Rofo 2022; 194(06): 678-680
DOI: 10.1055/a-1814-0078
DRG-Mitteilungen

BDR inside – Delegiertenversammlung 2022 – Radiologie in Präsenz

 

„Konferenzen sind heute Verschiebebahnhöfe für Probleme“, so klassifizierte Richard Francis Burton, ein britischer Konsul, Forscher, Übersetzer, Schwertkämpfer und Orientalist (1821–1890) das, was am zweiten Wochenende in Berlin stattfand. Wäre er dabei gewesen, so hätte er sein Urteil wohl revidiert.

Nach der Delegiertenversammlung 2020, die eine der letzten Präsenzveranstaltungen im Hotel Ellington war (mittlerweile ist es für immer geschlossen), begann das Online-Veranstaltungsmanagement. Videokonferenzen im Vorstand, mit den Landesverbänden, mit der KBV, mit der BÄK, mit anderen Berufsverbänden. 2021 hatten wir eine denkwürdige online-Delegiertenversammlung, in der der BDR-Präsident (wieder)gewählt wurde.

Und nun, allen Skeptikern und Unkenrufen zum Trotz, fand die 2022er Delegiertenversammlung unter Einhaltung eines strengen Hygienekonzepts am 11. März in Berlin mit den Delegierten aus allen Landesverbänden statt.

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Totengedenken

Dr. Wujciak gedachte zuerst der im vergangenen Jahr verstorbenen Kollegen, die Versammlung erhob sich zu einer stillen Gedenkminute.

Dr. med. Christoph Ludwig (1959–2021)
Dr. med. Sönke Kröger (1968–2021)
Dr. med. Klaus Wallnöfer (1929–2021)
Dr. med. Andreas Dawid (1960–2021)

Aktuell kann keine Veranstaltung, insbesondere die eines ärztlichen Fachverbandes, ohne Ächtung der Kriegsaktivitäten in der Ukraine auskommen. Ärztinnen und Ärzte sind auch hier vor Ort an der Behandlung und Versorgung der Flüchtlinge beteiligt, sie besorgen Unterkünfte und bemühen sich um Arbeitsangebote.

Ebenso wichtig und nötig war die Würdigung der ärztlichen Leistung der Kolleginnen und Kollegen in den vergangen Monaten in der Versorgung der Corona-Erkrankten im eigenen Land.

Bericht des Präsidenten über die Arbeit des Vorstands: BDR bedeutet breite Aufstellung der berufs- und wissenschaftspolitischen Radiologie

Was 2020 begonnen hat, wurde im zurückliegenden Jahr fortgeführt und intensiviert: BDR, DRG und RG20 arbeiten in ständiger enger Abstimmung im Gemeinsamen Koordinierungsausschuss Radiologie (GeKoRa).

Der BDR ist weiterhin im DVÄD (Dachverband Ärztlicher Diagnostikfächer) aktiv. Gerade in der Pandemie zeigt sich, dass die ärztlichen Diagnostikfächer systemrelevant sind. Sie üben eine Schlüsselfunktion in der Vorbereitung, Absicherung, Kontrolle und Monitoring jeglicher Diagnostik und Therapie aus.

Fachübergreifend ist der BDR im SpiFa, in den er 2021 eingetreten ist, aktiv. Bisher durch direkte Mitarbeit im Diagnostikausschuss, Hygieneausschuss, Europa-Ausschuss und GOÄ-Ausschuss. Präsenz zeigte der SpiFa durch Resolutionen und Pressemitteilungen zur Bundestagswahl, zum Thema Vergütung der Hygienemaßnahmen, Gebührenordnung und Digitalisierung.


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Ein radiologisches Leuchtturmprojekt

Die Radiologie hat mit RACOON (Radiological Cooperative Network) einen Verbund geschaffen, welcher die Pandemiebewältigung nach vorne bringen soll. Ziel ist die Schaffung einer einheitlichen Plattform, auf der schnell und zuverlässig Themen der Bildgebungsforschung bearbeitet werden können. Besonders ist, dass sich alle deutschen akademischen radiologischen Abteilungen bereit erklärt hatten, dieses Projekt zu initiieren und daran mitzuarbeiten. Dank an PD Dr. Tobias Penzkofer, Dr. Andreas Bucher, Prof. Dr. Thomas Vogl und Prof. Dr. Bernd Hamm.


