ergopraxis 2023; 16(05): 14-16
DOI: 10.1055/a-2016-0486
Wissenschaft

Internationale Studienergebnisse

Gestaltung von Außenbereichen für eine bessere Teilhabe – Menschen mit Demenz

Pflegeeinrichtungen können in einem gut gestalteten Außenbereich vielfältige Betätigungen anbieten. Für Menschen mit Demenz können diese Angebote von Nutzen sein. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Forschungsgruppe unter der Leitung der Ergotherapeutin Lorraine Ng vom Forschungsinstitut für Medizin und Gesundheit an der Flinders-Universität in Adelaide, Australien.

Die Forschenden führten ein Scoping Review durch, um eine Übersicht über die vorhandene Literatur zur Betätigungspartizipation in Gärten von Pflegeeinrichtungen für demenzerkrankte Menschen zu erhalten. Dazu suchten sie in Datenbanken wie Medline und PsycInfo mit Suchbegriffen wie „Demenz“, „Pflegeheim“ und „Garten“ nach geeigneten Studien. Sie schlossen Untersuchungen in das Review ein, wenn Menschen mit Demenz beteiligt waren und sie Betätigungen in Gärten oder gartenähnlichen Räumen von Krankenhäusern, subakuten Reha-Einrichtungen oder stationären Altenpflegeeinrichtungen berücksichtigten. Die Forschenden fanden 19 qualitative sowie quantitative Studien für ihre Übersichtsarbeit. Das Setting waren fast immer stationäre Altenpflegeeinrichtungen mit 24-Stunden-Pflege. Sie waren in der Regel sehr groß und hatten spezielle Bereiche für Menschen mit Demenz. Die Analyse zeigte, dass in den Außenbereichen und Gärten vor allem körperliche Aktivitäten (Spaziergänge, Ballspiele), Gartenarbeit (Blumen gießen, Insekten beobachten) sowie soziale Betätigungen (Picknicks, Familienbesuche und andere Gruppenaktivitäten) stattfinden. Aus den quantitativen Untersuchungen geht hervor, dass die Betätigungen im Freien bei Menschen mit Demenz zu einer Verbesserung der Teilnahme an Aktivitäten, der sozialen Interaktion, der Stimmung und der Schlafqualität führen. Die qualitativen Studien unterstützen diese Ergebnisse und zeigen noch weitere Vorteile wie eine bessere Wahrung der Identität und ein reduziertes Stressniveau auf. Beispielsweise wurden die demenzerkrankten Personen bei der gemeinsamen Zeit mit Besucher*innen im Freien entspannter wahrgenommen. Es zeigte sich aber auch, dass aufgrund von Sicherheitsrisiken nicht alle Gärten für Menschen mit Demenz geeignet sind. Außerdem brauchen Betroffene bei der Initiierung der Betätigungen meist Unterstützung, die Einrichtungen wegen Personalengpässen oft nicht leisten können.

Die Forschenden schlussfolgern, dass Wohnheime das Potenzial von Außenbereichen trotz der vielen Vorteile zu wenig nutzen. Sie empfehlen, die Bereiche so zu gestalten, dass der Zugang zu Betätigungen im Freien erleichtert wird, um die Teilhabe zu fördern.

ms

Aust Occup Ther J 2023; 70: 97–118

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Gärten haben das Potenzial, Menschen mit Demenz körperliche und soziale Aktivitäten zu ermöglichen.© Ocskay Mark/Stock.adobe.com


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Article published online:
03 May 2023

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