere Untersuchungen notwendig.
Frühzeitige Hüftgelenksveränderungen kommen bei Sportlern aus Fußball und Australian Football häufig vor, auch wenn röntgenologisch (noch) keine Hüftarthrose nachweisbar ist. Da sowohl bei den symptomatischen als auch den beschwerdefreien Probanden Knorpel- und Labrumdefekte in mehr als der Hälfte der Fälle sichtbar waren, ist fraglich, welche klinische Relevanz diese Veränderungen letztlich haben. Außerdem sollten longitudinale Studien klären, ob Knochenmarködeme oder subchondrale Zysten mit einem Fortschreiten der Erkrankung bzw. einer Zunahme der Symptome assoziiert sind.
Stephanie Gräwert, Leipzig
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Publication History
Article published online:
29 September 2021
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Georg Thieme Verlag KG
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