Aktuelle Dermatologie 2023; 49(05): 194-195
DOI: 10.1055/a-2071-2898
Editorial

Lebensqualität bei Kontaktallergie

Life quality and contact allergy
Christiane Bayerl
1   Klinik für Dermatologie und Allergologie, Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden, Wiesbaden, Deutschland
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Nicht jede Diagnose, die wir Ärzte stellen, macht glücklich. Es mag unserem Kausalitätsbedürfnis entsprechen, dass wir nach dem Nennen eines Namens für die Symptome unseres Patienten und vielleicht sogar Identifikation eines Auslösers zunächst als Therapeut zufrieden sind. Das vereinfacht die Welt für unsere Patienten aber nicht immer. Kaum ein diagnostischer Weg ist so nahezu kriminalistisch detailliert wie die Suche nach einem Allergen. Aber es lässt sich schaffen und so z.B. das auslösende Allergen in der Epikutantestung finden. Welchen Einfluss das auf die Lebensqualität unserer Patienten hat, wurde kürzlich in einer randomisierten Studie untersucht [1]. Bekanntermaßen verschlechtert die Diagnose eines Kontaktekzems die Lebensqualität unserer Patienten. Es bedeutet Einschränkungen im täglichen Leben bei Meiden der Allergene und eine große Unsicherheit, wo dieses Allergen zu finden ist. Bei 396 Patienten mit Kontaktekzem wurde eine Interventionsgruppe mit Arztgespräch und Therapie plus eine Info-Post mit Rekapitulation der Inhalte zur Kontaktallergie nach 3 Monaten gegen eine Kontrollgruppe mit nur Arztgespräch und Therapie verglichen. Fazit war, dass beide Gruppen sich nicht unterschieden in der Einschränkung der Lebensqualität. Das Arztgespräch ist also in diesem Kontext mit einer noch so guten Aufklärungsmappe nicht zu toppen, respektive gleichwertig gut oder schlecht. Dies soll keine Ablehnung von Informationsbrochüren sein, sondern eher ein Argument für die Bedeutung des Arztgespräches. Leider gab es keinen Studienarm, der ein Verlaufsgespräch mit dem Behandler evaluiert hat.

Im Hinblick auf die Unsicherheit bei Kontaktallergikern, was verwendet werden darf, kann neben den Einträgen im Allergiepass mit Erläuterungen zur International Classification of Ingredients (INCI) mit Synonymen zum bekannten Allergen und dessen Vorkommen auch die Info-App Cosmile herangezogen werden. Die Datenbank enthält Informationen über das Vorkommen von Inhaltsstoffen in Kosmetika und kann auch als App heruntergeladen werden. Dann kann mit dem Scanner oder der Kamera des Smartphones der Barcode auf Kosmetika abgelesen werden und es finden sich Informationen über die Inhaltsstoffe.

In der Therapie des Kontaktekzems betont die neue Leitlinie [2] die Hautpflege als Basistherapie und als Erst-Linientherapie die topischen Glukokortikoide unter Beachtung des therapeutischen Index und die Calcineurininhibitoren Tacrolimus und Pimecrolimus. Delgotinib als topischer Jak-Kinase-Inhibitor ist in Deutschland nicht zugelassen und über die internationale Apotheke zu teuer. Die Schieferöle mit Ammoniumbituminosulfat erfahren eine Renaissance. Sogar der Steinkohlenteer wird über den mittlerweile bekannten Aryl-Hydrocarbon-Rezeptorweg in speziellen Indikationen wieder anwendbar. Antihistaminika und Antibiotika sind in der Lokaltherapie obsolet. Bei Superinfektion werden Antiseptika eingesetzt. Physikalische Lichttherapien und ggf. die Leitungswasseriontophorese bleiben als Therapiebausteine erhalten. Systemische Glukokortikoide sind selten notwendig. Alitretinoin hat die beste Evidenz, verbietet sich jedoch aufgrund der Teratogenität und Embryotoxizität bei jungen Frauen ohne Verhütung. Dupilumab wäre „in label“, wenn gleichzeitig eine atopische Dermatitis vorliegt.

Ihre

Christiane Bayerl, Wiesbaden



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Article published online:
12 May 2023

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  • Literatur

  • 1 Mossing K, Dizdarevic A, Svenssion A. et al. Impact on quality of life of an intervention providing additional information to patients with allergic contact dermatitis; a randomized clinical trial. JEADV 2022; 36: 2166-2171
  • 2 Dickel H. et al. Leitlinie Kontaktekzem. JDDG 2022; 20: 771-778 DOI: 10.1111/ddg.14734_g. (PMID: 35578429)