intensiv 2023; 31(02): 62-63
DOI: 10.1055/a-1998-9999
Kolumne

Neues Jahr, neues Glück?

Zoom Image
Quelle: Friedrich Günther

Während ich diese Kolumne schreibe, steht das Jahr 2022 kurz vor seinem Ende. Und ich kann mir gut vorstellen, wie die kommenden Tage ablaufen werden: Alle Jahre wieder das gleiche Prozedere. Auf Weihnachten folgt zwangsläufig Silvester. Und an Silvester werden zwangsläufig irgendwelche guten Vorsätze und Wünsche für das kommende Jahr formuliert. Seltener wird aber reflektiert, welche Vorsätze aus dem letzten Jahr durchgezogen und erfüllt worden sind. Denn sind wir doch mal ehrlich: Wen interessiert am 3. Januar noch das Geschwätz einer weinlaunigen Silvesternacht? Es kommt doch immer irgendwas dazwischen. Das Wetter zu schlecht, um Joggen zu gehen, der Kühlschrank noch viel zu voll, um die Ernährung umzustellen, Bioprodukte zu teuer. Und die ersten Treffen im neuen Jahr viel zu gemütlich, um mit dem Rauchen aufzuhören.

Im Jahr 2022 hat uns dann auch noch die Politik im Großen und Kleinen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Zunächst einmal die nicht enden wollende Pandemie. Alle waren und sind ja immer noch genervt und müde von diesem Virus, den Masken, der Entscheidungen rund um das Impfen und dem Warten auf die nächste Welle. Ich selbst lag nach einem Unfall im März für einige Tage im Krankenhaus und hätte es vorher nicht für möglich gehalten, dass mich die ausbleibenden Besuche emotional so sehr runterziehen können.

Dann kam der Ukraine-Krieg. Die wenigsten von uns hätten am Anfang dieses Krieges wohl geahnt, wie lange und brutal dieser Krieg werden und welche Folgen dieser auch für jeden Einzelnen von uns haben wird. Abgesehen von den Tausenden ukrainischen Frauen und deren Kindern, die bei uns Zuflucht suchen und für die die Situation um ein Vielfaches schlimmer ist als für uns. Auch wir müssen versuchen, mit den politischen und wirtschaftlichen Folgen gut umzugehen. Preise, die ins Unermessliche steigen. Die Ganzjahresdiskussion, ob wir im Winter werden heizen können oder ob es einen Blackout geben wird. Ich habe mich noch nie so viel mit Strom- und Heizkosten beschäftigt wie im vergangenen Jahr. Ich wusste bis dahin meinen Kilowattstunden-Preis noch nicht einmal! Jeden Monat habe ich die geforderten 35 Euro an die Stadtwerke überwiesen und das war es dann. Dennoch kann ich leider den diversen Empfehlungen nicht folgen und die Wohnung nur bis 19 Grad heizen. Ich habe es ehrlich versucht, aber 19 Grad sind auf die Dauer viel zu kalt. Zumindest für mich.

Im Supermarkt achte ich auf Sonderangebote und falle dabei wahrscheinlich auf irgendwelche Werbefallen rein. Zumindest habe ich dann aber für kurze Zeit das gute Gefühl, günstig eingekauft zu haben. Nur die Diskussion in der Familie, ob wir uns eine Weihnachtsgans für 60 Euro/Kilo überhaupt noch leisten können, wurde von meinem Sohn im Keim erstickt. Beim Weihnachtsbraten hörte der Spar-Spaß nämlich auf. Richtig spannend wird es ja dann wohl in diesem Jahr. Wenn die Nebenkostenabrechnungen in die Häuser flattern und die diversen „Bremsen“ der Regierung nur schleppend bei den Menschen ankommen. Denn ich kann mir nur sehr schwer vorstellen, dass ausgerechnet dann irgendeine Maßnahme komplikationslos klappen soll. Apropos Regierung. Ein bisschen enttäuschend waren die Auftritte der Regierung im letzten Jahr schon. Eine Koalition, die sich nie einig ist, und eine Opposition, die schon aus Prinzip gegen alles ist. Ich finde, gerade in Krisenzeiten wäre ein beherztes und geschlossenes Auftreten von Regierung und Opposition hilfreicher gewesen.

Und dann ist ja noch ganz kurz am Jahresende das Thema Pflege mal wieder aufgeploppt. Und zwar im Zusammenhang mit der desolaten Situation in den Kinderkliniken des Landes. Ganz was Neues! Begründet wurde diese Situation mit dem grassierenden RS-Virus. Dumm nur, dass im Vorfeld gerade an den Kinderstationen kaputtgespart wurde. Die rettende Lösung sollte ja dann sein, dass Kollegen von den Erwachsenenstationen in den Kinderabteilungen aushelfen sollen. Da habe ich mich gefragt, ob ich irgendetwas verpasst habe. War doch in dem Jahr zuvor der dramatische Personalmangel in der Pflege das große Thema. Ist dieser Mangel jetzt behoben und ich habe es nur nicht mitbekommen? Wenn ja, sollte es mich sehr freuen, und wenn nicht, dann erinnert es mich aber doch sehr an das Lied vom Loch im Eimer: „Wenn der Topf nun aber ein Loch hat …“

Jetzt hilft ja alles Lamentieren nicht weiter. Wir können nur auf ein besseres neues Jahr hoffen. Im chinesischen Tierkreiszeichen ist es das Jahr des Hasen. Ich finde, „Hase“ klingt schon sehr friedlich und knuffig. Das sollte doch was werden. Außerdem habe ich mir mein persönliches Horoskop im Internet rausgesucht. Darin steht, ich könne mich auf viele positive Entwicklungen freuen. Vorausgesetzt, ich achte auf meine Gesundheit und Fitness. Na, das sollte doch zu machen sein!

Ich wünsche Ihnen allen weiterhin ein gutes, gesundes und glückliches Jahr 2023!

In diesem Sinne

Ihre

Zoom Image

Heidi Günther



Publication History

Article published online:
07 March 2023

© 2023. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany