Zusammenfassung
Während einer laufenden Immuntherapie mit Bienengift bei einer auf Bienengift monosensibilisierten
Patientin wurde im 3. Jahr irrtümlicherweise eine Erhaltungsdosis Wespengift verabreicht.
Es traten keine unmittelbaren Nebenwirkungen auf, hingegen konnte nach einigen Wochen
ein Anstieg der initial negativen wespengiftspezifischen IgE- und IgG-Antikörper dokumentiert
werden. Es muss somit von einer aktiven Sensibilisierung durch die hohe Einmaldosis
Wespengift ausgegangen werden. Die Immuntherapie mit Bienengift konnte nach der empfohlenen
Dauer von 5 Jahren vollendet werden. Eine akzidentelle nachweislich aktive Sensibilisierung
auf ein Allergen ist sehr selten, dürfte aber einen Verstoß gegen die Pflichten aus
dem Behandlungsvertrag darstellen und möglicherweise sogar den Tatbestand der Körperverletzung
erfüllen. Die permanente Schädigung kann rechtlich schwerer wiegen als ein einmaliger
Dosierungsfehler. Die strikte Anwendung von Leitlinienempfehlungen ist zur Vermeidung
von systematischen und menschlichen Fehlern unabdingbar.
Abstract
In a patient monosensitized to bee venom, a maintenance dose of wasp venom was erroneously
administered in the 3rd year during her ongoing immunotherapy with bee venom. There
were no immediate side effects, but after a few weeks an increase of the initially
negative wasp venom specific IgE and IgG antibodies could be documented. Thus, an
active sensitization by the high single dose of wasp venom must be assumed. Immunotherapy
with bee venom could be completed after the recommended duration of 5 years. Accidental
demonstrable active sensitization to an allergen is very rare but is likely to constitute
a breach of obligations under the treatment contract, and may even constitute a body
injury. Permanent injury may be legally more serious than a one-time dosing error.
Strict application of guideline recommendations is essential to avoid systematic and
human errors.