I Leitlinieninformationen
Leitlinienprogramm
Informationen hierzu finden Sie am Ende der Leitlinie.
Zitierweise
Prevention and Therapy of Preterm Birth. Guideline of the DGGG, OEGGG and SGGG (S2k-Level,
AWMF Registry Number 015/025, September 2022) – Part 1 with Recommendations on the
Epidemiology,
Etiology, Prediction, Primary and Secondary Prevention of Preterm Birth. Geburtsh
Frauenheilk 2023; 83: 547–568
Leitliniendokumente
Die vollständige Langfassung, eine Kurzfassung und eine DIA-Version dieser Leitlinie
sowie eine Aufstellung der Interessenkonflikte aller Autoren und ein Leitlinienreport
zum methodischen
Vorgehen inkl. des Interessenkonfliktmanagements befinden sich auf der Homepage der
AWMF: http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/015-025.html
Leitliniengruppe
Siehe [Tab. 1] und [2].
Tab. 1 Federführender und/oder koordinierender Leitlinienautor.
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Autor
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AWMF-Fachgesellschaft
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Prof. Dr. Richard Berger
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DGGG
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Tab. 2 Beteiligte Leitlinienautoren/-innen.
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Autor/-in
Mandatsträger/-in
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DGGG-Arbeitsgemeinschaft (AG)/AWMF/Nicht-AWMF-Fachgesellschaft/Organisation/Verein
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Prof. Dr. Harald Abele
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AGG Sektion Frühgeburt
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Prof. Dr. Franz Bahlmann
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DEGUM
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Prof. Dr. Richard Berger
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DGGG
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Dr. Klaus Doubek
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BVF
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Prof. Dr. Ursula Felderhoff-Müser
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GNPI
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Prof. Dr. Herbert Fluhr
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AGIM
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PD Dr. Dr. Yves Garnier
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AGG Sektion Frühgeburt
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Prof. Dr. Susanne Grylka-Baeschlin
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DGHWi
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Aurelia Hayward
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DHV
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Prof. Dr. Hanns Helmer
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OEGGG
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Prof. Dr. Egbert Herting
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DGKJ
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Prof. Dr. Markus Hoopmann
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ARGUS
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Prof. Dr. Irene Hösli
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SGGG
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Prof. Dr. Dr. h. c. Udo Hoyme
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AGII
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Prof. Dr. Ruben-J. Kuon
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DGGG
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Dr. Wolf Lütje
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DGPFG
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Silke Mader
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EFCNI
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Prof. Dr. Holger Maul
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DGPM
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Prof. Dr. Werner Mendling
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AGII
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Barbara Mitschdörfer
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Bundesverband „Das frühgeborene Kind“
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PD Dr. Dirk Olbertz
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GNPI
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Andrea Ramsell
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DHV
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Prof. Dr. Werner Rath
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DGPGM
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Prof. Dr. Claudia Roll
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DGPM
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PD Dr. Dietmar Schlembach
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AGG Sektion Hypertensive Schwangerschaftserkrankungen und fetale Wachstumsrestriktion
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Prof. Dr. Ekkehard Schleußner
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DGPFG
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Prof. Dr. Florian Schütz
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AGIM
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Prof. Dr. Vanadin Seifert-Klauss
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DGGEF
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Prof. Dr. Daniel Surbek
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SGGG
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Die folgenden Fachgesellschaften/Arbeitsgemeinschaften/Organisationen/Vereine haben
Interesse an der Mitwirkung bei der Erstellung des Leitlinientextes und der Teilnahme
an der
Konsensuskonferenz bekundet und Vertreter dafür benannt ([Tab. 2]).
Zusätzlich wirkten als Autoren an der Revision der Leitlinie Frau PD Dr. Mirjam Kunze,
Prof. Dr. Jannis Kyvernitakis und Prof. Dr. Johannes Stubert mit. Eine Beteiligung
an der Abstimmung
der Empfehlungen und Statements fand nicht statt.
II Leitlinienverwendung
Fragestellung und Ziele
Ziel der Leitlinie ist eine optimierte Betreuung von Patientinnen mit drohender Frühgeburt
im ambulanten wie im stationären Versorgungssektor, um eine Senkung der Frühgeburtenrate
zu
erreichen. Bei nicht mehr aufzuhaltender Frühgeburt wird eine Reduktion der perinatalen
bzw. neonatalen Morbidität und Mortalität angestrebt. Hierdurch soll auch die psychomotorische
und
kognitive Entwicklung frühgeborener Kinder verbessert werden.
Versorgungsbereich
Ambulanter und/oder stationärer Versorgungsbereich.
Anwenderzielgruppe/Adressaten
Die Empfehlungen der Leitlinie richten sich an Gynäkologinnen/Gynäkologen in der Niederlassung,
Gynäkologinnen/Gynäkologen mit Klinikanstellung, Kinderärztinnen/Kinderärzten mit
Klinikanstellung, Hebammen in der Niederlassung und Hebammen mit Klinikanstellung.
Weitere Adressaten sind Interessenvertretungen der betroffenen Frauen und Kinder,
Pflegekräfte
(Geburtshilfe/Wochenbett, Kinderintensivstation), medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaften
und Berufsverbände, Qualitätssicherungseinrichtungen (z. B. IQTIG), gesundheitspolitische
Einrichtungen und Entscheidungsträger auf Bundes- und Landesebene, Kostenträger.
