Zeitschrift für Phytotherapie 2023; 44(01): 10-14
DOI: 10.1055/a-1924-9553
Forschung

Cannabis als Arzneimittel – der Weg zu standardisierter Qualität

Adrian Fischer
1   Demecan, Ebersbach
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Die Cannabispflanze wird seit Jahrtausenden als Therapeutikum eingesetzt [1]. Durch den US-Amerikanischen War on Drugs in Verruf gebracht, bahnt es sich nun seinen Weg zurück in die therapeutische Praxis. Seit 2017 ist medizinisches Cannabis in Deutschland verschreibungs- und erstattungsfähig. Im ersten Halbjahr 2022 wurden in Deutschland 191 148 Verordnungen ausgestellt [2] (ausschließlich GKV-Patienten) – Tendenz steigend. Der überwiegende Teil der cannabinoidbasierten Arzneimittel wird derzeit aus dem Ausland wie Kanada, Dänemark, Südafrika oder auch Australien importiert. Ziel des BfArM war es bereits 2017, einen Teil der Versorgung über binnenländischen Anbau sicherzustellen. Qualifiziert hierfür haben sich 3 Unternehmen, darunter Demecan als einziges unabhängiges deutsches Unternehmen. Seit circa einem Jahr ist medizinisches Cannabis nun endlich auch aus deutschem Anbau in den Apotheken erhältlich.

Als Vielstoffgemisch enthält Cannabis verschiedene therapeutisch relevante Inhaltsstoffe wie Cannabinoide und Terpene. Letztere bestimmen vorrangig das Aroma der Cannabisarzneimittel, scheinen darüber hinaus allerdings auch zentralnervöse Effekte zu haben und können so die Wirkung von Cannabisblüten und -extrakten beeinflussen. Ziel der Produktion für die medizinische Anwendung ist es, möglichst alle Inhaltsstoffe über Produktionszyklen hinweg konstant zu halten. Dabei stellen sich Cannabisblüten als überraschend herausfordernd herzustellendes Arzneimittel dar. Grundsätzlich ist die biochemische Zusammensetzung der Inhaltsstoffe einer Pflanze genetisch festgelegt; die Ausprägung unterliegt jedoch erheblichen Schwankungen in Abhängigkeit äußerer Parameter wie Temperatur, Feuchtigkeit, Licht oder Düngung [3]. Die größte Schwierigkeit besteht daher darin, aus der Cannabispflanze mit ihren natürlichen Schwankungen der Inhaltsstoffe ein pflanzliches Arzneimittel mit konstanter Qualität und gleichbleibender biochemischer Zusammensetzung zu produzieren. Als i-Tüpfelchen handelt es sich bei Cannabis per se um ein Betäubungsmittel (BtM), welches gemäß Richtlinien zur Lagerung von BtM auch bereits während des Wachstums in Deutschland aufwändig gesichert werden muss, was allerdings in anderen Ländern nicht so gehandhabt wird.

Seit nunmehr einem Jahr gibt es Cannabis „Made in Germany“. Kenntnisse und Erkenntnisse aus dem vergangenen Jahr bei Demecan sollen im Folgenden dargestellt und qualitätsrelevante Faktoren bei medizinischem Cannabis dargestellt werden. Denn am Ende steht die Frage der Patientensicherheit und -versorgung sowie die Sicherung des Betäubungsmittels Cannabis im Fokus und wie beides vereinbart und gewährleistet werden kann.



Publication History

Article published online:
20 February 2023

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  • Literatur

  • 1 Li HL.. An archaeological and historical account of cannabis in China. Econ Bot 1974; 28: 437-448 DOI: 10.1007/BF02862859.
  • 2 Sonderbeilage zur GKV-Arzneimittel-Schnellinformation für Deutschland nach § 84 Abs. 5 SGB V: Bruttoumsätze und Verordnungen von Cannabinoidhaltigen Fertigarzneimitteln und Zubereitungen von Januar bis Juni 2022
  • 3 Decorte T, Potter G, Bouchard M.. World Wide Weed: Global Trends in Cannabis Cultivation and its Control. Farnham, UK: Ashgate Publishing; 2013