Rofo 2022; 194(12): 1385-1386
DOI: 10.1055/a-1952-5204
DRG-Mitteilungen

Generationenwechsel voraus: Was Berufspolitik für ambulante wie stationäre Radiologie bedeutet

 

    Auf dem Präsenz-Röntgenkongress 2022 wurde die neue Veranstaltungsreihe „SPRECHSTUNDE NIEDERLASSUNG“ initiiert, die im virtuellen Format fortgesetzt wird. Ambulant und stationär tätige Radiologen und Radiologinnen wollen in diesem Format über Themen, die die ambulante Radiologie betreffen, miteinander ins Gespräch kommen. In der ersten Veranstaltung am 24. Oktober 2022 ging es um die Frage: „Ist die ambulante Radiologie ein Auslaufmodell? – Die Radiologie im Spannungsfeld zwischen anderen Fachgruppen und technischen Dienstleistern“. Vorab berichtet eine der Referierenden der Sprechstunde, Dr. Eva See, warum berufspolitisches Engagement eine so wichtige Rolle für die Radiologie spielt.


    Frau Dr. See, wie der Titel der virtuellen Sprechstunde Niederlassung bereits besagt, steht die Radiologie in Konkurrenz zu anderen medizinischen Fachgruppen und technischen Dienstleistern. Wie nehmen Sie das aus Ihrer Perspektive wahr?

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    Als angehende Radiologin erfahre ich alltäglich die Bedeutung der Radiologie als interdisziplinäres Querschnittsfach und die Relevanz einer guten interdisziplinären und interprofessionellen Zusammenarbeit. Noch ist diese nicht immer selbstverständlich, wie die breite gesellschaftliche Debatte zur Interprofessionalität zeigt. Wichtig sind mir zudem die Verbesserung der Weiterbildungsbedingungen und eine stärkere Strukturierung der Weiterbildung entsprechend der Weiterbildungsordnung und von Weiterbildungscurricula, da mir hohe Qualitätsstandards und eine guten umfassende Patientenversorgung sehr am Herzen liegen.

    Vor welchen Herausforderungen sehen Sie die Berufspolitik?

    Da in den nächsten Jahren viele Ärztinnen und Ärzte aus den geburtenstarken Jahrgängen in den Ruhestand wechseln, werden sich große Lücken in der Patientenversorgung und der Selbstverwaltung auftun. Mir ist es ein großes Anliegen, den Generationenwechsel ambulant wie stationär gemeinsam mit den erfahrenen Kolleginnen und Kollegen zu gestalten, um die Radiologie für die Zukunft und gegenüber anderen Fachgesellschaften gut aufzustellen.

    Was möchten Sie mit Ihrem politischen Engagement erreichen?

    Es ist mir wichtig, mich aktiv für uns Ärztinnen und Ärzte in der Selbstverwaltung einzubringen. Neben den Herausforderungen, denen wir in den Delegiertenversammlungen von Ärztekammern und kassenärztlichen Vereinigungen begegnen, möchte ich mich auch dafür einsetzen, dass an unseren Arbeitsstellen Kompetenzen und Arbeitsabläufe in unserem Sinne weiterentwickelt und optimiert werden. Wegweisend sehe ich hier die gute Zusammenarbeit im Team mit dem Ziel einer möglichst idealen Patientenversorgung. Die Pandemie hat einmal mehr gezeigt, wie wichtig es ist, dass wir uns auch politisch hierfür engagieren. Als Ärztin in Weiterbildung und Mutter eines Sohnes möchte ich mich außerdem für die Stärkung der Weiterbildung und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf einsetzen

    Welche Rolle spielt in diesem Kontext die Digitalisierung?

    Neben all ihren Herausforderungen sehe ich die Digitalisierung als große Chance, Arbeitsabläufe zu vereinfachen und die genannten Themen hierdurch voranzubringen. Außerdem wird der zunehmende Einsatz von KI die Diagnostik und das Therapiemonitoring erheblich voranbringen.

    Dr. med. Dr. med. univ. (UBFM/Belgrad) Eva See ist 32 Jahre alt und im 4. Weiterbildungsjahr zur Fachärztin für Radiologie. Die gebürtige Frankfurterin absolvierte ihr Studium auf Englisch an der Universität Belgrad in Serbien. Nach zunächst zweieinhalb Jahren in der Radiologie an der Uniklinik in Tübingen und einer einjährigen Rotation in der Neuroradiologie der Uniklinik Gießen arbeitet sie nun in der dortigen Radiologie.

    Dr. Eva See kandidiert 2023 für die Delegiertenversammlung der Landesärztekammer Hessen auf der Liste der Fachärztinnen und Fachärzte.



    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    29. November 2022

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