Verabschiedung und Gültigkeitsdauer
Die Gültigkeit dieser Leitlinie wurde durch die Vorstände/Verantwortlichen der beteiligten
medizinischen Fachgesellschaften, Arbeitsgemeinschaften, Organisationen und Vereine
sowie durch
den Vorstand der DGGG, SGGG, OEGGG sowie der DGGG/OEGGG/SGGG-Leitlinienkommission
im September 2022 bestätigt und damit in ihrem gesamten Inhalt genehmigt. Diese Leitlinie
besitzt eine
Gültigkeitsdauer vom 01.10.2022 bis 30.09.2025. Diese Dauer ist aufgrund der inhaltlichen
Zusammenhänge geschätzt. Bei dringendem Bedarf kann eine Leitlinie früher aktualisiert
werden, bei
weiterhin aktuellem Wissensstand kann ebenso die Dauer verlängert werden.
III Methodik
Grundlagen
Die Methodik zur Erstellung dieser Leitlinie wird durch die Vergabe der Stufenklassifikation
vorgegeben. Das AWMF-Regelwerk (Version 2.0) gibt entsprechende Regelungen vor. Es
wird zwischen
der niedrigsten Stufe (S1), der mittleren Stufe (S2) und der höchsten Stufe (S3) unterschieden.
Die niedrigste Klasse definiert sich durch eine Zusammenstellung von Handlungsempfehlungen,
erstellt durch eine nicht repräsentative Expertengruppe. Im Jahr 2004 wurde die Stufe
S2 in die systematische evidenzrecherchebasierte (S2e) oder strukturelle konsensbasierte
Unterstufe
(S2k) gegliedert. In der höchsten Stufe S3 vereinigen sich beide Verfahren. Diese
Leitlinie entspricht der Stufe: S2k.
Empfehlungsgraduierung
Die Evidenzgraduierung nach systematischer Recherche, Selektion, Bewertung und Synthese
der Evidenzgrundlage und eine daraus resultierende Empfehlungsgraduierung einer Leitlinie
auf
S2k-Niveau ist nicht vorgesehen. Es werden die einzelnen Statements und Empfehlungen
nur sprachlich – nicht symbolisch – unterschieden ([Tab. 3]).
Tab. 3 Graduierung von Empfehlungen (deutschsprachig).
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Beschreibung der Verbindlichkeit
|
Ausdruck
|
|
starke Empfehlung mit hoher Verbindlichkeit
|
soll/soll nicht
|
|
einfache Empfehlung mit mittlerer Verbindlichkeit
|
sollte/sollte nicht
|
|
offene Empfehlung mit geringer Verbindlichkeit
|
kann/kann nicht
|
Statements
Sollten fachliche Aussagen nicht als Handlungsempfehlungen, sondern als einfache Darlegung
Bestandteil dieser Leitlinie sein, werden diese als „Statements“ bezeichnet. Bei diesen
Statements
ist die Angabe von Evidenzgraden nicht möglich.
Konsensusfindung und Konsensusstärke
Im Rahmen einer strukturierten Konsenskonferenz nach dem NIH-Typ (S2k/S3-Niveau) stimmen
die berechtigten Teilnehmer der Sitzung die ausformulierten Statements und Empfehlungen
ab. Der
Ablauf war wie folgt: Vorstellung der Empfehlung, inhaltliche Nachfragen, Vorbringen
von Änderungsvorschlägen, Abstimmung aller Änderungsvorschläge. Bei Nichterreichen
eines Konsensus
(> 75% der Stimmen), Diskussion und erneute Abstimmung. Abschließend wird abhängig
von der Anzahl der Teilnehmer die Stärke des Konsensus ermittelt ([Tab. 4]).
Tab. 4 Einteilung zur Zustimmung der Konsensusbildung.
|
Symbolik
|
Konsensusstärke
|
prozentuale Übereinstimmung
|
|
+++
|
starker Konsens
|
Zustimmung von > 95% der Teilnehmer
|
|
++
|
Konsens
|
Zustimmung von > 75 – 95% der Teilnehmer
|
|
+
|
mehrheitliche Zustimmung
|
Zustimmung von > 50 – 75% der Teilnehmer
|
|
–
|
kein Konsens
|
Zustimmung von < 50% der Teilnehmer
|
Expertenkonsens
Wie der Name bereits ausdrückt, sind hier Konsensusentscheidungen speziell für Empfehlungen/Statements
ohne vorige systemische Literaturrecherche (S2k) oder aufgrund von fehlenden Evidenzen
(S2e/S3) gemeint. Der zu benutzende Expertenkonsens (EK) ist gleichbedeutend mit den
Begrifflichkeiten aus anderen Leitlinien wie „Good Clinical Practice“ (GCP) oder „klinischer
Konsensuspunkt“ (KKP). Die Empfehlungsstärke graduiert sich gleichermaßen wie bereits
im Kapitel Empfehlungsgraduierung beschrieben ohne die Benutzung der aufgezeigten
Symbolik, sondern rein
semantisch („soll“/„soll nicht“ bzw. „sollte“/„sollte nicht“ oder „kann“/„kann nicht“).
Sondervotum SGGG
Zu 1 Definition und Epidemiologie
In Bezug auf die Betreuung an der Grenze der Lebensfähigkeit wird auf die gemeinsam
mit den Neonatologen erarbeitete Empfehlung der Schweiz verwiesen. Begründung: Die Empfehlungen
in der Schweiz divergieren in mehreren Aspekten von den Empfehlungen in Deutschland.
Sie sind aktuell in Überarbeitung [1].
Zu 3.2.3 Indikation zur Zervixlängenmessung
In Einzelfällen kann eine Untersuchung auch bei asymptomatischen Frauen durchgeführt
werden. Dies ist im Abschnitt weiter unten „Asymptomatische Patientinnen“ wie folgt
formuliert: „Die
vaginalsonografische Messung der Zervixlänge kann bei asymptomatischen Schwangeren
ohne Risikofaktoren für eine spontane Frühgeburt erfolgen.“ Begründung: Betonung dieses Umstandes
ist für die Schweiz wichtig, da hier vielerorts die vaginalsonografische Messung im
Rahmen des Zweittrimester-Screenings praktiziert wird.
