Rofo 2023; 195(03): 263
DOI: 10.1055/a-2007-7837
Beitrag des BDR

RSNA 2022 – Empower Patients and Partners in Care

 

    Unter diesem Motto eröffnete RSNA-Präsident Bruce G. Haffty (Rutgers Cancer Inst., New Jersey) den RSNA 2022. Nach 2 Jahren Corona, alle wieder da? Nicht ganz. Wir waren etwa 35 000 Teilnehmer. Auf jeden Fall damit immer noch das größte Meeting dieser Art weltweit. Die Teilnehmer jünger, weiblicher und ganz unkonventionell, gut so, „Casual Friday“ bereits am 2. Tag.

    Viele Themen auf eine Stunde eingegrenzt, hohes Tempo. Die alten „Refresher Courses“ wurden sicher nicht nur von mir manchmal vermisst. Aktuell weiter Schwerpunkt auf Mitmachen (interactive) und „case based“ Mischungen von Grundlagen und hoch aktuellen wissenschaftlichen Ergebnissen.

    Bruce Haffty stellte in seiner Presidents adress am Nachmittag der Eröffnung „Patient Perspective Key in Defining the Valus of Imaging“ erneut die Patientensicht der Dinge in den Fokus. Der Wert durch Verlaufskontrollen krankheitsfreie Intervalle für Patienten aufzuzeigen, damit Lebensqualität zu ermöglichen, ist neben der Therapiesteuerung nicht zu unterschätzen. Ein Aspekt, den wir alle in unserer täglichen Arbeit erleben, nur eher selten auf hoch wissenschaftlichen Meetings eruieren!

    Die hohen Sphären der AI (deutsch KI) betrat dann Siddhartha Mukherjee im Festvortrag zu AI und Veränderungen der Krebsdiagnostik. Nicht als Konkurrenz zum Radiologen, sondern als Tool. Atemberaubend, die Leichtigkeit unkonventionellen Denkens. Man nehme einen Algorithmus … AI als Hilfe bei der Detektion von Brustkrebs oder Lungentumoren, fast schon alte Hüte, aber immer noch mit enormen Qualitätssprüngen Jahr für Jahr. AI in Zukunft aber auch bedeutsam bei der Herstellung von Images. Nachdem wir einige Jahrzehnte vorwiegend immer bessere physikalische und elektronische Komponenten nutzbar gemacht haben nun die Hinwendung zur AI, schnellere Serien durch „Machine Learning“ auf technischer Ebene. Das wird total spannend.

    Wie immer beim RSNA die Aufteilung der Vorträge in die Unterdisziplinen, Neuroradiologie, MSK, Emergency Room, Rad. Oncology, Gastrointestinal, Genitouronary etc. Die amerikanischen Kollegen haben es da einfacher, die richtige Sitzung aufzusuchen. Als deutscher Röntgen-Generalist muss man selektieren, manchmal verzichten. Aber nein, das virtuelle Meeting läuft ja weiter und gibt fantastische Möglichkeiten viel mehr, ja, alles in persönlicher Sortierung abzuarbeiten!

    Beim derzeitigen Euro/Dollar-Wechselkurs ist USA/RSNA für uns Europäer zurzeit herausfordernd, das Leben in Chicago teuer. Da ist das virtuelle Meeting eine echte Alternative. Entsprechend war unsere deutsche Community etwas kleiner, aber auch sehr fein. Das größte Kontingent stellte dabei die Charité.

    Covid ist in den USA durch, zumindest auf RSNA-Ebene. Wer wollte (nur wenige) lief mit Maske herum. Die meisten Teilnehmer demgegenüber tiefenentspannt. Heute wissen wir: ein „Super Spreader Event“ ist der RSNA 2022 nicht geworden. Das änderte auch der Deutsche Abend nicht, von Siemens erfreulich und leger gleich in den Jazz Club verlegt. Musik, Tanz und Enge nach langer Abstinenz: Viele Gespräche, aber auch ausgedehnte Feierlaune. Das war hervorragend und gehört beim Präsenz-Meeting einfach dazu.

    Technisch ist der RSNA, wie immer voll auf der Höhe. Die Wissenschaft ohnehin, aber auch deren Darstellung, großartig, ja maßstäblich. Die Teilnahmen werden automatisch geplottet, die früher notwendige Evaluation jeder Sitzung zum Erlangen der CME-Punkte ist nur noch fakultativ.

    Die Industrie-Ausstellung weiter auf höchstem Level, aber sehr wenig deutsch. Unsere mittleren Hersteller und Dienstleister waren kaum vertreten. Da haben die guten Alternativen, ECR und Röko sicher auch Anteil dran. Und oh ja, die einst so puritanischen Amerikaner, wo schon ein spendierter Kaffee unter Korruptionsverdacht gestellt wurde, sind etwas lockerer geworden. Es wurde sogar eine „happy hour“ am letzten Tag versucht. Da waren die wichtigen Leute aber schon im Flieger.

    RSNA 2022 war erneut cutting edge, wenngleich der Abstand zu den europäischen Formaten abnimmt. Virtualität ist nach den Covid-Erfahrungen Standard und wird bleiben. Aber der persönliche Kontakt, collaboration im besten Sinne, ist ein starkes empowerment.

    See you in 2023!

    Dr. Andreas Bollkämper
    Hamburg


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    Publication History

    Article published online:
    16 February 2023

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