Amkreutz JAMP.
et al.
Association Between Bone
Mineral Density and Autoantibodies in Patients
With Rheumatoid Arthritis.
Arthritis Rheumatol 2021;
73: 921-930
Das Vorhandensein von ACPAs ist bei behandelten RA-Patienten mit einer signifikant
niedrigeren Knochenmineraldichte (Bone mineral density; BMD) zu Beginn der
Erkrankung, aber nicht mit einem größeren Verlust der
Knochenmineraldichte im Laufe der Zeit verbunden. Diese Ergebnisse deuten darauf
hin, dass ACPAs offenbar nicht zum Knochenschwund nach Ausbruch der Krankheit
beitragen, wenn die Krankheitsaktivität gut behandelt wird. Die Forscher
verwendeten Daten aus zwei großen RA-Kohorten, die separat analysiert
wurden. Die niederländische IMPROVED-Studie (Induction therapy with
Methotrexate and Prednisone in Rheumatoid Or Very Early arthritic Disease)
ist eine multizentrische, randomisierte, kontrollierte Studie, in der zwischen 2007
und 2010 Patienten mit früher unbehandelter RA oder undifferenzierter
Arthritis eine remissionsgesteuerte Behandlung erhielten. Für die
schwedische Kohorte rekrutierten die Wissenschaftler zwischen 1995 und 2005
Patienten mit früher RA im Gebiet der Stadt Malmö, die nach einem
strukturierten Programm behandelt wurden. Zu Beginn der Studie ermittelten die
Ärzte die ACPA-, IgG- und Rheumafaktor (RF)-IgM-Spiegel. Eine RA
klassifizierten die Experten der niederländischen Kohorte nach den Kriterien
der American College of Rheumatology (ACR)/European Alliance of
Associations for Rheumatology (EULAR) von 2010 und in der schwedischen
Kohorte nach den ACR-Kriterien von 1987. Die BMD bestimmten die Wissenschaftler
mittels Dual-Röntgen-Absorptiometrie. In der niederländischen
Kohorte fertigten die Ärzte 5 Jahre lang jedes Jahr Röntgenbilder
der linken Hüfte und des ersten bis vierten Wirbels der
Lendenwirbelsäule (L1-L4) an. In der schwedischen Kohorte erstellten die
Forscher Röntgenbilder des linken Oberschenkelhalses und des zweiten bis
vierten Wirbels der Lendenwirbelsäule (L2-L4) bei Studieneinschluss sowie
nach 2, 5 und 10 Jahren. Die Auswertung der Daten erfolgte für beide
Kohorten getrennt.
Die Experten werteten Daten von 408 Patienten in der niederländischen Kohorte
und 198 Patienten in der schwedischen Kohorte aus. In der niederländischen
Kohorte fanden die Forscher bei ACPA-positiven Patienten im Vergleich zu
ACPA-negativen Patienten eine signifikant niedrigere absolute BMD bei Studienbeginn.
In der schwedischen Kohorte wiesen ACPA-positive Patienten bei Studienbeginn
ebenfalls leicht niedrigere BMD-Werte auf, der Unterschied war jedoch weit weniger
ausgeprägt als in der niederländischen Kohorte und erreichte keine
statistische Signifikanz. In der schwedischen Kohorte zeigte die statistische
Analyse, dass ACPA-positive Patienten eine höhere Prävalenz von
Osteopenie aufwiesen. Dies war in der niederländischen Kohorte nicht der
Fall. Zudem fanden die Wissenschaftler keinen Zusammenhang zwischen dem ACPA-Status
und längerfristigen Veränderungen in der BMD. Weder an der
Hüfte noch an der Lendenwirbelsäule ließ sich ein
signifikanter Rückgang der BMD bei ACPA-positiven Patienten nachweisen. In
der niederländischen Kohorte fanden die Forscher heraus, dass RF-positive
Patienten bei Studienbeginn eine niedrige absolute BMD aufwiesen als RF-negative
Patienten. Die Forscher wählten für eine Untergruppen-Analyse 128
Patienten mit hoher Krankheitsaktivität aus, um den Zusammenhang zwischen
ACPAs und BMD bei erhöhten Entzündungswerten zu untersuchen. Auch
hier konnten die Experten keinen signifikanten Zusammenhang finden.
Die Experten kamen zu dem Resultat, dass Patienten mit ACPAs zu Beginn einer
RA-Behandlung eine niedrigere Knochenmineraldichte aufweisen als ACPA-negative
Patienten. ACPAs bei Patienten mit früher RA, die nach modernen
Strategien behandelt werden, sind jedoch nicht mit einem stärkeren
Knochenschwund im Laufe der Zeit verbunden. Diese Ergebnisse deuten darauf hin,
dass ACPAs allein offenbar nicht am Knochenschwund nach einem RA-Ausbruch
verantwortlich sind, so die Autoren.
Dr. Maddalena Angela Di Lellis, Tübingen