Empfehlung 4.E12: Eine prophylaktische Zerklage kann angeboten werden bei Frauen mit
vorausgegangener Frühgeburt < 34 SSW oder mehreren vorausgegangenen Spätaborten. Es
gibt keine
Evidenz zur Empfehlung einer Zerklage bei vorausgegangener Frühgeburt nach 34 SSW.
Tab. 5 Risikofaktoren für eine Frühgeburt (Daten aus [3], [9], [10], [11], [12], [13], [14], [15]).
|
Risikofaktor
|
OR
|
95%-KI
|
|
SARS-CoV-2: Severe Acute Respiratory Syndrome Coronavirus Type 2
|
|
Z. n. spontaner Frühgeburt
|
3,6
|
3,2 – 4,0
|
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Z. n. medizinisch indizierter Frühgeburt
|
1,6
|
1,3 – 2,1
|
|
Z. n. Konisation
|
1,7
|
1,24 – 2,35
|
|
Schwangerschaftsintervall < 12 Monate nach vorangegangener Frühgeburt
|
4,2
|
3,0 – 6,0
|
|
Schwangere < 18 Jahre
|
1,7
|
1,02 – 3,08
|
|
ungünstige sozioökonomische Lebensbedingungen
|
1,75
|
1,65 – 1,86
|
|
Mutter alleinstehend
|
1,61
|
1,26 – 2,07
|
|
bakterielle Vaginose
|
1,4
|
1,1 – 1,8
|
|
asymptomatische Bakteriurie
|
1,5
|
1,2 – 1,9
|
|
vaginale Blutung in der Frühschwangerschaft
|
2,0
|
1,7 – 2,3
|
|
vaginale Blutung in der Spätschwangerschaft
|
5,9
|
5,1 – 6,9
|
|
Zwillingsschwangerschaft
|
ca. 6
|
|
|
Rauchen
|
1,7
|
1,3 – 2,2
|
|
Parodontitis
|
2,0
|
1,2 – 3,2
|
|
Anämie
|
1,5
|
1,1 – 2,2
|
|
subklinische Hypothyreose
|
1,29
|
1,01 – 1,64
|
|
SARS-CoV-2
|
1,2 (D) [16]
1,47 (China) [17]
1,6 (Schweden) [18]
2,17 (England) [19]
1,82 (Metaanalyse) [20]
|
1,38 – 2,39
|
IV Leitlinie
1 Definition
|
Konsensbasiertes Statement 1.S1
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke +++
|
|
Die Frühgeburt ist definiert als Entbindung vor 37 + 0 SSW. Sie trägt wesentlich zur
perinatalen Morbidität und Mortalität bei.
|
Die Frühgeburt ist definiert als eine Geburt vor abgeschlossenen 37 SSW. Die Grenze
der Lebensfähigkeit wird länder- und kulturabhängig unterschiedlich konsentiert. Für
Deutschland
verweisen wir auf die Leitlinie „Frühgeborene an der Grenze der Lebensfähigkeit 024-019“.
Die Frühgeburt trägt wesentlich zur perinatalen Morbidität und Mortalität bei. Jährlich
sterben
weltweit 965 000 frühgeborene Kinder in der Neonatalperiode und weitere 125 000 in
den ersten 5 Lebensjahren infolge einer Frühgeburt. Die Frühgeburt ist einer der Hauptrisikofaktor
für
Disability-adjusted Life Years (verlorene Jahre aufgrund von Krankheit, Behinderung
oder frühem Tod) [2].
|
Konsensbasiertes Statement 1.S2
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke +++
|
|
Die Frühgeburtenrate in Deutschland betrug 2020 8,0%. Sie liegt in Europa zwischen
5,4 und 12,0%.
|
Die Frühgeburtenrate < 37 SSW in Deutschland liegt seit 2008 stabil um 8%. Im Jahr
2020 betrug sie 8,0% [3]. In Österreich lag sie 2020 bei 7,2% [4] und in der Schweiz 2020 bei 6,4% [5]. Die höchste Frühgeburtenrate hat Zypern mit 12,0%. Die geringste Frühgeburtenrate
weist
Litauen mit 5,4% auf [6].
2 Ätiologie
|
Konsensbasiertes Statement 2.S3
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke +++
|
|
Literatur: [7]
|
|
Etwa zwei Drittel aller Frühgeburten sind die Folge vorzeitiger Wehentätigkeit mit
oder ohne frühen vorzeitigen Blasensprung (spontane Frühgeburten).
|
|
Konsensbasiertes Statement 2.S4
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke +++
|
|
Literatur: [7]
|
|
Die Ätiologie der spontanen Frühgeburt ist multifaktoriell. Verschiedene pathophysiologische
Signalwege aktivieren einen gemeinsamen Wirkmechanismus („Common Pathway“), der sich
klinisch in vorzeitiger Wehentätigkeit und Eröffnung des Muttermundes äußert.
|
|
Konsensbasiertes Statement 2.S5
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke +++
|
|
Literatur: [7]
|
|
Eine Frühgeburt kann mit einer bakteriell oder viral induzierten Inflammation, dezidualen
Blutung, vaskulären Erkrankungen, dezidualen Seneszenz, gestörten materno-fetalen
Immuntoleranz, einem „funktionellen Progesteronentzug“ oder einer Überdehnung des
Myometriums assoziiert sein.
|
3 Prädiktion
3.1 Risikofaktoren
|
Konsensbasierte Empfehlung 3.E1
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke +++
|
|
Perikonzeptionell, spätestens jedoch zu Beginn der Schwangerenvorsorge sollen potenzielle
Risikofaktoren erfasst werden. Beeinflussbare Risikofaktoren sollen dabei besonders
berücksichtigt werden. Die Untersuchungsintervalle sollen dem individuellen Risiko
für eine Frühgeburt angepasst werden, um Präventionsstrategien zu ermöglichen.
|
|
Konsensbasierte Empfehlung 3.E2
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke +++
|
|
Bei Patientinnen mit einem erhöhten Risikoprofil kann Aufklärungsmaterial, z. B. die
Patientenleitlinie „Frühgeburt: Was Sie als werdende Eltern wissen sollten“, als
Beratungsgrundlage verwendet werden.
|
Bei einem erhöhten Risikoprofil kann die Patientenleitlinie „Frühgeburt: Was Sie als
werdende Eltern wissen sollten“ als Beratungsgrundlage sehr hilfreich sein [8].
