Handchir Mikrochir Plast Chir 2022; 54(06): 475-483
DOI: 10.1055/a-1951-1508
Originalarbeit

Analyse der Effizienz, Kostenstruktur und Erlössituation von freien ALT-Lappenplastiken zur Extremitätenrekonstruktion

Analysis of Efficency, Cost Structure and Revenues of ALT Free Flaps in Extremity Reconstruction
Björn Behr
1   Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie, Schwerbrandverletztenzentrum, BG-Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum, Bochum, Germany
,
Jörg Schlüchtermann
2   Lehrstuhl BWL V, Universität Bayreuth, Bayreuth, Germany
,
Jan Philipp Radtke
3   Klinik für Urologie, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Dusseldorf, Germany
,
Iwo Rhomberg
1   Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie, Schwerbrandverletztenzentrum, BG-Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum, Bochum, Germany
,
Susanne Hellmich
4   N/A, Dr. Hellmich Institut, Hamburg, Germany
,
Alexander Sogorski
1   Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie, Schwerbrandverletztenzentrum, BG-Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum, Bochum, Germany
,
Johannes Maximilian Wagner
1   Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie, Schwerbrandverletztenzentrum, BG-Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum, Bochum, Germany
,
Thomas Auhuber
1   Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie, Schwerbrandverletztenzentrum, BG-Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum, Bochum, Germany
,
Marcus Lehnhardt
1   Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie, Schwerbrandverletztenzentrum, BG-Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum, Bochum, Germany
,
Christoph Wallner
1   Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie, Schwerbrandverletztenzentrum, BG-Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum, Bochum, Germany
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Zusammenfassung

Einleitung Der freie Transfer einer Gewebelappenplastik mit mikrochirurgischem Anschluss ist häufig eine tagesauslastende Tätigkeit. Eine Standardisierung dieser Operationen gestaltet sich auf Grund der eingeschränkten Planbarkeit des OP-Verlaufs mit einhergehender zeitlicher Varianz immer wieder als schwierig. Dies erschwert die Planung und damit die optimale Kapazitätsauslastung erheblich. Methoden In den Jahren 2018–2020 wurden die Schnitt-Naht-Zeiten (SNZ) bei den in der Klinik am häufigsten durchgeführten freien ALT-Lappenplastiken zur Extremitätenrekonstruktion bezogen auf das Erfahrungsniveau des Operationsteams (Kategorie 1:<50 freie Lappenplastiken, Kategorie 2: 50–200 freie Lappenplastiken, Kategorie 3:>200 freie Lappenplastiken) und die Nebenerkrankungen der Patienten analysiert. Die Kostenstruktur am Standort wurde mit der InEK Kostenmatrix abgeglichen.Ergebnisse In der vorliegenden Arbeit konnte gezeigt werden, dass im Rahmen der mikrochirurgischen Extremitätenrekonstruktion das Erfahrungsniveau des Operationsteams einen signifikanten Einfluss auf die SNZ hat. Bei ALT-Lappenplastiken waren unter Berücksichtigung von Komplikationen Kategorie 2 Operateure durchschnittlich 45 Minuten, Kategorie 3 Operateure 167 Minuten schneller. Umgekehrt hatten Nebenerkrankungen keinen signifikanten Einfluss auf die Operationsdauer. Bezogen auf die Kostensituation zeigte sich eine zumeist defizitäre Situation in Relation zur InEK Kostenmatrix. Eine weitere Analyse zeigte hingegen, dass die SNZ für freie Lappenplastiken im Durchschnitt, die Personalkosten/Schnitt-Naht-Minute unseres Krankenhauses knapp unter dem Bundesdurchschnitt lagen. Die Kosten für einen mikrochirurgischen Weiterbildungseingriff liegen nach dieser Berechnung in der Größenordnung von 1000 €/Fall. Diskussion & Schlussfolgerung Freie Lappenplastiken zur Extremitätenrekonstruktion sind nicht komplett adäquat im deutschen DRG-System abgebildet. Bezogen auf die Weiterbildung konnte gezeigt werden, dass diese bedingt durch längere SNZ nicht kostenneutral ist. Durch Hinterlegung der identifizierten operateurbedingten Zeiten im Krankenhausinformationssystem sollte eine bessere Vorgabezeitgüte mit aufgewerteter Termintreue und effizienterer Auslastung der wertvollen Ressource OP-Kapazität resultieren.

Abstract

Microvascular reconstructions can be lengthy procedures lasting the entire day. As a result of unforeseeable events, the standardization of these procedures can be challenging. Moreover, the length of these procedures varies strongly, which impedes adequate scheduling and, therefore, optimal capacity utilization. Within the years 2018–2020, the duration of ALT free flap extremity reconstructions was correlated with the experience of the microsurgeon (category 1:<50 free flaps life-time experience, category 2: 50–200, category 3:>200) and comorbidities. The resulting costs were compared with the matrix of the German DRG Institute InEK. The surgical experience of the microsurgeon had a significant impact on the duration of surgery in extremity reconstruction. In due consideration of potential complications, category 2 microsurgeons were 45 minutes faster and category 3 microsurgeons were 167 minutes faster than category 1 microsurgeons. Comorbidities, by contrast, did not have a significant impact on procedure duration. Cost analysis revealed deficits for these procedures in relation to the InEK matrix. However, an additional analysis showed that the duration of surgery was within the German average while costs for personnel/OR minute were slightly below the average. According to this calculation, costs for microsurgical training were approximately 1000€/case. The reimbursement for flaps in extremity reconstruction is not entirely mapped in the German DRG system. Given the longer procedure times, microsurgical training is associated with higher costs. Defining the duration of microsurgery based on the level of expertise should result in improved adherence to schedule and more efficient utilization of the valuable operating room time.



Publication History

Received: 28 January 2022

Accepted: 10 September 2022

Article published online:
17 October 2022

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