Pneumologie 2021; 75(12): 926-927
DOI: 10.1055/a-1654-3941
Pneumo-Fokus

Atemnot-Ambulanz steigert Lebensqualität von Patienten mit chronischer Atemnot

Schunk M. et al.
Effectiveness of a specialised breathlessness service for patients with advanced disease in Germany: a pragmatic fast-track randomised controlled trial (BreathEase).

Eur Respir J 2021; 58
DOI: 10.1183/13993003.02139-2020
 

Atemnot ist ein häufiges Symptom in fortgeschrittenen Stadien von bspw. Krebs oder der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD). Viele Patienten berichten über eine hohe Symptombelastung und leiden unter Angstzuständen. In Großbritannien entwickelte man daher spezialisierte Dienste, die eine multidisziplinäre Intervention anbieten – mit Erfolg. Vor einigen Jahren wurde ein solcher Dienst auch in Deutschland eingerichtet und nun getestet.


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Die Münchner Atemnot-Ambulanz (MAA) ist am Klinikum der Universität München angesiedelt, wird von Ärzten der Palliativ- und Beatmungsmedizin betreut und bietet Zugang zu spezialisierten Physiotherapeuten sowie, falls erforderlich, zu Lungenfachärzten und Psychologen. Die MAA bietet eine multiprofessionelle, symptomorientierte Kurzzeitintervention für Menschen mit verminderter gesundheitsbezogener Lebensqualität aufgrund von Atemnot in fortgeschrittenen Krankheitsstadien. Sie wird über einen Zeitraum von 5–6 Wochen durchgeführt und zeichnet sich durch einen ganzheitlichen Behandlungsansatz aus. In einer einfachblinden, randomisierten Fast-Track-Studie („BreathEase“) bewerteten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nun die Wirksamkeit der Münchner Atemnot-Ambulanz bei Patienten mit chronischer Atemnot in fortgeschrittenen Krankheitsstadien. Dabei ermittelten die Forschenden die Wirkung der MAA auf die Bewältigung der Atemnot, die Lebensqualität und die Symptombelastung bei Patienten mit Atemnot im Vergleich zu einer üblichen Versorgung. In die zwischen März 2014 und April 2019 durchgeführte Studie wurden alle Patienten aufgenommen, die unter Atemnot (in Ruhe und bei Belastung) litten und diese auf eine fortgeschrittene und fortschreitende Krankheit wie Krebs, COPD, chronische Herzinsuffizienz, interstitielle Lungenerkrankung oder pulmonale Hypertonie zurückzuführen war. Anschließend wurden die Patienten per Zufallsprinzip der Interventions- oder der Kontrollgruppe zugewiesen. Die Interventionsgruppe besuchte die MAA 5–6 Wochen lang (Patienten hatten innerhalb von 6 Wochen bis zu 2 persönliche Kontakte mit Palliativmedizinern und 3–4 spezialisierte physiotherapeutische Behandlungen für die Atmung), die Kontrollgruppe begann erst nach 8-wöchiger Standardbehandlung eine MAA-Behandlung. Primäre Endpunkte waren 1. die Bewältigung der Atemnot durch die Patienten (gemessen mit dem Chronic Respiratory Disease Questionnaire [CRQ]), 2. die Lebensqualität (CRQ QoL), 3. die Symptombelastung (ermittelt mit der Integrated Palliative Care Outcome Scale [IPOS]) und 4. die Belastung der pflegenden Angehörigen (ermittelt mit dem Zarit Burden Interview [ZBI]). Die Ergebnisse wurden vor der Randomisierung (T0) und am Ende der Intervention (T1) ermittelt.

Ergebnisse

Insgesamt umfasste die Studie 183 Patientinnen und Patienten. Davon wurden 92 Patienten der Interventionsgruppe und 91 Patienten der Kontrollgruppe zugeordnet. Noch vor der Nachuntersuchung nach 8 Wochen (T1) schieden 17 bzw. 5 Patienten aus der Interventions- bzw. Kontrollgruppe aus.

  • Die Intention-to-treat-Analyse ergab eine signifikante Verbesserung des CRQ um 0,367 (95 %-KI 0,065–0,669) Punkteinheiten und der CRQ-QoL um 0,226 (95 %-KI 0,012–0,440) Punkteinheiten bei T1 zugunsten der Interventionsgruppe. Bei IPOS konnte keine signifikante Veränderung festgestellt werden.

  • In den explorativen Analysen zeigte sich keine signifikante Verbesserung bei der Belastung der pflegenden Angehörigen.

Fazit

Angesichts der alternden Bevölkerung wird die Häufigkeit von Atemnot weiter zunehmen und innovative Ansätze im Gesundheitswesen erfordern, so die Autoren der Studie. Dabei könnten Dienste wie die Münchner Atemnot-Ambulanz eine Lösung sein, wie die Ergebnisse der Studie zeigen. So wirkte sich die MAA sowohl auf die Bewältigung der Atemnot als auch auf die Lebensqualität der Patienten in fortgeschrittenen Krankheitsstadien positiv aus und reduzierte damit die Belastung der Patienten.

Leandra Metzger, Stuttgart


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Publication History

Article published online:
07 December 2021

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