Aktuelle Dermatologie 2021; 47(11): 467
DOI: 10.1055/a-1579-1113
Editorial

Tabu – Herpes labialis und topisches Glukokortikoid

Taboo – Herpes labials and Topical Glucocorticoids

Authors

  • C. Bayerl

 
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Prof. Dr. med. Christiane Bayerl

Zunächst wünsche ich Ihnen viel Freude beim Quiz mit dem CME-Artikel Herpes Zoster in diesem Heft.

Eine andere Virusinfektion ist der klassischerweise durch Herpes simplex-1, selten durch Herpes simplex-2 ausgelöste Herpes labialis. Diese Dermatose hat keine Saison. Provokationen im Sommer als auch im Winter auf der Skipiste durch UV-Strahlung sind möglich, aber auch bei Infekten, gerade bei den „in loco“ rezidivierenden Verläufen [1]. Streng hält sich der Volksglaube, dass allein durch „sich ekeln“ eine Infektion ausgelöst werden kann.

Ein regelrechtes Mediziner-Tabu ist aber der Einsatz von topischen Glukokortikoiden bei Herpes labialis. Die Palette der Therapieoptionen reicht von topischer antiviraler, adstringierenden und pyhsikalischen Behandlungen bis hin zur systemischen Therapie bei Erstinfektionen als Gingivostomatitis herpetica, bei genitalem Befall oder bei Herpes-Keratitis, bei Herpes-Enzephalitis, bei Eczema herpaticatum oder/und bei Immunsuppression [1].

Aber zurück zum Herpes labialis rezidivans; sollen/dürfen topische Glukokortikoide eingesetzt werden? Die topische antivirale Monotherapie beeinflusst die Dauer des Herpes labialis nur marginal. Die Rolle der Entzündung wird für das Wiederauftreten und die Abheilung als bedeutsam angesehen [2]; daher die Überprüfung eines Kombinationspräparates von 5 % Aciclovir mit 1 % Hydrokortison versus topische antivirale Therapie versus Grundlage der Zubereitung in einer klinischen Studie. Beurteilt wurden die kumulative Fläche der Läsion und das Ausmaß der nicht-ulzerierten Areale neben dem bisher üblichen Parameter, der Dauer der Episode. Tatsächlich lässt sich die Dauer des Herpes labialis von durchschnittlich 5 Tagen nicht beeinflussen, aber die Fläche des betroffenen Areals ist nur halb so groß [2] [3] [4]. Auch die Kombination systemischer antiviraler Therapie mit topischem Glukokortikoid zeigt additive Effekte [5]. Das ist ja immerhin schon eine Hilfe, sowohl für Schmerzen und Missempfinden als auch für Optik und Lebensqualität.

Ihre
Christiane Bayerl, Wiesbaden


Interessenkonflikt

Die Autorinnen/Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.


Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. Christiane Bayerl
Klinik für Dermatologie und Allergologie
Hauttumorzentrum Wiesbaden
Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken
Ludwig-Erhard-Straße 100
65199 Wiesbaden
Deutschland   

Publication History

Article published online:
19 November 2021

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Prof. Dr. med. Christiane Bayerl