3.1.1 SARS-CoV-2-Infektion
|
Konsensbasiertes Statement 3.S6
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke +++
|
|
Literatur: [16]
|
|
Die Infektion mit SARS-CoV-2 führt in Abhängigkeit vom Schweregrad zu einer unterschiedlichen
Erhöhung des Risikos für eine Frühgeburt.
|
|
Konsensbasiertes Statement 3.S7
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke +++
|
|
Literatur: [21]
|
|
Die Impfung gegen SARS-CoV-2 führt nicht zu einer Erhöhung des Risikos einer Frühgeburt.
|
|
Konsensbasiertes Statement 3.S8
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke +++
|
|
Die Impfung gegen SARS-CoV-2 schützt vor schweren symptomatischen Verläufen und verhindert
vermutlich so eine Steigerung des Frühgeburtsrisikos durch SARS-CoV-2.
|
3.2 Zervixlänge
3.2.1 Messtechnik
|
Konsensbasierte Empfehlung 3.E3
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke +++
|
|
Beim Einsatz der Vaginalsonografie zur Messung der Zervixlänge für die Prädiktion
der Frühgeburt soll die Messtechnik exakt beachtet werden.
|
Eine Vorgehensweise zur möglichst standardisierten Messtechnik wurde durch Kagan und
Sonek ausführlich dargelegt [22].
3.2.2 Die normale und die verkürzte Cervix uteri
|
Konsensbasiertes Statement 3.S9
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke +++
|
|
Literatur: [23]
|
|
Bei Einlingsschwangerschaften liegt die mediane vaginalsonografisch gemessene Zervixlänge
vor 22 SSW bei > 40 mm, zwischen 22 und 32 SSW bei 40 mm und nach 32 SSW bei etwa
35 mm.
|
|
Konsensbasiertes Statement 3.S10
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke +++
|
|
Literatur: [24]
|
|
Eine vaginalsonografisch gemessene Zervixlänge von ≤ 25 mm gilt unterhalb von 34 + 0 SSW
als verkürzt.
|
3.2.3 Indikationen zur Zervixlängenmessung
|
Konsensbasierte Empfehlung 3.E4
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke +++
|
|
Ein generelles Screening auf eine verkürzte Zervixlänge mittels Vaginalsonografie
sollte bei asymptomatischen Schwangeren ohne Risikofaktoren für eine spontane Frühgeburt
nicht erfolgen.
|
Einer einzelnen großen Kohortenstudie zufolge geht ein universelles Screening bei
Einlingsschwangeren ohne vorherige Frühgeburt mit einer zwar geringen, jedoch signifikanten
Senkung der
Frühgeburtenraten < 37, < 34 und < 32 SSW einher (Frühgeburt < 37 SSW: 6,7 vs. 6,0%;
adjustierte Odds Ratio [AOR] 0,82 [95%-KI 0,76 – 0,88]), < 34 SSW (1,9 vs. 1,7%; AOR
0,74 [95%-KI 0,64 – 0,85]), und < 32 SSW (1,1 vs. 1,0%; AOR 0,74 [95%-KI 0,62 – 0,90])
[25]. Ob diese Studie am Ergebnis des Cochrane Reviews aus dem
Jahr 2013 etwas ändert, wonach ein routinemäßiges Screening der Zervixlänge bei allen
(asymptomatischen und sogar symptomatischen) Schwangeren nicht empfohlen wird, weil
die Kenntnis des
Zervixbefundes zu einer nicht signifikanten Reduktion der Frühgeburtenrate < 37 SSW
führt [26], bleibt abzuwarten, ist aber sehr unwahrscheinlich. Fest
steht nämlich, dass Daten, die einen Einfluss der Zervixlängenmessung auf den in der
Perinatologie entscheidenden Parameter der perinatalen Mortalität belegen könnten,
nicht vorhanden
sind. Der Cochrane-Review aus 2013 konnte, sofern Daten überhaupt verfügbar waren,
jedenfalls keine Unterschiede hinsichtlich der Parameter perinatale Mortalität, Frühgeburt
unterhalb
von 34 oder 28 SSW, Geburtsgewicht < 2500 g, maternale Hospitalisation, Tokolyse,
Applikation antenataler Steroide finden [26].
|
Konsensbasierte Empfehlung 3.E5
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke +++
|
|
Eine vaginalsonografische Messung der Zervixlänge sollte bei symptomatischen Schwangeren
(spontane regelmäßige vorzeitige Wehen) und/oder bei Schwangeren mit Risikofaktoren
für eine spontane Frühgeburt in das therapeutische Konzept einbezogen werden.
|
|
Konsensbasiertes Statement 3.S11
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke +++
|
|
Literatur: [27], [28], [29], [30], [31]
|
|
Der Nutzen serieller vaginalsonografischer Messungen der Zervixlänge ist weder für
asymptomatische noch für symptomatische Schwangere durch prospektiv randomisierte
Studien
belegt.
|
Asymptomatische Patientinnen
|
Konsensbasierte Empfehlung 3.E6
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke ++
|
|
* Im Gegensatz zu Empfehlung 3.E4 bezieht sich diese Aussage auf die vaginalsonografische
Messung außerhalb eines Screeningprogrammes.
