Ugarte-Gil MF.
et al.
Remission and low disease activity (LDA) prevent damage accrual in patients with systemic
lupus erythematosus: results from the Systemic Lupus International Collaborating Clinics
(SLICC) inception cohort.
Ann Rheum Dis 2022;
81: 1541-1548
DOI:
10.1136/ard-2022-222487
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler analysierten Daten der SLICC (Systemic
Lupus International Collaborating Clinics)-Kohorte. An dieser multinationalen longitudinalen
SLE-Kohorte beteiligen sich 33 Zentren in Asien, Europa und Nordamerika. Die eingeschlossenen
Patientinnen und Patienten absolvieren bei der Aufnahme sowie anschließend in jährlichen
Intervallen umfangreiche Untersuchungen. Hierbei erheben die Behandelnden unter anderem
die Krankheitsaktivität der Betroffenen mithilfe des cSLEDAI-2K (clinical Systemic
Lupus Erythematosus Disease Activity Index), den Schadenzuwachs mithilfe des SDI (Systemic
Lupus International Collaborating Clinics/American College of Rheumatology Damage
Index) sowie die Medikamentendosierungen. Das Studienkollektiv umfasste 1652 Personen,
die mindestens 2 Kontrolluntersuchungen absolviert hatten. Die Forschenden bildeten
5 einander ausschließende Krankheitsaktivitäts-Kategorien:
-
Remission ohne Behandlung: cSLEDAI-2K=0, kein Prednison oder Immunsuppressiva am Tag
der Vorstellung
-
Remission unter Therapie: cSLEDAI-2K=0, Prednison≤5 mg/d und/oder Immunsuppressiva
in Erhaltungsdosis
-
LDA-TC (Low Disease Activity Toronto Cohort): cSLEDAI-2K≤2, kein Prednison oder Immunsuppressiva
-
mLLDAS (modified Lupus Low Disease Activity): cSLEDAI-2K≤4, keine Aktivität in großen
Organsystemen, keine neuen Merkmale der Krankheitsaktivität im Vergleich zur Voruntersuchung,
Prednison≤7,5 mg/d und/oder Immunsuppressiva in Erhaltungsdosis
-
Aktiv: alle anderen
Traf mehr als eine Definition zu, wählten die Forschenden die jeweils strengste Definition.
Die Studienendpunkte bildeten die Zunahme des SDI-Scores zwischen 2 aufeinander folgenden
Terminen sowie die Zunahme der einzelnen Organ-Scores. Bei ihren Berechnungen berücksichtigten
die Forschenden zahlreiche potenzielle Störvariablen und Effektmodifikatoren.
Ergebnisse
1464 der Studienteilnehmenden (88,6%) waren Frauen, das mediane Alter der Betroffenen
zum Diagnosezeitpunkt betrug 34,2 Jahre und die durchschnittliche Erkrankungsdauer
5,6 Monate. Während durchschnittlich 7,7 Jahren nahmen die Patientinnen und Patienten
12236 Kontrolltermine wahr (durchschnittlich 7,5 pro Person). 20,9% der Konsultationen
fielen in die Kategorie „Remission ohne Behandlung“, 19,8% in die Kategorie „Remission
unter Therapie“, 4,5% in die Kategorie „LDA-TC“, 5,6% in die Kategorie „mLLDAS“ und
49,2% in die Kategorie „Aktiv“. Eine Remission ohne Behandlung, eine Remission unter
Therapie sowie eine niedrige Krankheitsaktivität gemäß LDA-TC oder mLLDAS gingen (pro
25% Zunahme der in der jeweiligen Kategorie verbrachten Zeit versus der aktiven Erkrankung)
mit einer signifikant geringeren Wahrscheinlichkeit für einen Schadenzuwachs einer
(Inzidenz Rate Ratio/IRR 0,75; 95% KI 0,70–0,81 bzw. IRR 0,68; 95% KI 0,62–0,75 bzw.
IRR 0,79; 95% KI 0,68–0,92 bzw. IRR 0,76; 95% KI 0,65–0,89). Im Hinblick auf die spezifischen
Organbeteiligungen zeigte sich: Die Remission ohne Behandlung und die Remission unter
Therapie sowie der LDA-TC-Status gingen mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit für
Augen- und Nierenschäden einher, bei einer Remission ohne oder unter Therapie traten
seltener neuropsychiatrische, kardiovaskuläre, muskuloskelettale und Hautschäden auf,
die Remission ohne Therapie korrelierte mit selteneren Lungen- und Gonadenschäden,
der LDA-TC-Status korrelierte mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit für periphere
Gefäßschäden und der mLLDAS-Status war mit einer geringeren Diabeteswahrscheinlichkeit
assoziiert.
Beim SLE, so die Forschenden, korrelieren die Definitionen „Remission ohne Behandlung“,
„Remission unter Therapie“, LDA-TC“ und „mLLDAS“ unabhängig von Störvariablen und
Effektmodifikatoren mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit für einen Schadenzuwachs.
Damit unterstreichen die Studienergebnisse die Bedeutung dieser potenziellen Therapieziele.
Idealerweise sollte die Behandlung das Ziel „Remission ohne Behandlung“ oder „Remission
unter Therapie“ haben, meinen sie.
Dr. med. Judith Lorenz, Künzell