Handchir Mikrochir Plast Chir 2022; 54(06): 522-524
DOI: 10.1055/a-1889-5662
Der interessante Fall

Fallbericht eines kongenitalen Thoracic Outlet Syndroms

Case report of a congenital thoracic outlet syndrome
Benedikt Schäfer
1   Department of Plastic Surgery, Hand Surgery – Burn Center, Division for Plexus Surgery, University Hospital RWTH Aachen, Aachen, Germany
,
Gerrit Freund
1   Department of Plastic Surgery, Hand Surgery – Burn Center, Division for Plexus Surgery, University Hospital RWTH Aachen, Aachen, Germany
,
Benjamin Bohn
2   Chirurgische Gemeinschaftspraxis am Langwahn 31, Chirurgische Gemeinschaftspraxis, Eschweiler, Germany
,
Jörg Bahm
1   Department of Plastic Surgery, Hand Surgery – Burn Center, Division for Plexus Surgery, University Hospital RWTH Aachen, Aachen, Germany
› Author Affiliations

Einleitung

Beim Thoracic Outlet Syndrom (TOS) handelt es sich um einen Symptomkomplex, der sich durch die Kompression des neurovaskulären Bündels, bestehend aus A. und V. subclavia, sowie des Plexus brachialis im Bereich der oberen Thoraxapertur äußert. Diese Strukturen müssen in ihrem Verlauf verschiedene natürliche anatomische Engstellen überwinden: die vordere bzw. hintere Skalenuslücke, den Kostoklavikularraum und Korakopektoralraum. Der Plexus brachialis zieht durch das seitliche Halsdreieck, welches von den Mm. scaleni anterior und medius, entsprechend der hinteren Scalenuslücke, sowie der ersten Rippe nach caudal begrenzt ist. An diesen präformierten Engstellen kann es jeweils zur Entstehung eines TOS kommen [1]. Vom Skalenussyndrom spricht man, wenn die Engstelle im Bereich der Skalenuslücken gelegen ist. Eine Hypertrophie der Skalenusmuskulatur, Exostosen, eine Steilstellung der ersten Rippe oder das Vorhandensein einer Halsrippe können hier ursächlich sein. Beim Menschen sind Halsrippen im Normalfall derart degeneriert, dass sie mit den Querfortsätzen der Halswirbelkörper die Foramina processus transversi bilden und nicht darüber hinaus an andere Strukturen heranragen. In jedoch 0,5–1% der Fälle liegt eine Halsrippe vor, welche in ca. 5–10% der Fälle überhaupt nur symptomatisch wird [2] [3]. Abhängig von der Kompression der jeweiligen Strukturen bildet sich die klinische Symptomatik aus. Es kann durch Gefäßkompressionen zu niedrigeren Blutdruckwerten oder zur Ausbildung einer Zyanose kommen. Durch Kompressionen des Plexus brachialis bilden sich die Symptome entsprechend den Versorgungsgebieten der komprimierten Wurzeln aus. Meist beginnt die Symptomatik mit einer gestörten Sensibilität im Dermatom C8, welches sich im Verlauf auf die Wurzel Th1 ausdehnen kann. Motorisch zeigen sich Atrophien der kurzen Handmuskulatur und des M. abductor pollicis brevis [4]. Typischerweise liegt der Altersgipfel zwischen 30 und 40 Jahren und es sind vermehrt Frauen betroffen [5].



Publication History

Article published online:
23 August 2022

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  • Literatur

  • 1 Prescher A, Schuster D. [Anatomy of the lateral cervical region with emphasis on thoracic outlet syndrome]. Handchir Mikrochir Plast Chir 2006; 38: 6-13
  • 2 Wenz W, Husfeldt KJ. [Thoracic outlet syndrome--an interdisciplinary topic. Experience with diagnosis and therapy in a 15-year patient cohort (80 trans-axillary resections of the 1st rib in 67 patients) and a literature review]. Zeitschrift fur Orthopadie und ihre Grenzgebiete 1997; 135: 84-90
  • 3 Sanders RJ, Hammond SL. Management of cervical ribs and anomalous first ribs causing neurogenic thoracic outlet syndrome. Journal of vascular surgery 2002; 36: 51-56
  • 4 Becker HMJ, Lassner F. Das Brustausgangssyndrom (Thoracic-Outlet-Syndrom). In: Sauerbier M, Eisenschenk, A., Krimmer, H., Partecke, B.D., Schaller, H.E., ed. Die Handchirurgie. Vol 1. Elsevier; 2014: 371-377
  • 5 Batt M, Griffet J, Scotti L, Le Bas P. [Thoracic outlet syndrome. Apropos of 112 cases: toward a more refined tactical approach]. Journal de chirurgie 1983; 120: 687-691
  • 6 Tzou CHJ, Paternostro-Sluga T, Frey M, Aszmann OC. Birth brachial plexus palsy caused by cervical rib. JPRAS 2014; 67: 1004-1005
  • 7 Becker MHJ, Lassner F, Bahm J, Ingianni G, Pallua N. The cervical rib. A predisposing factor for obstetric brachial plexus lesions. J Bone Joint Surg Br 2002; 84: 740-743