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Zukunft der Gebührenordnung(en)

Die neue Bundesregierung, besonders der Bundesgesundheitsminister, hatte verkündet, es gäbe in absehbarer Zeit keine Bürgerversicherung, aber auch keine neue GOÄ. Dagegen begehren Bundesärztekammer und die Facharztverbände, der BDR in Zusammenarbeit mit dem SpiFa, beständig auf.

Der BDR führt die Gespräche mit der KBV fort – in Bezug auf den EBM gestalten diese sich jedoch als zäh. Es geht dabei auch um die Überprüfung eventueller struktureller Fehler in der bisherigen Radiologiebewertung. Gebührenordnungs-Verhandlungen bedürfen eines langen Atems, kurzfristige Erfolge sind selten. Dr. Klaus Hamm hatte in einem beachtlichen Vortrag die Entwicklung des EBM/GOÄ aufgezeigt.


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Teleradiologie-Lösung des BDR

Der BDR hat eine Arbeitsgruppe zu Teleradiologie etabliert, die kontinuierlich an einem eigenen Angebot für die digitale Bildübertragung arbeitet. Darüber wurde in der Delegiertenversammlung 2021 bereits berichtet und ist nachzulesen im Februar-Radiologen 2021 (Übermittlung radiologischer Bilddaten in Befundungsqualität am Start der „Arena für digitale Medizin“).

Das Bilddatenvolumen in der Radiologie beträgt jährlich ca. 8 Petabyt. Eine Größenordnung, die von den Akteuren, KIM und Gematik, anfangs komplett unterschätzt wurde, konnte in der bisherigen offiziellen Konzeption nicht umgesetzt werden. Damit die Radiologie, die radiologischen Befunde bei ePa oder sonstigen Lösungen, nicht auf der Strecke bleiben, arbeitet der BDR an einer dezentralen Lösung mit Zugriff auf die PACS-Systeme der Radiologen, mit größtmöglicher Verfügbarkeit. Ausschlaggebend für das Funktionieren eines solchen Systems sind Bilddaten, die in Befundungsqualität, ohne Parallel-oder Zusatzsysteme, z. B.JPG oder Patienten-Souveniers, übermittelt werden können. Der BDR ist deshalb jetzt gemeinsam mit Mio42, einer Gesellschaft der KBV, die innerhalb der ePA die Struktur für Bild- und Befundaustausch zusammen mit Gematik regelt, aktiv (Dank an Dr. Lucas Gasenzer, Bremen), um die Umsetzung der spezifischen radiologischen Aspekte für die Daten-Übertragung zu gewährleisten.

Pilotprojekte werden derzeit in Sachsen (SaxPACS) und Bremen etabliert.

  • offene, herstellerunabhängige hardwarebasierte Schnittstelle

  • temporäre VPN Verbindung über gesicherten Server in Deutschland

  • jede Verbindung wird rückstandsfrei gelöscht

  • keine Zwischenspeicherung von Daten

Der Effekt, der von diesen Pilotregionen erwartet wird, soll sich bundesweit etablieren. Dann soll die Umsetzung über die ePA und Mio42 erfolgen.


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Neue Leistungen in Vorbereitung

Hierbei trägt der BDR inhaltlich die Sacharbeit zur Einführung neuer Leistungen nahezu in Eigenregie.

Folgende Bereiche stehen derzeit im Fokus:

  • CT des Herzens ist in Bearbeitung (Prof. Sandstede)

  • MRT des Herzens befindet sich in der strategischen Warteschleife (KBV)

  • multiparametrische MR-Prostatografie in Vorbereitung durch die KBV, hier intensive fachliche

Zuarbeit durch den BDR (insbesondere Dank an Prof. Asbach, Prof. Thierfelder)


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Radiologie und Fachgruppengrenzen

Das Urteil des BAY-OLG legitimiert in der PKV die radiologische Leistungsabrechnung durch Orthopäden. Wir berichteten darüber im Februar-Radiologen RRR 398. Fachfremde MRT ohne nachgewiesene Qualifikation?


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„Grillendiskussion"

Auch das ist ein Thema, in welches in den vergangen 12 Monaten Bewegung gekommen ist. Einerseits merkt der BDR es unmittelbar: Praxisverkäufe wirken sich auf die individuellen Beiträge der Mitglieder aus. Der BDR reagiert auf diese Entwicklung hin zu großen überregionalen radiologischen Strukturen und zunehmend angestellten Radiolog:innen in seinem Personal-Vorschlag zum neuen Vorstand (2022–2026) bereits personell und inhaltlich.

