Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2023; 58(05): 322-334
DOI: 10.1055/a-2077-6971
CME-Fortbildung

Meningitis in der Notaufnahme

Meningitis in the Emergency Room
Liesa Regner-Nelke
,
Tobias Ruck
,
Sven G. Meuth

Abstract

Meningitis describes an inflammation of the meninges of the brain and spinal cord, which, depending on the etiology, can be a serious disease with high lethality. The suspicion of meningitis therefore requires rapid and adept action. In this paper, we explain the diagnostic and therapeutic approach to suspected meningitis in the emergency department.

Diagnose und Therapie der Meningitis stellen eine der größten Herausforderungen in der Notaufnahme dar. Deshalb muss sich jeder in der Notaufnahme tätige Arzt mit den Symptomen, der zielführenden Diagnostik und der Soforttherapie auskennen. Dieser Artikel gibt dazu einen Überblick.

Kernaussagen
  • Die bakterielle Meningitis ist ein neurologischer Notfall.

  • Die Symptomatik der Meningitis ist vielfältig und kann mit Vigilanzminderung, Paresen und epileptischen Anfällen einhergehen.

  • Der Meningismus ist ein unspezifisches klinisches Zeichen und muss nicht zwingend vorkommen.

  • Eine Untersuchung der Haut ist bei Verdacht auf Meningitis unerlässlich, damit eine Verbrauchskoagulopathie als mögliche Komplikation frühzeitig erkannt werden kann.

  • Vor jeder Antibiotikagabe sind Blutkulturen zu asservieren.

  • Die Lumbalpunktion ist für die Diagnosestellung der Meningitis unverzichtbar und sollte frühzeitig erfolgen, sofern keine Zeichen erhöhten Hirndrucks vorliegen. Bei klinischem Verdacht auf eine bakterielle Meningitis sollte unmittelbar vor bis max. 2 h nach Antibiose die Gabe von 10 mg Dexamethason i.v. erfolgen (Zeit ist Hirn).

  • Liegen ein meningitisches Syndrom, eine Bewusstseinsstörung oder ein anderes fokal-neurologisches Defizit vor, sollte vor der Durchführung einer Lumbalpunktion eine native CT zum Ausschluss eines erhöhten intrakraniellen Druckes erfolgen.

  • Bei Fehlen von Vigilanzminderung und fokal-neurologischem Defizit kann die kalkulierte antibiotische Therapie nach Durchführung der Liquorpunktion erfolgen. In allen anderen Fällen sollte die Antibiose vor cCT und Liquorpunktion eingeleitet werden.

  • Bei Nachweis einer Meningokokken-Meningitis wird der Patient bis 24 Stunden nach Beginn einer wirksamen Antibiose isoliert.

  • Bei der Meningokokken-Meningitis oder Meningitis durch Haemophilus influenzae B gibt es die Möglichkeit einer Chemoprophylaxe für Kontaktpersonen.



Publication History

Article published online:
16 May 2023

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