|
|
Die vaginalsonografische Messung der Zervixlänge kann bei asymptomatischen Schwangeren
ohne Risikofaktoren für eine spontane Frühgeburt erwogen werden.*
|
|
Konsensbasierte Empfehlung 3.E7
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke +++
|
|
Literatur: [32], [33]
|
|
Bei asymptomatischen Frauen mit Einlingsschwangerschaften und spontaner Frühgeburt
oder Spätabort in der Anamnese sollte eine vaginalsonografische Zervixlängenmessung
ab
16 SSW erfolgen.
|
|
Konsensbasierte Empfehlung 3.E8
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke +++
|
|
Literatur: [34], [35], [36], [37]
|
|
Bei asymptomatischen Frauen mit Zwillingsschwangerschaft sollte eine vaginalsonografische
Zervixlängenmessung ab 16 SSW erfolgen.
|
Symptomatische Patientinnen
|
Konsensbasierte Empfehlung 3.E9
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke +++
|
|
Literatur: [38], [39], [40], [41]
|
|
Bei symptomatischen Frauen (Kontraktionen, palpatorisch beginnende Verkürzung oder
beginnende Eröffnung des Muttermunds) soll eine vaginalsonografische Zervixlängenmessung
erfolgen.
|
3.3 Biomarker
|
Konsensbasiertes Statement 3.S12
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke +++
|
|
Literatur: [42]
|
|
Die bisher verfügbaren Biomarker sind nicht geeignet, das Frühgeburtsrisiko bei asymptomatischen
Schwangeren und nicht verkürzter vaginalsonografisch gemessener Zervixlänge
vorherzusagen.
|
|
Konsensbasierte Empfehlung 3.E10
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke +++
|
|
Literatur: [43], [44]
|
|
Bei asymptomatischen Schwangeren mit Risikofaktoren für eine spontane Frühgeburt sollte kein Einsatz von Biomarkern zur Einschätzung des Frühgeburtsrisiko
erfolgen.
Bei asymptomatischen Schwangeren ohne Risikofaktoren für eine spontane Frühgeburt soll kein Einsatz von Biomarkern zur Einschätzung des Frühgeburtsrisiko
erfolgen.
|
|
Konsensbasiertes Statement 3.S13
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke +++
|
|
* negativer Vorhersagewert
Literatur: [45], [46], [47], [48], [49], [50]
|
|
Bei symptomatischen Schwangeren kann – neben der vaginalsonografischen Zervixlängenmessung
– der negative prädiktive Wert* der Biomarker aus dem zervikovaginalen Sekret bei
einer Zervixlänge zwischen 15 und 30 mm dazu beitragen, das Frühgeburtsrisiko für
die nächsten 7 Tage einzuschätzen.
|
4 Primäre Prävention
4.1 Progesteron
|
Konsensbasierte Empfehlung 4.E11
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke +++
|
|
Literatur: [51], [52], [53], [54], [55]
|
|
Bei Frauen mit Einlingsschwangerschaft kann nach vorangegangener spontaner Frühgeburt
eine Gabe von Progesteron beginnend ab 16 + 0 SSW bis 36 + 0 SSW erwogen werden.
|
Dosierung: 17-OHPC (17 α-hydroxyprogesterone caproate) wird i. m. in einer wöchentlichen
Dosierung von 250 mg appliziert [51]. Progesteron wird in den
Studien teils oral (200 – 400 mg täglich), teils vaginal (90 mg Gel, 100 – 200 mg
Kapsel täglich) angewendet [52], [53], [56], [57], [58].
4.2 Zerklage/totaler Muttermundsverschluss
|
Konsensbasierte Empfehlung 4.E12
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke +++
|
|
Bei Frauen mit Einlingsschwangerschaft nach vorangegangener spontaner Frühgeburt bzw.
Spätabort(en) kann die Anlage einer primären (prophylaktischen) Zerklage erwogen werden.
Der Eingriff sollte ab dem frühen 2. Trimenon vorgenommen werden.
|
Der Nutzen einer sekundären Zerklage bei Frauen mit Z. n. Frühgeburt und Verkürzung
der Zervixlänge auf ≤ 25 mm vor 24 + 0 SSW steht mittlerweile außer Frage. In der
Beratung von
Patientinnen mit Z. n. Frühgeburt wird man jedoch auch häufig mit der Frage konfrontiert,
inwieweit eine frühe Zerklageanlage vor Auftreten einer Zervixverkürzung wirksam sein
könnte.
Weder für die Prävalenz der Frühgeburt noch für die perinatale Mortalität konnte bei
diesem Vorgehen gegenüber einer sekundären Zerklage ein Nachteil beobachtet werden
[59]. Durch ein abwartendes Verhalten kann allerdings die Zahl der operativen Eingriffe
um 58% reduziert werden.
|
Konsensbasiertes Statement 4.S14
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke +++
|
|
Bei Frauen mit Einlingsschwangerschaft nach vorangegangener spontaner Frühgeburt bzw.
Spätabort(en) gibt es Hinweise, dass die Anlage eines totalen Muttermundverschlusses
(TMMV)
die Rate an Frühgeburten reduzieren kann. Der Eingriff sollte im frühen 2. Trimenon
vorgenommen werden.
|
In einer 1996 publizierten Arbeit wurden die Ergebnisse von 11 deutschen Kliniken
zum TMMV erörtert [60]. Diese retrospektiven Untersuchungen zeigen bei
Frauen mit Z. n. Frühgeburt eine signifikante Verlängerung der Schwangerschaftsdauer
nach Anlage eines TMMV. Bis heute stehen keine randomisierten, prospektiven Studien
zur Verfügung, die
den Nutzen eines TMMV bei Verkürzung der Zervixlänge auf unter 15 mm absichern. Die
Operationstechnik zum TMMV unterscheidet sich in den internationalen Zentren erheblich,
sodass eine
Vergleichbarkeit der Ergebnisse erschwert ist.
|
Konsensbasiertes Statement 4.S15
|
|
Expertenkonsens
|
Konsensusstärke ++
|
|
Bei Frauen mit Einlingsschwangerschaft, die in einer vorangegangenen Schwangerschaft
trotz Anlage einer primären oder sekundären vaginalen Zerklage einen Spätabort oder
eine
Frühgeburt < 28 SSW erlitten haben, ist die primäre abdominale Zerklage eine Option,
um das Frühgeburtsrisiko zu reduzieren. Die Anlage der Zerklage soll vor der
Schwangerschaft und in einem Zentrum mit einschlägiger Erfahrung erfolgen.
