Kinder- und Jugendmedizin 2023; 23(01): 67
DOI: 10.1055/a-1966-6903
Bundesverband Bunter Kreis e. V.

Wenn die Not so groß ist, dass Familien sich selbst nicht helfen können

Elke Kemmer

Manche Familien geraten infolge schwer erkrankter Kinder in so komplexe Notlagen, dass sie sich selbst keine Hilfe mehr holen können. Dann hilft die Versorgungskoordination für Familien mit versorgungsintensiven Kindern und Jugendlichen (VK KiJu) in Berlin. Hier 2 Praxisbeispiele:

A. (5 Jahre) hat ein Linksherzsyndrom, autistische Züge und kann nicht sprechen. Zusammen mit diversen weiteren gesundheitlichen Problemen ergibt das Pflegegrad IV. Er schien derart traumatisiert, dass er, sobald er Fachpersonal in Arzt- und Schwesternkleidung sah, sehr aggressives Verhalten zeigte und dabei Behandlungsgeräte und Einrichtungsgegenstände demolierte. Als Untersuchungen in der Praxis nicht mehr möglich waren, informierte der Kinderkardiologe die Mutter über das VK-KiJu-Angebot. Beim ersten Hausbesuch der VK-KiJu-Fachkraft stellte sich heraus, dass A. kein Pflegegeld bekam, obwohl es seit dem ersten Lebensjahr beantragt war. Die Kita hatte den Platz gekündigt, weil A. als pädagogisch nicht führbar galt. Auf dem Schwerbehindertenausweis fehlten die wesentlichen Merkzeichen. Die Wege zu den ambulanten Therapien waren weit, die Familie hat kein Auto. Doch die Mutter konnte mit A. aufgrund seines Verhaltens keine öffentlichen Verkehrsmittel nutzen und fuhr deshalb alle Wege mit Fahrrad und Anhänger. Das Jobcenter zeigte Verständnis für die Situation der Familie, verdeutlichte jedoch auch die Grundsätze von Fördern und Fordern.



Publication History

Article published online:
24 February 2023

© 2023. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG,
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany