Aktuelle Rheumatologie 2022; 47(01): 1
DOI: 10.1055/a-1656-1022
Editorial

Editorial

Christoph Gutenbrunner
,
Ralph Gaulke
 

    Liebe Leserinnen und Leser,

    Hilfsmittel und technische Hilfen sind seit jeher fester Bestandteil der Therapie und Rehabilitation rheumatischer Erkrankungen. Sie sind als körpernahe Hilfen für den Gelenkschutz und die Führung von Bewegungen, aber auch zur Kompensation ausgefallener Funktionen wichtig. Hilfsmittel können auch zur Verbesserung von Aktivitäten und Teilhabe beitragen, z. B. im Sinne adaptierter Gerätschaften und Werkzeuge bis hin zur spezifisch-ergonomischen Gestaltung der häuslichen und Arbeitsplatzumgebung. Eine zentrale Rolle haben vor allem auch die unterschiedlichen Mobilitätshilfen.


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    Christoph Gutenbrunner
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    Ralph Gaulke

    Die Bedeutung assistiver Technologien in der Rehabilitation wird auch dadurch unterstrichen, dass die Weltgesundheitsversammlung 2018 in einer Resolution betont hat, dass solche Hilfsmittel weltweit für alle Menschen mit entsprechenden Bedarfen zur Verfügung gestellt werden sollten. Hierzu wurde von der Weltgesundheitsversammlung eine Liste essenziell notwendiger Hilfen erstellt. Dabei geht es nicht nur darum, die höchsten technischen Standards zu erreichen, sondern vielmehr dass die Hilfsmittel real zur Verfügung stehen, sicher und zuverlässig funktionieren und den funktionellen Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer genüge tun.

    Neben den klassischen seit Jahren und Jahrzehnten bewährten Hilfsmitteln eröffnet der technische Fortschritt aber auch neue Perspektiven. Beispiele hierfür sind digitale Techniken, die Robotik und auch die Anwendung der virtuellen Realität. Hier scheint – cum grano salis – alles machbar und möglich und jede Funktion und Aktivität kann im Prinzip unterstützt werden. Auch können geschädigte oder krankheitsbedingt verloren gegangenen Körperstrukturen ersetzt werden. Beispiele hierfür sind die sogenannten Exoskelette oder die myoelektrischen Armprothesen. Last but not least kann durch technische Lösungen die Teilhabe verbessert werden, beispielsweise durch Kommunikationshilfen.

    Aus medizinischer Sicht stellt sich in diesem Zusammenhang eine Reihe von Fragen, die nicht immer ohne weiteres beantwortet werden können: Welches Funktionsdefizit soll kompensiert bzw. welche Funktion soll ersetzt werden? Handelt es sich um ein funktionsunterstützendes Hilfsmittel oder um ein Übungsgerät? Erfüllt das Gerät die Anforderung an die alltägliche Nutzung und ist diese für die Nutzerinnen und Nutzer komfortabel? Sind die Effekte tatsächlich relevant? Und last but not least, entsprechen die Hilfsmittel den Anforderungen an medizinische Produkte, an Wirksamkeit und Unbedenklichkeit, sind also Sicherheit und Wirtschaftlichkeit nachgewiesen?

    Um sich diesen Fragen anzunähern, finden Sie in diesem Themenheft eine Reihe von Artikeln, in denen sowohl die klassischen Hilfsmittel als auch die neuen Technologien im Hinblick auf ihre Sinnhaftigkeit in der Behandlung von Patientinnen und Patienten mit rheumatischen Erkrankungen diskutiert werden. Dabei können – nicht zuletzt wegen der raschen technologischen Entwicklungen – in vielen Fällen keine abschließenden Schlussfolgerungen gezogen werden, vielmehr geht es darum den Stand Anfang der 2020er-Jahre fachkundig zu referieren.

    Hannover, Februar 2022

    Christoph Gutenbrunner & Ralph Gaulke


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    Korrespondenzadresse

    Prof. Dr. med. Christoph Gutenbrunner
    Medizinische Hochschule Hannover
    Klinik für Rehabilitationsmedizin
    Carl-Neuberg-Straße 1
    30625 Hannover

    Publication History

    Article published online:
    10 February 2022

    © 2022. Thieme. All rights reserved.

    Georg Thieme Verlag KG
    Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany

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