Die Diskussion um Investoren und Kapitalanlegern im Niedergelassenen ärztlichen Bereich hat nun aber auch die Politik erreicht. Der Gesundheitsausschuss befasste sich bereits mehrmals mit dem Thema. Die Bundesärztekammer fordert die Politik auf, hier gesetzliche Einschränkungen zu etablieren. Die Probleme sind jedoch nicht nur die sogenannten Heuschrecken, die sich auch durchaus inhomogen verhalten. Ein bedeutender Aspekt ist darin zu sehen, dass etablierte Praxen keinen ärztlichen Nachwuchs und keine Weiterführungen in freier Praxis finden. Das kann auch als Auswirkung der jahrzehntelangen misslungenen Vergütungspolitik bewertet werden, die junge Kolleg:innen vor der hohen Investition zurückschrecken lässt.


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Gremienarbeit in der KBV – Beratender Fachausschuss

Dr. Wolfram Schaeben, Vorstandsmitglied und Landesvorsitzender in Rheinland-Pfalz, ist seit über 20 Jahren nicht nur Mitglied der VV seiner KV, sondern zugleich Vorsitzender des beratenden FA der FÄ in RLP und seit der vorletzten Legislaturperiode auch stimmberechtigtes Mitglied des Beratenden Fachausschusses der KBV.

Er plädiert unabhängig von weiteren politischen Aktivitäten des BDR für eine intensive Gremienarbeit der Radiologie sowohl auf Landes- wie auf Bundesebene. Radiologen sollten zudem bei den in diesem Jahr anstehenden KV-Wahlen kandidieren und aktiv in den jeweiligen VVen mitarbeiten. Zudem sollten sie auch Kontakt zu radiologischen Kolleg:innen aufnehmen, die dies bereits tun, aber nicht im BDR sind.

Praktische Hilfestellung gibt er in Bezug auf die anstehenden TSVG Bereinigungen, die schon allein mathematisch kaum funktionieren können. Die Bereinigung sollte gerechterweise in den KVen jedenfalls nicht nur auf Fachgruppenebene, sondern auf Praxisebene erfolgen. Seine Empfehlung „Unbedingt sofort fristgerecht zumindest formal Widerspruch zu allen Quartalsabrechnungen ab 04/21 einlegen und dann die Angelegenheit in jeder KV auf korrekte Umsetzung überprüfen!“.


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Wahl des Vorstandes

Dr. Wujciak dankte dem amtierenden Vorstand für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit und schlug darauf die Kandidaten des neu zu wählenden Vorstands vor.

Es wird dabei zu einer Veränderung kommen: Dr. Klaus Hamm, bisher Vize-Präsident, wird nicht wieder kandidieren. Dies bedeute aber keinen Rückzug, er werde aus der 2. Reihe ebenso effektiv tätig sein können – seien es die Gebührenordnungen oder das Teleradiologie-Projekt. Zukünftig werde er im Status eines kooptierten Vorstandsmitglieds diese Bereiche bearbeiten.

Wie bereits in den früheren Wahlperioden sind dem gewählten Vorstand einige Kolleg:innen mit speziellen Arbeitsbereichen kooptiert. Kooptierte Mitglieder des Vorstandes stehen nicht zur Wahl, sie werden vom Vorstand benannt.

Bisher waren dies Dr. Ulrike Engelmayer als Nachwuchsbeauftragte, Dr. Michael Herzau als Länderausschuss-Vorsitzender, Dr. Stefan Neumann als Verbindungsmann zur DRG.


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Wahlergebnisse

1. stellv. Präsident
Prof. Dr. med. Hermann Helmberger
51 Ja / 1 Enth.

2. stellv. Präsident
Sönke Schmidt
52 Ja

Kassenführer
Dr. med. Andreas Bollkämper
45 Ja/ 6 Enth./1 Nein

Schriftführer
Dr. med. Dipl. -Phys. Julian Köpke
51 Ja/1 Enth.

Weiteres Vorstandsmitglied
Prof. Dr. med. Bernd Hamm
49 Ja/3 Nein

Weiteres Vorstandsmitglieder
Dr. med. Wolfram Schaeben
50 Ja/ 1 Nein/1 Enth.

Weiteres Vorstandsmitglied
Dr. med. Ullrich Schricke
43 Ja/9 Nein

Dr. Wujciak befragte jeden Kandidaten, ob er das Amt annehme. Alle bejahten, damit war der neue Vorstand für die Zeit 2022–2026 gewählt.

Sabine Lingelbach, Berlin


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Publication History

Article published online:
25 May 2022

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