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Eine prospektiv randomisierte Studie verglich bei Frauen, die in einer vorangegangenen
Schwangerschaft trotz Anlage einer vaginalen Zerklage einen Spätabort oder eine extreme
Frühgeburt
erlitten hatten, den Effekt einer abdominalen (n = 39) mit der einer hohen (n = 39)
oder einer tiefen vaginalen Zerklage (n = 33). Die abdominale Zerklage wurde per Laparotomie
durchgeführt. Die Frühgeburtenrate < 32 SSW war nach abdominaler Zerklage signifikant
niedriger als nach tiefer vaginaler (8% [3/39] vs. 38% [15/39]; RR 0,23, 95%-KI 0,07 – 0,76).
Die
Number Needed to Treat für die Vermeidung einer Frühgeburt lag bei 3,9 (95%-KI 2,2 – 13,3).
Es bestand kein Unterschied in der Frühgeburtenrate zwischen hoher und tiefer vaginaler
Zerklage
(38% [15/39] vs. 33% [11/33]; RR 1,15 (95%-KI 0,62 – 2,16) [61], [62].
Ein in 2022 publizierter systematischer Review und Metaanalyse mit 43 Studien zeigte,
dass durch eine abdominale Zerklage per Laparoskopie ein Zugewinn von im Mittel 14,86 SSW
und per
Laparotomie von 12,79 SSW beobachtet werden konnte [63].
In einer Serie von 69 Patientinnen berichteten Ades et al. von 4 Komplikationen bei
abdominaler Zerklage per Laparotomie (4/18). In 3 Fällen lag eine Blutung mit einem
Volumenverlust von
250 – 300 ml vor, in 1 Fall eine Wundinfektion. Bei abdominaler Zerklage per Laparoskopie
beobachteten sie nur eine Komplikation (1/51). Hierbei handelte es sich um eine Blasenverletzung,
die intraoperativ versorgt wurde. In der Laparoskopiegruppe war keine Konversion auf
eine Laparotomie notwendig [64].
4.3 Bakterielle Vaginose
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Konsensbasiertes Statement 4.S16
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Expertenkonsens
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Konsensusstärke +++
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Eine von Laktobazillen dominierte vaginale Mikrobiota mit normalen pH-Werten übt eine
protektive Wirkung auf den Schwangerschaftsverlauf hinsichtlich Frühgeburt oder Spätabort
aus.
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Konsensbasierte Empfehlung 4.E13
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Expertenkonsens
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Konsensusstärke +++
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Schwangere mit symptomatischer bakterieller Vaginose sollten aufgrund ihrer Beschwerden
antibiotisch behandelt werden.
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Konsensbasiertes Statement 4.S17
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Expertenkonsens
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Konsensusstärke +++
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Die Diagnostik (einschließlich von Surrogatparametern wie dem vaginalen pH-Wert) auf
eine asymptomatische und symptomatische bakterielle Vaginose und deren Behandlung
senkt die
Rate an Frühgeburten nicht generell.
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Konsensbasiertes Statement 4.S18
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Expertenkonsens
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Konsensusstärke +++
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Es gibt Hinweise, dass die Diagnostik und Behandlung einer asymptomatischen und symptomatischen
bakteriellen Vaginose vor 23 + 0 SSW die Rate an Frühgeburten < 37 + 0 SSW
senkt.
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Zahlreiche Metaanalysen von Fallkontroll- und Kohortenstudien belegen, dass eine Assoziation
zwischen Infektionen des Genitaltrakts und dem Auftreten von Frühgeburten besteht
[65], [66]. Die Frage allerdings, ob die Therapie einer Infektion – vor allem einer subklinischen
– die Frühgeburtenrate senkt
[65], [67], ist nicht eindeutig zu belegen. Bis heute gibt es nur eine einzige Studie [68],
bei der mithilfe einer Gramfärbung zu Beginn des 2. Trimenons auf bakterielle Vaginose
gescreent und der Befund dann randomisiert entweder mitgeteilt oder nicht mitgeteilt
und danach
entsprechend therapiert wurde (bei Befundmitteilung mit Clindamycin). Im „Mitteilungsarm“
der Studie lag die Frühgeburtenrate < 37 SSW bei 3,0% vs. 5,3% im „Nichtmitteilungsarm“
und war
damit signifikant unterschiedlich. Die Studie ist bislang die einzige, die in den
Cochrane-Review zu einem höchst relevanten Thema eingeschlossen werden konnte und
somit dessen Ergebnis
bestimmt. Hier heißt es in der Überarbeitung von 2015 [69]: „There is evidence from one trial that infection screening and treatment programs
for pregnant
women before 20 weeksʼ gestation reduce preterm birth and preterm low birthweight.“
Vor Kurzem wurde der PREMEVA-Trial publiziert [70]. Über 84 000 Schwangere wurden vor Abschluss von 14 SSW auf bakterielle Vaginose
gescreent. Bei 5360
Schwangeren wurde eine bakterielle Vaginose nachgewiesen, definiert als Nugent Score
7 – 10. Schwangere mit bakterieller Vaginose ohne besonderes Frühgeburtsrisiko wurden
dann 2 : 1 in 3
Gruppen randomisiert: Einzelzyklus (n = 943) oder Dreifachzyklus (n = 968) 300 mg
Clindamycin 2 × täglich über 4 Tage oder Placebo (n = 958). Frauen mit hohem Frühgeburtsrisiko
wurden
separat 1 : 1 randomisiert: Einzelzyklus (n = 122) oder Dreifachzyklus (n = 114) 300 mg
Clindamycin 2 × täglich. Als primäres Outcome war Spätabort zwischen 16 und 21 SSW
oder frühe
Frühgeburt zwischen 22 und 32 SSW definiert.
