Pädiatrie up2date 2024; 19(03): 245-261
DOI: 10.1055/a-1935-2625
Ernährung

Allergieprävention: Beitrag der Ernährung im ersten Lebensjahr

Valérie Trendelenburg
,
Anke Weißenborn
,
Kirsten Beyer
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Allergien zählen zu den häufigsten chronischen Erkrankungen im Kindesalter [1]. Angesichts eines in den letzten Jahren vollzogenen Paradigmenwechsels in der Allergieprävention könnten sich bei Eltern und Fachkräften Unsicherheiten über wirksame Maßnahmen zur Risikoreduktion ergeben. Dieser Beitrag zeigt, welche Rolle die Ernährung im 1. Lebensjahr für die kurz- und langfristige Allergieprävention spielen kann.

Kernaussagen
  • Säuglinge (mit und ohne Allergierisiko) sollen im 1. Lebenshalbjahr ausschließlich gestillt werden. Auch nach Einführung von Beikost soll weiter gestillt werden.

  • Stillen hat gegenüber einer Ernährung mit Säuglingsmilchnahrung viele gesundheitliche Vorteile; ein Einfluss auf das Allergierisiko ist aber nicht eindeutig nachgewiesen.

  • Fast alle Mütter können stillen und sollten dabei unterstützt werden. Säuglinge, die nicht gestillt werden, sollen mit einer handelsüblichen Säuglingsanfangsnahrung ernährt werden.

  • Für die zurzeit in Deutschland angebotenen Säuglingsnahrungen ist kein allergiepräventiver Effekt belegt.

  • Beikost sollte vielfältig und abwechslungsreich sein. Dies ist für die Geschmackentwicklung des Kindes wichtig, fördert die Akzeptanz neuer Lebensmittel und kann möglicherweise auch vor Allergien schützen.

  • Zu einer vielfältigen (Beikost-)Ernährung gehören neben Gemüse, Obst, Getreide und Fleisch auch Fisch, Hühnerei in ausreichend erhitzter Form, Milch bzw. Joghurt.

  • Potente Nahrungsmittelallergene sollen nicht gemieden werden.

  • Zur Prävention einer Erdnussallergie kann Säuglingen mit atopischer Dermatitis in Familien mit regelmäßigem Erdnusskonsum im Rahmen der Beikost auch Erdnuss in altersgerechter Form (z. B. Erdnussmus) gegeben werden, wobei insbesondere bei Säuglingen mit moderater bis schwerer atopischer Dermatitis zunächst eine Erdnussallergie ausgeschlossen werden sollte.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
09. September 2024

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