Heilpflanzen 2021; 01(03): 85-87
DOI: 10.1055/a-1554-0994
Tipps

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Susanne Koch

PRAXISTIPP – Räuchern in den Rauhnächten

Die Rauhnächte, also die Zeit „zwischen den Jahren“ waren schon den Kelten und Germanen ein Begriff. Diese heiligen 12 Tage beziehungsweise Nächte entstehen aus dem Unterschied der Jahreseinteilung nach dem astronomischen Sonnenkalender mit 365 Tagen und dem 353 Nächte zählenden Mondkalender. Die Rauh- oder Rauchnächte beginnen je nach kultureller Ansicht am 21.12. oder in der Nacht nach der Heiligen Nacht, am 25. Dezember. Im Volksglauben heißt es, in dieser Zeit sei der Schleier zwischen dieser und der geistigen Welt dünn, und die Zeit stehe still.

Es gibt zahlreiche alte und neue Rituale, um die Zeit der Rauhnächte bewusst zu erleben: Sich zurückziehen, Ruhe zulassen, vielleicht einen langen Spaziergang machen und den Gedanken nachhängen, ein (rituelles) Bad mit duftendem Öl bei Kerzenschein. Eine andere Möglichkeit ist das Räuchern von Kräutern, die bei der Verarbeitung von Vergangenem helfen und Veränderung und Wachstum unterstützen sollen. Zum Räuchern wird ein Stück Räucherkohle auf einer feuerfesten Unterlage oder auf Räuchersand in einer hübschen Schale angezündet. Sobald die Kohle weißglühend ist, werden die Kräuter direkt daraufgelegt. Alternativ kann man sie in einem feinmaschigen Sieb direkt über eine Kerze geben. Wer etwas weniger Rauchentwicklung bevorzugt, gibt auf das Sieb noch etwas Räuchersand. Spiel- oder Vogelsand sollte hier nicht verwendet werden – er könnte unerwünschte Zusätze enthalten, die die Wirkung der Räucherung verändern. Wer nicht räuchern mag, kann sich auch eine Teemischung aus bestimmten Kräutern zubereiten und den Dampf tief einatmen, bevor der Tee genossen wird.

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Das Räuchern von Kräutern in den Rauhnächten soll dabei helfen, Vergangenes zu verarbeiten und Wachstum und Veränderung zu unterstützen. © behewa/stock.adobe.com

Wirkung verschiedener Kräuter beim Räuchern:

  • Angelikawurzel: reinigt die Atmosphäre; ermöglicht eine Schutzräucherung für das Haus; schafft eine Verbindung zu den Ahnen; das Räuchern der Samen bringt Licht und hilft, den eigenen Weg zu finden.

  • Immergrün: stärkt die Wahrnehmung und lässt Zusammenhänge gut erkennen, fördert den Kontakt zu den Ahnen; geräuchert wird das Kraut; NICHT als Tee zubereiten!

  • Quendel: wirkt beim Räuchern reinigend, schützend und stärkend; hilft, sich abzugrenzen und fördert die Abwehrkräfte; geräuchert werden die Blätter oder das ganze Kraut.

  • Sonnenhut: klärt und stärkt; die Blüten werden als Schutzräucherung verwendet.

  • Wacholder: macht wach und lässt im rechten Maß zur Bewegung kommen, ohne die Wurzeln zu verlieren; geräuchert werden Nadeln, Holz oder Beeren.Mistel: bringt Licht ins Unbewusste, fördert eine gute Entwicklung und öffnet den Zugang zu verborgenem Potenzial; geräuchert wird das ganze Kraut; NICHT beziehungsweise nur bedingt als Tee zubereiten!

  • Mädesüßblüten: unterstützen einen Neuanfang, helfen, Vergangenes zu verarbeiten; fördern die Intuition.

  • Holunder: ist die Pflanze des richtigen Zeitpunktes und Tuns; unterstützt Schwellensituationen und hilft, sich zu erden; geräuchert werden die Blüten und das Mark des Holzes.

  • Beifuß: gehört ebenfalls zu den Unterstützern in Schwellensituationen; hilft, den richtigen Weg zu wählen; gibt eine klare Sicht und eine eindeutige Haltung; geräuchert werden Kraut und Blüte.

  • Weihrauch: reinigt die Atmosphäre, unterstützt die Meditation, bringt die Seele ins Gleichgewicht; geräuchert wird das Harz.

  • Rosmarin: stärkt den Willen, reinigt und erfrischt; hilft, bewusst in die Veränderung zu gehen; geräuchert werden die Triebspitzen und Blätter.



Publication History

Article published online:
03 December 2021

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