Die Bedeutung assistiver Technologien in der Rehabilitation wird auch dadurch
unterstrichen, dass die Weltgesundheitsversammlung 2018 in einer Resolution betont
hat, dass solche Hilfsmittel weltweit für alle Menschen mit entsprechenden
Bedarfen zur Verfügung gestellt werden sollten. Hierzu wurde von der
Weltgesundheitsversammlung eine Liste essenziell notwendiger Hilfen erstellt. Dabei
geht es nicht nur darum, die höchsten technischen Standards zu erreichen,
sondern vielmehr dass die Hilfsmittel real zur Verfügung stehen, sicher und
zuverlässig funktionieren und den funktionellen Bedürfnissen der
Nutzerinnen und Nutzer genüge tun.
Neben den klassischen seit Jahren und Jahrzehnten bewährten Hilfsmitteln
eröffnet der technische Fortschritt aber auch neue Perspektiven. Beispiele
hierfür sind digitale Techniken, die Robotik und auch die Anwendung der
virtuellen Realität. Hier scheint – cum grano salis – alles
machbar und möglich und jede Funktion und Aktivität kann im Prinzip
unterstützt werden. Auch können geschädigte oder
krankheitsbedingt verloren gegangenen Körperstrukturen ersetzt werden.
Beispiele hierfür sind die sogenannten Exoskelette oder die myoelektrischen
Armprothesen. Last but not least kann durch technische Lösungen die Teilhabe
verbessert werden, beispielsweise durch Kommunikationshilfen.
Aus medizinischer Sicht stellt sich in diesem Zusammenhang eine Reihe von Fragen, die
nicht immer ohne weiteres beantwortet werden können: Welches
Funktionsdefizit soll kompensiert bzw. welche Funktion soll ersetzt werden? Handelt
es sich um ein funktionsunterstützendes Hilfsmittel oder um ein
Übungsgerät? Erfüllt das Gerät die Anforderung an
die alltägliche Nutzung und ist diese für die Nutzerinnen und Nutzer
komfortabel? Sind die Effekte tatsächlich relevant? Und last but not least,
entsprechen die Hilfsmittel den Anforderungen an medizinische Produkte, an
Wirksamkeit und Unbedenklichkeit, sind also Sicherheit und Wirtschaftlichkeit
nachgewiesen?
Um sich diesen Fragen anzunähern, finden Sie in diesem Themenheft eine Reihe
von Artikeln, in denen sowohl die klassischen Hilfsmittel als auch die neuen
Technologien im Hinblick auf ihre Sinnhaftigkeit in der Behandlung von Patientinnen
und Patienten mit rheumatischen Erkrankungen diskutiert werden. Dabei können
– nicht zuletzt wegen der raschen technologischen Entwicklungen – in
vielen Fällen keine abschließenden Schlussfolgerungen gezogen
werden, vielmehr geht es darum den Stand Anfang der 2020er-Jahre fachkundig zu
referieren.
Hannover, Februar 2022
Christoph Gutenbrunner & Ralph Gaulke