Bei den 2869 Schwangeren ohne besonderes Risiko kam es bei 22 (1,2%) in der Clindamycingruppe
bzw. 10 (1,0%) in der Placebogruppe zu einem Spätabort oder zu einer frühen Frühgeburt
(RR
1,10, 95%-KI 0,53 – 2,32; p = 0,82). Bei den 236 Schwangeren mit hohem Frühgeburtsrisiko
trat bei 5 (4,4%) in der Gruppe, die 3 Zyklen Clindamycin erhalten hatten, und bei
8 (6,0%) in der
Gruppe, die 1 Zyklus erhalten hatten, ein Spätabort oder eine frühe Frühgeburt auf
(RR 0,67, 95%-KI 0,23 – 2,00; p = 0,47). Nebenwirkungen wurden bei den Schwangeren
ohne besonderes Risiko
in den Clindamycingruppen signifikant häufiger beobachtet als in der Placebogruppe
(58 [3,0%] von 1904 vs. 12 [1,3%] von 956; p = 0,0035). Die häufigsten Nebenwirkungen
waren Diarrhö und
Bauchschmerzen.
Die Autoren schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass ein Screening auf bakterielle
Vaginose und ggf. Therapie mit Clindamycin bei Patientinnen mit niedrigem Risiko für
Frühgeburt das
Primary Outcome nicht senkt.
Bei der im November 2016 im Freistaat Thüringen von der Landesregierung und dem Berufsverband
der Frauenärzte begonnenen und auf pH-Screening > 14 SSW basierenden
Frühgeburtenvermeidungsaktion war eine kontinuierliche Reduktion der frühen Frühgeburten
(≤ 32 + 0 SSW) von 1,46% auf 1,10% im Jahr 2020 zu beobachten gewesen [71]. Ein derart deutlicher Rückgang war in keinem vergleichbaren anderen Bundesland
zu verzeichnen, war aber vergleichbar mit den Daten aus Thüringen aus dem Jahr 2000
[72] sowie bundesweit 2011 [73]. Was im Einzelnen zu diesen Ergebnissen geführt hat, ist aus dem strategischen Screening-Ansatz
nicht abzuleiten.
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Konsensbasierte Empfehlung 4.E14
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Expertenkonsens
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Konsensusstärke +++
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Die Wirksamkeit einer Bestimmung des Mikrobioms (z. B. zur Bewertung des Frühgeburtsrisikos
oder dessen Beeinflussung) ist nicht belegt. Diese Diagnostik sollte daher nur in
kontrollierten Studien erfolgen.
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4.4 Präventionsprogramme
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Konsensbasiertes Statement 4.S19
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Expertenkonsens
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Konsensusstärke +++
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Literatur: [74]
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Die Wirksamkeit multimodaler Präventionsprogramme und Risiko-Scoring-Systeme ist nicht
ausreichend belegt.
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4.5 Nikotinentzug
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Konsensbasiertes Statement 4.S20
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Expertenkonsens
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Konsensusstärke +++
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Literatur: [75], [76]
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Nikotinentzug reduziert die Frühgeburtsrate.
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4.6 Asymptomatische Bakteriurie
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Konsensbasiertes Statement 4.S21
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Expertenkonsens
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Konsensusstärke +++
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Eine asymptomatische Bakteriurie ist ein signifikanter Risikofaktor für Frühgeburt.
Aufgrund der unzureichenden Datenlage wird derzeit kein generelles Screening ausschließlich
zur Senkung der Frühgeburtenrate empfohlen.
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Konsensbasierte Empfehlung 4.E15
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Expertenkonsens
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Konsensusstärke +++
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Literatur: [77]
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Aufgrund der unzureichenden Datenlage kann die Antibiotikatherapie bei asymptomatischer
Bakteriurie zur Senkung der Frühgeburtenrate nicht empfohlen werden.
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4.7 Supplementierung mit Omega-3 mehrfach ungesättigten Fettsäuren
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Konsensbasiertes Statement 4.S22
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Expertenkonsens
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Konsensusstärke +++
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Die Studienlage zur Reduktion der Frühgeburtenrate durch Supplementierung mit Omega-3
mehrfach ungesättigten Fettsäuren (Omega-3-PUFA) ist widersprüchlich.
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Die jüngste Metaanalyse 2021 (31 RCT, n = 21 458) ergab beim Vergleich der Supplementation
mit Omega-3-PUFA vs. Placebo/keine Supplementation eine 11%ige Reduktion der Frühgeburtenrate
< 37 SSW (RR 0,89; 95%-KI 0,82 – 0,96) und von 27% < 34 SSW (RR 0,73; 95%-KI 0,58 – 0,92).
Allerdings zeigte die Sensitivitätsanalyse keine signifikanten Unterschiede zwischen
beiden
Gruppen, sodass die Autoren zu dem Schluss kamen, dass die Gabe von Omega-3-PUFA die
Frühgeburtenrate nicht senkt [78].
5 Sekundäre Prävention
5.1 Progesteron
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Konsensbasierte Empfehlung 5.E18
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Expertenkonsens
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Konsensusstärke +++
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Frauen mit Einlingsschwangerschaft, deren sonografisch gemessene Zervixlänge vor 24 + 0 SSW
≤ 25 mm beträgt, sollen täglich Progesteron intravaginal bis 36 + 6 SSW erhalten
(200 mg Kapsel/tgl. oder 90 mg Gel/tgl.).
