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DOI: 10.1055/a-1856-3057
Komplikationsraten bei Venen-Verweilkanülen
Safety and Outcomes of Midline Catheters vs Peripherally Inserted Central Catheters for Patients With Short-term Indications.
JAMA Intern Med 2022;
182 (01) 50-58
DOI: 10.1001/jamainternmed.2021.6844
Wenn der Zugang zu peripheren Venen schwierig ist oder Patienten über Tage und Wochen Antibiotika benötigen, bieten sich Venen-Verweilkanülen an. Peripher eingebrachte zentrale Venenkatheter (PICCs) und Midlines unterscheiden sich durch ihre Länge und die Zielgefäße. Die retrospektive Studie mit 10 863 Patienten ergab Vorteile für die Midlines: Okklusionen und Katheter-assoziierte Infektionen waren deutlich seltener.
Beide Systeme werden am Oberarm eingebracht. PICCs reichen bis zur cavoatrialen Junktion nah dem rechten Vorhof. Midlines haben eine Länge von 6–25 cm und ihre Spitze liegt distal der Schulter unterhalb oder in der V. axillaris. Die Studienautoren werteten die Daten von 10 863 Patienten aus, die 2017–2020 PICCS (n = 5758) oder Midlines (n = 5105) erhalten hatten. Studienendpunkt war ein Kompositum aus Katheter-assoziierten Bakteriämien/Fungämien, Katheterokklusionen und tiefen Beinvenen-Thrombosen (DVT). Bei den Infektionen wurden bei den PICCS die CLABSI (central line associated blood stream infections) und bei den Midlines die CRBSI (catheter related blood stream infections) ermittelt.
Die Erkrankten waren median 64,8 Jahre alt und das Geschlechterverhältnis war ausgeglichen. Die Komorbiditätslast unterschied sich nicht wesentlich. 63,2 % der PICCs und 84,9 % der Midlines waren einlumig. Bei den Indikationen für die Katheteranlage überwogen bei den PICCs intravenöse Antibiotikatherapien und bei den Midlines schwierige periphere Venenverhältnisse/häufige Blutabnahmen. Die maximal 30-tägige Verweildauer betrug median 14 Tage (PICCs) und 6 Tage (Midlines).
Bei 569 Patienten mit PICCs (9,9 %) und 200 Patienten mit Midlines (3,9 %) traten Komplikationen auf:
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Katheterokklusion 7,0 % vs. 2,1 %,
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1,6 % CLABSI vs. 0,4 % CRBSI und
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DVT 1,5 % vs. 1,4.
Lungenarterienembolien waren in beiden Gruppen sehr selten und nicht unterschiedlich häufig. Bei der adjustierten Analyse berücksichtigten die Autoren u. a. das Alter, Geschlecht, die Indikation, den Charlson-Index, eine Tumoranamnese, Vorgeschichte mit CLABSI/DVT, die Anzahl der Zugangsversuche und frühere zentrale Katheter. Für PICCs ergab sich ein signifikant gesteigertes Komplikationsrisiko:
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kombinierter Endpunkt OR 1,99 (95 %-KI 1,61–2,47),
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Katheterokklusion OR 2,24 (95 %-KI 1,70–2,96) und
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Katheter-assoziierte Infektion OR 4,44 (95 %-KI 2,52–7,82).
Für DVT und Lungenarterienembolien bestanden keine wesentlichen Unterschiede. Die Indikationen beeinflussten die Resultate nicht. Die Auswertung unter Berücksichtigung der Katheter-Verweildauer bestätigte die Resultate, aber hinsichtlich DVT ergab sich eine geringere Wahrscheinlichkeit bei den PICCs (HR 0,53; 95 %-KI 0,38–0,74). In einer Sensitivitätsanalyse für die ersten 10 Tage mit dem Katheter waren die Komplikationsraten niedriger, aber Midlines erneut sicherer. Für DVT bestanden keine signifikanten Gruppenunterschiede.
In Übereinstimmung mit den MAGIC- und anderen Leitlinien empfahlen sich Midlines für die Indikationen kurzfristige intravenöse Antibiotikatherapie und schwerer Gefäßzugang/häufige Blutabnahmen, so die Autoren. Gleichzeitig dienten die Ergebnisse als „Reminder“, das Thromboserisiko bei Midlines nicht zu unterschätzen, insbesondere bei Patienten mit Hyperkoagulabilität und thromboembolischen Risikofaktoren.
Dr. med. Susanne Krome, Melle
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
10. August 2022
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