Aktuelle Kardiologie 2022; 11(03): 219-226
DOI: 10.1055/a-1738-0836
Kurzübersicht

Herzschrittmachertherapie bei Sinusknotenerkrankung, Reflexsynkopen, seltenen Herzerkrankungen & besonderen Situationen

Cardiac Pacing in Patients with Sinus Node Disease, Reflex Syncopes, Rare Heart Diseases and in Specific Conditions
1   Klinik für Kardiologie, Rhythmologie und Elektrophysiologie, Sana-Klinikum Remscheid GmbH, Remscheid, Deutschland (Ringgold ID: RIN37081)
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Zusammenfassung

Durch die neuen ESC-Leitlinien zur Herzschrittmacher- und kardialen Resynchronisationstherapie ändert sich die Indikationsstellung nur in wenigen Bereichen. Für Patienten mit Tachykardie-Bradykardie-Syndrom, bei denen Vorhofflimmern nicht primär mit Katheterablation behandelt werden soll, wird die Indikation zur Schrittmachertherapie erleichtert. Gleiches gilt aber auch für Patienten mit Sinusknotenerkrankung und vermutetem Symptom-EKG-Zusammenhang, die nun im Gegensatz zu den Leitlinien von 2013 auch bei leichter Symptomatik und ohne definierte Pausenlänge im Einzelfall einen Schrittmacher erhalten können. Bei Verdacht auf Reflexsynkopen wird analog zur Synkopenleitlinie von 2018 ein diagnostischer Algorithmus aus Kipptischuntersuchung, Karotis-Druckversuch und – im Fall von nicht diagnostischen Ergebnissen – Implantation eines Ereignisrekorders empfohlen. Erstmals finden sich auch eigenständige Indikationen zur Schrittmachertherapie nach Implantation von Transkatheter-Aortenklappen.

Abstract

In general, pacemaker indications were only slightly changed through the 2021 ESC guidelines on cardiac pacing and cardiac resynchronization therapy. For patients with bradycardia-tachycardia syndrome, who are not candidates for catheter ablation of atrial fibrillation, pacemaker indication is facilitated. Same is true for patients with sinus node disease, in whom a correlation between ECG findings and symptoms is only suspected: in contrast to the 2013 ESC guidelines, a pacemaker may be implanted even in absence of severe symptoms and without evidence of pauses increasing a defined length. Similar to 2018 ESC guidelines on syncopes, an algorithm is recommended for patients suspected for reflex syncopes compromising tilt table testing, carotis sinus massage and – in case of negative or unclear results – implantation of a loop recorder. For the first time, special indications for pacemaker implantation after transcatheter aortic valve replacement were recommended.

Was ist wichtig?
  • Bei Patienten mit Sinusknotenerkrankung wird in den aktuellen Leitlinien [1] ähnlich wie bereits in den ESC-Leitlinien von 2013 [2] betont, dass möglichst ein Zusammenhang zwischen Symptomen und EKG-Befund nachgewiesen werden soll, da nur in diesem Fall eine eindeutige Indikation zur Schrittmachertherapie besteht.

  • Bei Verdacht auf Reflexsynkopen wird stärker als zuvor die diagnostische Bedeutung einer Kipptischuntersuchung hervorgehoben, die nun gleichwertig zum Karotis-Druckversuch und dem Nachweis von Pausen im implantierten Ereignisrekorder empfohlen wird. Neu ist, dass dieser diagnostische Ablauf auch für Patienten mit rezidivierenden, unklaren Sturzereignissen empfohlen wird.

  • Erstmalig werden über hochgradige AV-Blockierungen hinausgehende Indikationen zur Herzschrittmachertherapie nach Transkatheter-Aortenklappen-Implantation (TAVI) eingeführt, zugleich wird aber die prophylaktische Herzschrittmacherimplantation vor TAVI als kontraindiziert klassifiziert.



Publication History

Article published online:
09 June 2022

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