Z Gastroenterol 2022; 60(09): 1303-1305
DOI: 10.1055/a-1899-9046
Editorial

Die wichtigsten Neuerungen in der aktualisierten S2k-Leitlinie nicht-alkoholische Fettlebererkrankung der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS)

Frank Tacke
1   Medizinische Klinik m.S. Hepatologie und Gastroenterologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-Klinikum (CVK) und Campus Charité Mitte (CCM)
,
Elke Roeb
2   Gastroenterologie, Medizinische Klinik II, Justus-Liebig-Universität & Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Gießen, Deutschland
,
Ali Canbay
3   Medizinische Klinik, Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum, Bochum, Deutschland
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Die nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) ist die weltweit häufigste Lebererkrankung und betrifft ca. 25 % der erwachsenen Bevölkerung. Bei Patient:innen mit Typ-2-Diabetes liegt die Prävalenz sogar bei über 50 % (55,5 % global, 68 % in Europa). In Deutschland lag die NAFLD-Prävalenz 2016 bei 23 % und wird gemäß einer mathematischen Projektion im Jahr 2030 bei ca. 26 % liegen. Die Prävalenz der nicht-alkoholischen Steatohepatitis (NASH), d. h. der progredienten Verlaufsform einer NAFLD, wird auf 4 % der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland geschätzt und wird bis 2030 auf 6 % ansteigen. Damit ist die NAFLD schon heute weltweit gesehen die häufigste chronische Lebererkrankung und eine der führenden Ursachen für Leber-assoziierte Komplikationen (Zirrhose, Dekompensation, hepatozelluläres Karzinom, Lebertransplantation) und Todesfälle [1].

Die überragende epidemiologische Bedeutung und die zunehmende wissenschaftliche Basis zum Management der NAFLD waren entscheidende Beweggründe für die Erarbeitung einer aktualisierten deutschen S2k-Leitlinie zur NAFLD unter Federführung der DGVS und unter Mitbeteiligung von 16 weiteren Fachgesellschaften (u. a. Kardiologie, Diabetologie, Pädiatrie) sowie Patient:innenvertretern [2]. Die aktualisierte Leitlinie ist online abrufbar (https://www.dgvs.de/wissen/leitlinien/leitlinien-dgvs/nicht-alkoholische-fettlebererkrankungen/) und ersetzt damit die S2K-Leitlinie der DGVS von 2015 [3]. Sowohl unser Verständnis von Risikopatient:innen, Krankheitsmechanismen – international wird eine Neudefinition der Erkrankung unter Berücksichtigung der metabolischen Dysfunktion und der ernährungsbedingten Assoziation z. B. in „metabolic dysfunction associated fatty liver disease“ (MAFLD) oder „nutrition-associated fatty liver disease“ diskutiert – und nicht-invasiven Diagnoseverfahren (d. h. ohne Leberbiopsie) als auch Erkenntnisse zur Wirksamkeit therapeutischer Interventionen haben einen enormen Fortschritt erlebt, welcher sich in der aktualisierten, neu strukturierten Leitlinie widerspiegelt.



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Article published online:
13 September 2022

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