Razi SS.
et al.
Significant reduction of postoperative pain and opioid analgesics requirement with
an Enhanced Recovery After Thoracic Surgery protocol.
J Thorac Cardiovasc Surg 2021;
161: 1689-1701
DOI:
10.1016/j.jtcvs.2019.12.137
Die Abteilung für Thoraxchirurgie der Universität Miami/Florida implementierte im
Februar 2018 das ERATS-Programm. Nun berichten die Forscherinnen und Forscher die
Erfolge dieser Qualitätsinitiative. Sie werteten die Daten von 310 Erwachsenen aus,
die sich zwischen Januar 2017 und Januar 2019 einer elektiven roboter- und videoassistierten
Thorakoskopie (R-VATS), sowie von 62 Personen, die sich einer elektiven Thorakotomie
unterzogen hatten. 126 R-VATS und 30 Thorakotomien fielen in die Zeit vor und 184
bzw. 32 in die Zeit nach der ERATS-Umsetzung. Alle Eingriffe erfolgten zum Zweck der
Lungenresektion bzw. der Resektion eines Pleura- oder Mediastinaltumors. Teil des
ERATS-Protokolls war u. a. ein multimodales Schmerzmanagement, welches bspw. die Gabe
opiatsparender Analgetika und die Infiltration der Interkostalräume und des Operationsgebiets
mit liposomalem Bupivacain umfasste. Bei den Thorakotomiepatientinnen und -patienten
wurde zudem auf eine thorakale Epiduralanästhesie verzichtet. Als Studienendpunkte
definierte das Wissenschaftlerteam die subjektive Schmerzbelastung, den Opiatbedarf
vor und nach der Klinikentlassung, postoperative Komplikationen sowie die Liegedauer.
Ergebnisse
Sowohl in der R-VATS- als auch in der Thorakotomie-Gruppe beobachtete das Forscherteam
nach Umsetzung der ERATS-Strategie signifikant geringere postoperative Schmerzen.
Auch im Hinblick auf den postoperativen Opiatbedarf hatte die Qualitätsinitiative
signifikante Vorteile: In der R-VATS-Gruppe nahm die stationär verabreichte Opiatmenge
um 38 % ab – von median 30 auf 18,36 mg Morphinäquivalent/MME (p < 0,009). In der
Thorakotomie-Gruppe veränderte sich der stationäre Opiatbedarf zwar nicht wesentlich
(median 15,48 vs. 21 MME; p = 0,27), der Opiatbedarf nach der Klinikentlassung sank
allerdings in beiden Operationsgruppen deutlich (R-VATS: von median 480 auf 150 MME
bzw. Thorakotomie: von median 887,5 auf 150; jeweils p < 0,001). Im Hinblick auf die
kurzfristigen postoperativen Behandlungsergebnisse – Komplikationsrate, Liegedauer
und Wiederaufnahmerate – stellten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weder
in der R-VATS- noch in der Thorakotomie-Gruppe vor und nach Implementierung des ERATS-Protokolls
signifikante Veränderungen fest.
Das ERATS-Programm mit besonderem Schwerpunkt auf dem multimodalen Schmerzmanagement,
so das Fazit der Autorinnen und Autoren, reduziert postoperative Schmerzen sowie den
Analgetikabedarf vor und nach der Klinikentlassung, ohne dabei die Behandlungsergebnisse
negativ zu beeinflussen. Die Senkung des Opiatbedarfs hat dabei insbesondere angesichts
der Opiatmissbrauchsproblematik in den USA eine große Relevanz, meinen sie.
Dr. med. Judith Lorenz, Künzell