Brunner HI, Foeldvari I, Alexeeva E et al; Paediatric Rheumatology INternational Trials
Organization (PRINTO) and Pediatric Rheumatology Collaborative Study Group (PRCSG).
Secukinumab in enthesitis-related arthritis and juvenile psoriatic arthritis: a randomised,
double-blind, placebo-controlled, treatment withdrawal, phase 3 trial. Ann Rheum Dis
2023; 82(1): 154–160. doi: 10.1136/ard-2022-222849. Epub 2022 Aug 12. PMID: 35961761
Für die Enthesitis-assoziierte JIA und die juvenile Psoriasisarthritis sind derzeit
noch nicht viele Biologika zugelassen. In dem hier erwähnten Artikel handelt es sich
um die Zulassungsstudie für Secukinumab für diese Indikation im Kindes- und Jugendalter.
Secukinumab ist ein vollständig humaner monoklonaler Antikörper, der IL-17A direkt
hemmt und bisher zur Therapie bei erwachsenen Patienten mit Psoriasis, Psoriasisarthritis,
ankylosierender Spondylitis und nicht-röntgenologischer axialer Spondyloarthritis
zugelassen ist. In der vorliegenden Phase-3-Studie wurde die Wirksamkeit und Sicherheit
von Secukinumab bei Patienten mit aktiver Enthesitis-assoziierter JIA und juveniler
Psoriasisarthritis untersucht.
Es handelt sich um eine randomisierte, doppelblinde, Placebo-kontrollierte, ereignisgesteuerte
Phase-3-Studie über 2 Jahre, die aus 3 Behandlungsphasen besteht: In der ersten Phase
erhielten alle Patienten open-label Secukinumab für 12 Wochen; in der zweiten Phase
wurden alle Patienten, die auf Secukinumab mit einem ACR30 angesprochen hatten, 1:1
doppelblind randomisiert für eine Secukinumab- oder Placebo-Gabe. Sofern kein akuter
Schub der JIA auftrat, wurde diese Gabe bis zur Woche 104 fortgesetzt. Trat in der
zweiten Phase ein Schub auf, wurde in der dritten Behandlungsphase open-label Secukinumab
angesetzt und bis zur Woche 104 gegeben.
Eingeschlossen wurden Kinder und Jugendliche von 2 bis < 18 Jahren mit aktiver Enthesitis-assoziierter
JIA und juveniler Psoriasisarthritis mit einer Krankheitsdauer von ≥ 6 Monaten, die
auf eine Behandlung mit NSAR und ≥ 1 csDMARDs unzureichend angesprochen hatten. Eine
vorherige Gabe von anderen Biologika war nicht erlaubt. Zu den wichtigsten Ausschlusskriterien
gehörten eine aktive, chronisch-entzündliche Darmerkrankung oder eine Uveitis.
Der primäre Endpunkt war die Zeit bis zum Auftreten eines akuten Schubs der JIA in
der zweiten Behandlungsphase. Sekundäre Endpunkte waren die Beurteilung der Wirksamkeit
entsprechend dem Ansprechen der JIA mit JIA ACR30/50/70/90/100, das Erreichen einer
inaktiven JIA, Verbesserung im „Juvenile Arthritis Disease Activity Score“ (JADAS)-27
CRP und die Anzahl der Enthesitiden und Daktylitiden.
In die erste Behandlungsphase wurden 86 Patienten eingeschlossen, davon 52 mit Enthesitis-assoziierter
JIA und 34 mit juveniler Psoriasisarthritis. Nach Beendigung der ersten Behandlungsphase
mit open-label Secukinumab hatten 75 Patienten mit einem JIA ACR30 angesprochen und
wurden für die zweite Behandlungsphase 1:1 randomisiert. Von 67 Patienten wurde die
zweite Behandlungsphase abgeschlossen, 26 Patienten traten wegen Auftreten eines Schubs
der JIA in die dritte Open-Label-Behandlungsphase ein und beendeten diese. 8 Patienten
beendeten die Studie vorzeitig, v. a. wegen fehlenden Ansprechens auf die Therapie.
Die Auswertung der Studie zeigt, dass die mittlere Zeit bis zum Auftreten eines Krankheitsschubs
in der Placebogruppe 453 Tage betrug. Hingegen konnte für die Secukinumab-Gruppe dies
formell nicht berechnet werden, da weniger als 50 % der Patienten in dieser Gruppe
zum Zeitpunkt des Studienabschlusses einen Krankheitsschub erlitten hatten. Auf Grundlage
einer Kaplan-Meier-Schätzung betrug die Wahrscheinlichkeit eines inaktiven Erkrankungsstadiums
nach einem Jahr 76,7 % (95 % CI 58,7 bis 87,6) in der Secukinumab-Gruppe gegenüber
54,3 % (95 % CI 37,1 bis 68,7) in der Placebo-Gruppe.
Sicherheitsdaten waren für insgesamt 141,5 Patientenjahre (PJ) über den gesamten Behandlungszeitraum
verfügbar (Secukinumab, 71,3 PJ; Placebo in TP2, 70,2 PJ). Während der Studie meldeten
79 Patienten (91,1 %) mindestens eine unerwünschte Nebenwirkung im Beobachtungszeitraum.
8 Patienten (9,3 %) brachen die Studie aufgrund von Nebenwirkungen ab (Secukinumab,
3 [6,3 %]; Placebo, 5 [13,2 %]). 11 (12,8 %) Patienten berichteten über schwere unerwünschte
Nebenwirkungen. Die häufigsten unerwünschten Ereignisse waren Nasopharyngitis (27
[31,4 %]), Übelkeit (19 [22,1 %]), Infektionen der oberen Atemwege (19 [22,1 %]) und
Diarrhö (17 [19,8 %]). 2 Patienten mit Enthesitis-assoziierter JIA berichten von einer
anterioren Uveitis, die aber von den Prüfärzten als nicht im Zusammenhang stehend
mit dem Studienmedikament gesehen wurde und unter topischer Therapie abheilte. Das
Studienmedikament blieb daher unverändert und beide Patienten schlossen die Studie
ab. Bei einem Patienten mit juveniler Psoriasisarthritis (2,7 %) in der Secukinumab-Gruppe
trat während der Studie ein Morbus Crohn auf und die Gabe des Studienmedikamentes
wurde am Tag 127 abgebrochen. Der Patient trat in die Nachbeobachtungsphase ein und
schloss diese ab. Hier wurde von den Prüfärzten ein Zusammenhang mit der Studienmedikation
vermutet.
Zusammenfassend hat die Studie gezeigt, dass Secukinumab im Vergleich zu Placebo bei
Kindern mit Enthesitis-assoziierter JIA und juveniler Psoriasisarthritis eine signifikant
längere Zeitspanne bis zu einem Krankheitsschub bewirkt und zudem ein Sicherheitsprofil
aufweist, das mit dem der Erwachsenenindikationen Psoriasisarthritis und axiale Spondyloarthritis
übereinstimmt. Somit wurde die Wirksamkeit und Sicherheit von Secukinumab zur Behandlung
der Enthesitis-assoziierten JIA und juvenilen Psoriasisarthritis erwiesen. Aufgrund
der Studie wurde Secukinumab inzwischen von der EMA für diese Indikation bei Kindern
und Jugendliche von 6 bis < 18 Jahren zugelassen.
Prof. Dr. Almut Meyer-Bahlburg, Greifswald