CC BY-NC-ND 4.0 · Laryngorhinootologie 2022; 101(S 01): S1-S2
DOI: 10.1055/a-1803-9072
Editorial

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Article in several languages: deutsch | English
 

    Sehr geehrte Frau Kollegin, sehr geehrter Herr Kollege,

    es freut mich, Ihnen den Band mit der Veröffentlichung der Referate zum Jahreskongress 2022 überreichen zu können. Das Motto unserer diesjährigen Jahresversammlung, die wir vom 25. bis 28.05.2022 in Hannover abhalten werden, ist „Fokus Mensch im Mittelpunkt der technisierten Medizin“. Nach zwei Jahren Pandemie mit Ausfall der 91. Jahresversammlung und Zusammenlegung mit der 92. Jahresversammlung zu einer rein digitalen Veranstaltung ist dies wieder der erste Präsenzkongress. Das Motto des Kongresses ist nicht zufällig gewählt. Denken wir an die zahlreichen technischen Innovationen im Kopf-Hals-Bereich, von denen unsere Patienten enorm profitieren.


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    Prof. Dr. Dr. H.-J. Welkoborsky

    So stehen die Referate unter dem Oberbegriff „Bio-Implantate – interdisziplinär“ und sollen damit auch den hohen interdisziplinären Charakter unseres Fachs zum Ausdruck bringen. Gerade die Bioimplantate stehen für die enormen technischen Verbesserungen, mit denen zahlreiche Behinderungen zu bessern oder zu beseitigen sind. Dabei ist die Rehabilitation von Patienten*innen mit Hörstörungen eine Domäne der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde. S. Lailach et al. berichten über die Ergebnisse der Implantation von aktiven Mittelohrimplantaten, insbesondere auch im Hinblick auf die Lebensqualität Betroffener. T. Lenarz et al. stellen das aktuelle Konzept und die Therapieergebnisse der Cochlea-Implantat-Versorgung vor und gehen der Frage nach, welche Auswirkungen diese auf die Lebensqualität haben. Seit Jahren wird an der Entwicklung von Retinachips und anderen Möglichkeiten des künstlichen Sehens geforscht, womit Patienten nach einer Erblindung wieder eine gewisse Sehkraft erlangen können. Die Forschungen und deren aktueller Stand werden von P. Walter, Aachen, referiert. CAD-gefertigte patientenindividuelle Implantate eignen sich in besonderer Weise zur Rekonstruktion z. B. des Mittelgesichts nach Traumen mit Substanzverlusten oder nach Operation von Tumoren. Die von N. C. Gellrich und Mitarbeitern entwickelten Konzepte stellen die derzeit innovativste Möglichkeit der Rekonstruktion des Mittelgesichtes dar. A. Steffen referiert in seinem State-of-the-Art-Vortrag über den Stand der Forschung und des klinischen Einsatzes des N. hypoglossus-Schrittmachers, der unseren Patienten mit OSAS und CPAP-Maskenintoleranz deutliche Linderung der Symptome bringt. In seinem Referat wird ausgiebig der Patientennutzen diskutiert. Die N. vagus-Stimulator-Implantation stellt für die HNO-Heilkunde einen Randbereich dar. Die Indikation für eine Vagusnervstimulatorimplantation bei therapierefraktärer Epilepsie wird von den Epileptologen gestellt, so dass hier der HNO-Arzt als Halschirurg die Rolle des Dienstleisters für die Durchführung der Operation hat. H. Möbius et al. stellen die physiologischen Grundlagen sowie die Technik und die Operation vor und diskutieren deren Auswirkungen auf die Lebensqualität von Betroffenen. Eine für den einzelnen Patienten sehr aussichtsreiche Therapie ist die Implantation von passiven Bioimplantaten bei Stimmlippenlähmung, und auch – in den letzten Jahren zunehmend im Fokus der Forschung – die Implantation von aktiven Bioimplantaten zur Wiedererlangung einer Stimmbandbeweglichkeit. A. Müller, Gera, gibt einen Überblick über den Stand der Forschung und des klinischen Einsatzes dieser innovativen Behandlungsform.

    Mit den heute zur Verfügung stehenden Bioimplantaten ist die technische Weiterentwicklung noch lange nicht beendet; im Gegenteil: Wir stehen mit der Robotik und der Einführung von Assistenzsystemen in den OP-Sälen am Beginn einer zweiten Innovationswelle, von denen unsere Patienten*innen erheblich profitieren werden und die Operationen sicherer und minimalinvasiver sowie punktgenauer machen werden. So steht die Robotik im Operationssaal im Mittelpunkt von zwei Referaten: T. Hussain, Essen, diskutiert, ob Patienten*innen von dem Einsatz roboterassistierter Operationen profitieren. Als Beispiel werden u. a. die Tumoroperationen genannt, und es werden die Ergebnisse der roboterassistierten Chirurgie mit denen der konventionellen mikrochirurgischen Laserchirurgie verglichen. Sadeghian et al., München, wagen einen Ausblick auf die Zukunft und gehen der Frage nach, inwieweit es zukünftig vernetzte, lernfähige Maschinen in der Medizin geben wird. Sie diskutieren die sehr naheliegende Frage der Mensch-Roboter-Interaktion und wie sich diese in der Zukunft mutmaßlich darstellen wird.

    Die Referate zeigen aber auch, dass im Mittelpunkt aller dieser Entwicklungen der Mensch steht, dessen Erkrankungen geheilt oder zumindest gelindert werden sollen. Der Patient ist bei allem technischen Fortschritt nicht nur ein technisches Objekt, der Arzt nicht nur Molekularbiologe oder Ingenieur. Der Arzt mit seiner Erfahrung, seinem Können und seiner Empathie wird auch weiterhin die zentrale Anlaufstelle für den Patienten bleiben, für den Patienten im Mittelpunkt stehen und die Bezugsperson für den Patienten in allen Gesundheitsfragen sein. Hiermit schließt sich der Kreis zu dem Motto des diesjährigen Jahreskongresses: Der Mensch steht im Mittelpunkt der Medizin, nicht nur aus Arzt- sondern auch aus Patientensicht.

    Ich wünsche eine anregende Lektüre des Referatebands und danke ganz herzlich den Autorinnen und Autoren für ihre großartige Arbeit.

    Mit herzlichen Grüßen

    Prof. Dr. Dr. H.-J. Welkoborsky

    Präsident der Deutschen Gesellschaft für Hals-

    Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie


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    Korrespondenzadresse

    Prof. Dr. Dr. H.J. Welkoborsky
    Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde Kopf-und Halschirurgie
    Klinikum Nordstadt der KRH
    Haltenhoffstr. 41
    30167 Hannover

    Publication History

    Article published online:
    23 May 2022

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    Prof. Dr. Dr. H.-J. Welkoborsky
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