Aktuelle Urol 2023; 54(06): 428-430
DOI: 10.1055/a-2108-7198
Referiert und kommentiert

Kommentar zu: Urothelkarzinom des oberen Harntrakts: Detektion anhand von Urinproben möglich

Contributor(s):
Felix Wezel
1   Klinik für Urologie und Kinderurologie, Universitätsklinikum Ulm, Ulm, Germany (Ringgold ID: RIN27197)
› Author Affiliations

Die Detektion von Urothelkarzinomen (UC) des oberen Harntrakts (UTUC) kann besonders herausfordernd sein. Umso wichtiger wären hier zuverlässige urinbasierte Biomarker, um invasive Maßnahmen einzusparen. Die S3-Leitlinie empfiehlt aktuell noch keinen routinemäßigen Einsatz verfügbarer molekularer Biomarker-Tests beim Urothelkarzinom außerhalb von Studien [1].

In dieser Pilotstudie untersuchten Ghoreifi et al. den vielversprechenden urinbasierten Bladder CARE-Test mit 3 urothelspezifischen Methylierungs-Biomarkern (TRNA-Cys, SIM2, NKX1–1) zur Detektion von UTUC. Der Test wurde zuvor schon bei UC der Harnblase untersucht, und zeigte bereits in dieser Studie gute Ergebnisse [2].

Insgesamt lieferte der Bladder CARE-Test sehr gute Ergebnisse, zudem war er der Urinzytologie deutlich überlegen, auch wenn diese nur in 35 von 50 Patienten untersucht wurde, was die Vergleichbarkeit einschränkt.

Als großer Vorteil des Bladder CARE-Tests gegenüber der Urinzytologie zeigt sich, dass auch Low-grade-Karzinome sehr zuverlässig detektiert wurden. Zum Vergleich: die Urinzytologie war in allen Low-grade-Tumoren in dieser Studie negativ – ein bekannter Schwachpunkt der Zytologie.

Ein zusätzlicher Pluspunkt für diesen Test ist, dass er praktischerweise zu Hause durchgeführt und dann mit der normalen Post verschickt werden kann. Dies schont Ressourcen und kann die Compliance erhöhen.

Der Bladder CARE-Test ist jedoch bei weitem noch nicht reif für den klinischen Routineeinsatz. Hierfür müssten die Ergebnisse in prospektiven Studien mit deutlich größeren Kohorten validiert werden. Zudem wäre ein klinisch relevantes Studiendesign, z.B. Hämaturie-Screening, sinnvoll. In der aktuellen Studie wurden kleine und sehr selektierte Kohorten (Positivkontrolle mit gesichertem UTUC vs. tumorfreie Patienten) untersucht.

Falls die guten Ergebnisse in größeren Serien validiert werden könnten, hätte der Bladder CARE-Test das Potenzial, bei zuverlässigen negativen Vorhersagewerten die Überdiagnostik gerade in Patienten mit asymptomatischer Mikrohämaturie zu reduzieren. Auch in der Nachsorge nach TURB/Zystektomie könnte der Test sinnvoll eingesetzt werden. Die aktuelle Studie schloss jedoch Patienten mit eher größeren Tumoren des oberen Harntrakts ein (Median 3cm, IQR 1,5–4,8 cm), und die Autoren stellten fest, dass der Test bessere Ergebnisse lieferte, je größer die Tumoren waren. Weitere Studien müssten daher insbesondere klären, wie der Test sich bei kleinen Tumoren oder CIS verhält, was aus der aktuellen Studie nicht hervorgeht.



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Article published online:
16 November 2023

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