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Eine Metaanalyse individueller Patientendaten (Individual Patient Data Meta-analysis,
IPDMA) aus dem Jahr 2018, welche die Daten des OPPTIMUM-Trials einschließt [52], zeigte bei Schwangeren mit einer asymptomatischen Zervixverkürzung (≤ 25 mm) vor
24 + 0 SSW eine signifikante Reduktion der Frühgeburtenrate und ein verbessertes neonatales
Outcome durch vaginales Progesteron [79]. Auch die letzte Metaanalyse individueller Patientendaten zu diesem Thema bestätigt
diesen Effekt [80].
5.2 Zerklage
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Konsensbasierte Empfehlung 5.E19
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Expertenkonsens
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Konsensusstärke +++
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Literatur: [81]
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Bei Frauen mit Einlingsschwangerschaft nach vorangegangener spontaner Frühgeburt bzw. Spätabort, deren vaginalsonografische Zervixlänge
vor 24 + 0 SSW ≤ 25 mm beträgt,
sollte eine Zerklage gelegt werden.
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Konsensbasierte Empfehlung 5.E20
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Expertenkonsens
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Konsensusstärke +++
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Falls bei Frauen mit Einlingsschwangerschaft ohne vorangegangene spontane Frühgeburt bzw. Spätabort vaginalsonografisch eine Zervixlänge
vor 24 + 0 SSW ≤ 10 mm gemessen
wird, kann die Anlage einer Zerklage erwogen werden.
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Es gibt Hinweise aus einer retrospektiven Multicenterstudie, dass bei Frauen ohne
vorangegangene Frühgeburt, die in der aktuellen Schwangerschaft eine Zervixlänge von
weniger als 10 mm
vor 24 SSW aufweisen, durch eine Zerklage die Schwangerschaftsdauer verlängert wird
[82].
5.3 Zervixpessar
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Konsensbasierte Empfehlung 5.E17
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Expertenkonsens
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Konsensusstärke ++
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Bei Frauen mit Einlingsschwangerschaft, deren vaginalsonografisch gemessene Zervixlänge
vor 24 + 0 SSW < 25 mm beträgt, kann die Anlage eines Zervixpessars erfolgen.
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Eine Metaanalyse von Perez-Lopez et al. 2019 evaluierte 3 RCT (n = 1612) mit definiertem
Zielkriterium (Frühgeburtenrate < 34 + 0 SSW). Eingeschlossen wurden Schwangere
(Einlingsschwangerschaften) mit sonografischer Zervixverkürzung ≤ 25 mm zwischen 18 + 0
und 22 + 6 SSW mit Pessareinlage versus abwartendem Management. Unter Berücksichtigung
aller 3 RCT
führte die Pessareinlage zu keiner signifikanten Senkung der Frühgeburtenrate < 34 + 0 SSW
(11,6 vs. 18,4%), wohl aber < 37 + 0 SSW (20,8 vs. 47,6%, RR 0,46; 95%-KI 0,28 – 0,77)
[83]. Dies konnte in einer weiteren Metaanalyse 2019 nicht bestätigt werden (Frühgeburtenrate
< 34 SSW: OR 0,68, 95%-KI 0,2 – 2,29; Frühgeburtenrate
< 37 SSW: OR 0,36, 95%-KI 0,09 – 1,48) [84].
Die Heterogenität der Studienergebnisse ist sehr verwunderlich. Sie wird aber zum
Teil sicherlich dadurch erklärt, dass nicht immer Pessare verwendet wurden, deren
Form und Konsistenz in
der Lage waren, den zervikouterinen Winkel nach sakral verlagern und somit präventiv
wirken zu können [85]. Auch wirft ein Antibiotikaeinsatz bei bis zu 33%
aller Patientinnen in manchen Studien erhebliche Fragen zum geburtshilflichen Management
auf [86].
Das Zervixpessar ist eine Intervention mit extrem niedriger Komplikationsrate. Häufig
wird ein vermehrter Ausfluss beobachtet, der jedoch keinerlei pathologischen Stellenwert
hat.
5.4 Arbeitsbelastung und körperliche Schonung
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Konsensbasiertes Statement 5.S23
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Expertenkonsens
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Konsensusstärke +++
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Literatur: [87], [88]
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Lange Arbeitszeiten, Schichtarbeit, tägliches Stehen oder unveränderte Körperhaltung
für mehr als 6 Stunden, schweres Heben und schwere körperliche Arbeit bei berufstätigen
schwangeren Frauen sind mit Risiken für eine Frühgeburt verbunden. Der Arbeitgeber
hat im Rahmen einer aktuellen individuellen Gefährdungsbeurteilung für jede Schwangere
zu
prüfen, ob die von ihr ausgeübten beruflichen Tätigkeiten zu einer unverantwortbaren
Gefährdung führen. Die Rangfolge der Schutzmaßnahmen ist gesetzlich nach dem MuSchG
geregelt:
Umgestaltung der Arbeitsbedingungen, Arbeitsplatzwechsel und betriebliches Beschäftigungsverbot.
Neben der Dokumentation und Information durch den Arbeitgeber ist eine
zusätzliche individuelle ärztliche Beratung unter Berücksichtigung von weiteren Risikofaktoren
oder geburtshilflichen Komplikationen anzuraten.
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Konsensbasiertes Statement 5.S24
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Expertenkonsens
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Konsensusstärke +++
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Die Datenlage zu häuslicher körperlicher Schonung ist bei schwangeren Frauen mit und
ohne Risikofaktoren für Frühgeburt nicht ausreichend, um verlässliche Aussagen zu
treffen.
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