MSK – Muskuloskelettale Physiotherapie 2022; 26(01): 1
DOI: 10.1055/a-1685-6573
Editorial

Physiotherapie bei Musikerinnen und Musikern

Sarah Lesjak
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Fiona Morrison
 

Willkommen zur 1. Ausgabe der MSK im Jahr 2022! Das Jahr beginnt mit einer Veränderung unseres Teams: Pascale Gränicher aus der Schweiz gehört ab 2022 zum Herausgeberteam! Herzlich willkommen, wir freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit. Das Editorial übernimmt Sarah Lesjak, Geigerin und Physiotherapeutin mit einem Master-Abschluss in „Performing Arts Medicine“ des University College London. Sie arbeitet als Physiotherapeutin in Graz und absolviert berufsbegleitend das Master-Studium „Muskuloskelettale Therapie (Manuelle Therapie – OMT)“ an der Hochschule Osnabrück.

Herzliche Grüße und Ihnen/Euch einen guten Start in das Jahr 2022!
Fiona Morrison


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Musiker-Physiotherapie

Ein hoher Anteil an Musikerinnen und Musikern erlebt Beschwerden am Bewegungsapparat [1], [2], [3], [4], aber nur ein relativ geringer Anteil nimmt Physiotherapie (PT) in Anspruch. Einerseits ist PT unter den Betroffenen kaum bekannt, andererseits sind die Erfahrungen mit PT oftmals negativ. Betroffene berichten von fehlendem Verständnis bezüglich der körperlichen und psychischen Anforderung des Instrumentalspiels und der Rolle des Instruments in ihrem Leben oder von „pauschalen“ Behandlungsvorschlägen, die nicht mit den Alltagsanforderungen vereinbar sind [5]. Auf Basis solcher Erfahrungen zögern sie, Therapie in Anspruch zu nehmen und versuchen sich in Eigenbehandlungen. Folglich finden sich manche in einem Teufelskreis aus symptomfreien Zeiten und Rezidiven wieder.

„Musiker-Physiotherapeut*innen“ wissen um die beitragenden Faktoren [6], [7]. Die Evaluation der körperlichen Belastung durch die Spieltätigkeit ist Bestandteil ihres Clinical-Reasoning-Prozesses und umfasst eine gründliche Anamnese sowie Haltungs- und Bewegungsanalyse mit und ohne Instrument. Die Behandlungsmaßnahmen der „Musiker-Physiotherapie“ sind keine dezidiert speziellen Konzepte, sollten allerdings Edukation und gegebenenfalls Anpassungen am Instrument beinhalten. Die Erarbeitung von Übe-Strategien im Sinne der Belastungssteuerung richtet sich nach dem Anspruch des gespielten Repertoires. Pausenmanagement und alternative Techniken wie mentales Training ergänzen diese Maßnahmen. Adaptationen am Instrument werden in Anbetracht der körperlichen und instrumentalen Gegebenheiten in enger Zusammenarbeit mit den Musikerinnen und Musikern abgesprochen, mit dem Ziel, Rezidiven vorzubeugen. Dabei handelt es sich nicht um Änderungen der künstlerisch-technischen Bedienung des Instruments. Ein Vergleich zur Sportphysiotherapie: Trainings- & Wettkampfbelastung, „Ausrüstung“ und mit Ausfall/Verletzung einhergehende sozio-emotionale Belastungen sind zu berücksichtigende Faktoren der Untersuchung bzw. Behandlung.

Fortbildungen erweitern den klinischen Prozess, um zielgerichtete Maßnahmen setzen zu können. Möglichkeiten der Zusatzausbildung umfassen z. B.: das Master-Programm am University College London [8] oder Symposien und Literatur der unterschiedlichen Dachverbände [9], [10], [11], [12], [13]. Ein Lehrgang „Musiker-Physiotherapie“ wäre ideal, um Forschung mit angewandter Praxis zu verknüpfen. Die Artikel dieser Ausgabe geben einen Einblick in den aktuellen Forschungsstand und klinischen Alltag der Musiker-Physiotherapie.

Sarah Lesjak, M.Sc.


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Sarah Lesjak

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Korrespondenzadresse

Sarah Lesjak
Fiona Morrison

Publication History

Article published online:
14 February 2022

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