Auch im Jahr 2021 konnte sich der Arbeitskreis Gerontopsychiatrie der BDK nicht in
Form einer Präsenzveranstaltung treffen, die Frühjahrstagung erfolgte daher erneut
in Form einer „Online“-Tagung per Videokonferenz am 29. und 30. April 2021.
Inzwischen hatten alle Teilnehmende umfangreiche Erfahrungen mit Videokonferenzen
gesammelt, sodass der fachliche Austausch auch „online“ auf einem hohen Niveau erfolgte.
Trotzdem: der persönliche Austausch am Rande der Tagung unter vier Augen oder das
Knüpfen von neuen Kontakten ist in einer Videokonferenz eben nicht möglich. Der Aufbau
von Netzwerken ist somit gerade für neu hinzugekommene Teilnehmerinnen und Teilnehmer
besonders erschwert. Der Ablauf der Frühjahrstagung orientierte sich stark am gewohnten
Format der Präsenztagungen der vorherigen Jahre, in dem der Präsident der DGGPP zunächst
über die Aktivitäten der Fachgesellschaft und aktuelle Entwicklungen berichtete. Auch
die Aktivitäten der DAGPP wurden vorgestellt.
Im Rahmen von Kurzvorträgen wurden von den Teilnehmenden zunächst aktuelle Fragen
der Pharmakotherapie bei älteren Menschen diskutiert. In diesem Zusammenhang wurden
auch Erfahrungen mit Regressverfahren bei bestimmten Arzneimitteln ausgetauscht. Abschließend
wurde die Frage von medikamentösen Behandlungskonzepten bei ADHS im höheren Lebensalter
beraten.
Eine Delfi-Befragung von Expertinnen und Experten in der Alterspsychiatrie zur Lithiumbehandlung
im höheren Lebensalter wurde vorgestellt und eine Expertengruppe zusammengestellt.
Die Ergebnisse dieser Arbeitsgruppe werden in der nächsten Frühjahrstagung vorgestellt
werden. Anette Richert (Berlin) erläuterte die aktuellen Regelungen der PPP-RL zur
quartalsbezogenen Nachweispflicht der personellen Besetzung und dem damit verbundenen
bürokratischen Aufwand. Mögliche Konsequenzen für die Kliniken aufgrund der begrenzten
Personalressourcen wurden diskutiert. Auch wurde das EPPIK-Projekt vorgestellt, dessen
Ziel die Überprüfung des Plattformmodells der Personalbemessung in der Psychiatrie
und Psychosomatik ist. Hier bietet sich die Möglichkeit, dass sich die Kliniken mit
Repräsentanten einzelner Berufsgruppen aktiv an der geplanten Befragung beteiligen.
Im abschließenden Erfahrungsaustausch der Kliniken zur COVID-19-Pandemie zeigten sich
sehr unterschiedliche pandemiebezogene Konsequenzen für die einzelnen Standorte. Zum
Teil hatten sich gravierende Ausbruchsgeschehnisse ereignet mit vielen erkrankten
Patienten und auch Todesfällen sowie erheblichen krankheitsbedingten Personalausfällen,
einzelne Kliniken schilderten hingegen vergleichsweise wenig Einflüsse auf die Versorgung
durch die COVID-19-Pandemie. Es zeigte sich, dass bauliche Besonderheiten in den einzelnen
Kliniken für das Management von Ausbruchsgeschehen weitreiche Konsequenzen hatten,
der Anteil an Ein- und Zweibettzimmern spielt eine Rolle, aber auch die Möglichkeit
segmentierter Stationsbereiche zur Schaffung von Kohorten-Isolierungen erscheint bedeutsam.
Die Folgen der fehlenden oder stark reduzierten komplementären Pflege- und Behandlungsangebote
für psychisch kranke ältere Menschen wurden eingehend beraten, insbesondere auch mögliche
Einflüsse auf suizidales Verhalten älterer Menschen. Während in einigen Einrichtungen
gerontopsychiatrische Tageskliniken vollkommen geschlossen wurden, wurde in anderen
Kliniken mit z. T. reduzierter Belegung das teilstationäre Angebot aufrechterhalten.
Die damit verbundenen organisatorischen Fragen (Symptom-Monitoring, Frequenz von Antigen-Schnelltests)
wurden erörtert. Auch das Thema der Erschöpfung von Mitarbeitenden im zweiten Jahr
der Pandemie wurde eingehend beraten.
Die Herbsttagung des Arbeitskreises Gerontopsychiatrie fiel in 2021 zusammen mit der
Jahrestagung der Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und Psychotherapie (DGGPP) die
als Präsenz- und als Onlineveranstaltung vom 13.–15.10.2021 in Essen stattfand. Unter
dem Tagungsthema „Gerontopsychiatrie 2021 – Chancen nutzen …“ fanden unterschiedliche
Symposien zu spannenden aktuellen Themen wie z. B.: Pandemie und ihre Auswirkung auf
die gerontopsychiatrische Versorgung; Gerontopsychiatrie und Geriatrie; Delirprävention;
Assistierter Suizid; Alterspsychotherapie u. v. m. statt. Eröffnet wurde die Tagung
mit einem Ganztagesseminar zum Thema „Das Leben vom Ende her Denken“. Die Möglichkeit
der Präsenzteilnahme gab den Teilnehmern die Chance des Wiedersehens, des Austausches
und war eine sehr willkommene Abwechslung zu den auch erfolgreichen Online-Treffen
der letzten beiden Jahre.
Die Frühjahrstagung 2022 ist als Präsenztagung vom 12. bis 13. Mai 2022 im Helios
Hanseklinikum, Große Parower Straße 47–53, 18435 Stralsund, geplant.
Prof. Dr. med. Tillmann Supprian, Dr. med. Bernd Meissnest