Transfusionsmedizin 2023; 13(02): 71
DOI: 10.1055/a-2035-6606
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Kommentar

Die Zahl der klinischen Studien, bei denen Produkte aus iPSC-Zellen verwendet werden, steigt von Jahr zu Jahr ebenso wie die Zahl der Unternehmen, die sich für die Entwicklung und Vermarktung von Produkten aus iPSC-Zellen interessieren [1]. Auf dem Gebiet des Blood Pharming wurden daher bedeutende Fortschritte erzielt. Insbesondere wurden von verschiedenen Gruppen unterschiedliche Strategien entwickelt, um in vitro hochqualitative Megakaryozyten und Thrombozyten in ausreichender Zahl zu erzeugen, um eine Patiententransfusion zu ermöglichen. Darüber hinaus wurden verschiedene Tiermodelle entwickelt, um die Sicherheit und Wirksamkeit der in vitro differenzierten Megakaryozyten und Blutplättchen zu untersuchen.

Die klinische iPLAT1-Studie ist ein Meilenstein auf dem Gebiet des Blood Pharming, da sie erste Erkenntnisse über die Sicherheit der Verwendung von in vitro hergestellten iPSC-Plättchen beim Menschen liefert. Dabei werden jedoch auch neue Fragen aufgeworfen, die in weiteren Studien geklärt werden müssen, um die Verwendung von in vitro hergestellten iPSC-Plättchen in der Klinik weiter voranzutreiben. Die iPLAT1-Studie profitierte von der Anwendung in vitro hergestellter Thrombozyten, die von einer patientenspezifischen iPSC-Linie stammen, d. h. in einer autologen Umgebung. Aufgrund des Zeitaufwands für die Generierung neuer iPSC-Linien und/oder die Auswahl von Klonen, die sich effizient in qualitativ hochwertige Megakaryozyten differenzieren können, ist es wahrscheinlicher, dass allogene iPSC-Linien als robuste Zellquellen dienen, die eine breite Verwendung von hergestellten Blutplättchen oder ihren Vorläufern unter Standardbedingungen ermöglichen. Daher müssen die immunologischen Aspekte der Verwendung einer allogenen Zellquelle in weiteren Studien untersucht werden. Darüber hinaus können die Thrombozyten als „Carrier“ dienen und ihren Protein-Inhalt an die Zellen des transfundierten Patienten abgeben [2]. Aus diesem Grund müssen umfassende Langzeitsicherheitsstudien durchgeführt werden, um die Möglichkeit auszuschließen, dass die potenzielle Restproteinexpression der transient exprimierten Onkogene wie Bcl-XL oder c-Myc eine schädliche Wirkung auf die eigenen Patientenzellen hat oder das Krebsrisiko erhöhen könnte. Darüber hinaus muss die optimale Dosis der in vitro hergestellten Thrombozyten bestimmt werden, die erforderlich ist, um die gewünschte therapeutische Wirkung zu erzielen. Im Gegensatz zu anderen Studien [3] [4], in denen nicht-immortalisierte Megakaryozyten für die Transfusion von Mäusen verwendet wurden, berichten die Autoren, dass sich die imMKCLs in der Lunge festsetzten. Dabei sind weitere Studien erforderlich, um zu beschreiben, ob die Größe, die Heterogenität der imMKCL-Population oder ihre Homing-Eigenschaften diese Beobachtung beeinflussen können. Außerdem wäre es interessant, ihre Fähigkeit zu beschreiben, Blutplättchen in den Kreislauf zu produzieren.

Bemerkenswert ist, dass die iPLAT1-Studie eine vielversprechende Grundlage für die künftige Anwendung von in vitro hergestellten iPSC-abgeleiteten Thrombozyten schafft und neue Horizonte auf dem Gebiet der Transfusionsmedizin eröffnet.



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Article published online:
11 May 2023

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