Nervenheilkunde 2022; 41(06): 431
DOI: 10.1055/a-1755-8026
Buchbesprechungen

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Andreas Hillert
1   Prien am Chiemsee
,
Claudia Kemper
2   Bremen
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Erschlagen. Mord am Golfplatz. Overbecks 4. Fall

Michael Philipp: Erschlagen. Mord am Golfplatz. Overbecks 4. Fall. Calw: Südwestbuch Verlag, 2022, 280 Seiten, 13,00 Euro, ISBN 9783964380487

Nachdem nicht wenige Ärzte und Psychotherapeuten, zumal mit zunehmendem Lebensalter, dem Golfsport ihre Referenz erweisen, wäre der vorliegende Roman auch ohne weitergehende psychiatrische Bezüge für eben diese Berufsgruppen von Interesse gewesen. Ein Reporter der neuen Züricher Zeitung wird auf einem soeben eingeweihten niederbayerischen Golfplatz ermordet aufgefunden. Erschlagen mit einem Golfschläger. Der ehemalige Polizist und Detektiv Horst Overbeck und seine polizistische Lebensgefährtin Eva Heinrichsen sind in mehreren Hinsichten in den Fall verwickelt. Wobei es zunächst mehr als den Anschein hat, dass Machenschaften im Baugewerbe, illegale Absprachen in Baukartelle, hinter dem Mordfall stehen. Aber wer, außer einem Profi, wäre überhaupt in der Lage, mit einem Golfschläger einen gezielt tödlichen Schlag auszuführen? Daneben geht es natürlich auch – aber eben nicht nur – um Beziehungsfragen. Die Problematik eines manisch-depressiven Bauunternehmers wird geschildert, das tragische Schicksal schwerbehinderter, tabuisierter Familienangehöriger klingt an und ein wahnhaft seiner Gattin nachspionierender Ehemann gibt Anlass zur Reflexion des Umstandes, dass sich im realen Leben zu ziemlich alles vermischt, von Habgier über Erotik, von seelischen Erkrankungen bis zu krimineller Energie, von den kleinen Problemen des Alltags bis zu epochalen Verwerfungen unter anderem in umschriebenen Interessengruppen etwa der Wirtschaft. „Erschlagen“ geht damit weit über das hinaus, was von und in Romanen üblicherweise zu erwarten wäre, was wiederum angesichts des einschlägigen Autors, der Psychiater Michael Philipp, dem langjährigen Chefarzt der psychiatrischen Klinik in Landshut, nicht (mehr) überrascht. Schließlich ist es der 4. Band, in dem er seinen Detektiv Overbeck in der Gegend um Landshut in kriminalistischer Mission tätig sein lässt. Ein Fachbuch? Sicher nicht. Aber ein Buch auch für medizinisch-therapeutische Fachleute, die über ihr Fach hinaus neugierig sind und Spaß an vielschichtig-diffizilen Konstellationen haben, wie sie guten Romanen eigen sind.

Andreas Hillert, Prien am Chiemsee


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Die Zukunft der Gesundheits(fach)berufe

Roy Kühne, Jürgen Graalmann, Franz Knieps (Hrsg.) Die Zukunft der Gesundheits(fach)berufe. Berlin: MWV Verlag, 2021, 299 Seiten, 49,95 Euro, ISBN 9783432106502

Die Gesundheitsversorgung steht vor großen Herausforderungen und fordert die Weiterentwicklung der darin Tätigen. Das Tätigkeitsspektrum der Gesundheitsfachberufe muss sich erweitern und verändern. Die Delegation bislang ärztlicher Leistungen an die Gesundheitsfachberufe wird allein durch einen steigenden Versorgungsbedarf und Mangel an Ärzten einen zunehmenden Diskussionsraum einnehmen. Vor diesem Hintergrund verspricht ein Buch viel „Sprengstoff“, das schon im Vorwort mit der Forderung beginnt: „Kompetenzen stärken und Verantwortung anbieten“. Die 36 Autoren stellen die Herausforderungen an die Berufe in diversen Facetten dar und machen deutlich, welchen wesentlichen Beitrag die Berufe in der Versorgung von morgen leisten können. Nach einem allgemeinen Teil, der die Rolle der Gesundheitsfachberufe analysiert und deren Potenzial aufzeigt, folgt der Hauptteil mit Einzelkapiteln für jeden Beruf. In 14 Beiträgen bieten die Autoren viel Diskussionspotenzial. Der abschließende Teil „Aufbruch 2030“ bündelt Potenzial und Perspektiven und formuliert gemeinsame Positionen.

Als Grundlage für berufspolitische Diskussionen bietet das Werk viel Informatives, Innovatives und Kontroverses. Trotz der Heterogenität der Berufe mit teils sehr unterschiedlichen Rahmenbedingungen und Perspektiven macht das Buch eine Gemeinsamkeit deutlich: Den Herausforderungen kann nur mit mehr Kompetenz und Verantwortung begegnet werden! Wer berufs- und gesundheitspolitisch interessiert ist, sollte dieses Buch gelesen haben.

Claudia Kemper, Bremen


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Publication History

Article published online:
07 June 2022

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