Notfallmedizin up2date 2025; 20(04): 465-489
DOI: 10.1055/a-2295-3959
Traumatologische und chirurgische Notfälle

Von der Mobilitätsrevolution zur Notaufnahme

Urbaner Fahrspaß mit hohem Risiko: E-Scooter-Unfälle im Fokus

Authors

  • Sebastian Matthias Kahr

  • Lewin-Caspar Busse

E-Scooter sind längst Teil unseres urbanen Lebens, doch die steigenden Unfallzahlen und schweren Verletzungen sind alarmierend. Im Artikel werden die häufigsten Verletzungsbilder und die zugrunde liegenden Unfallmechanismen analysiert. Es wird beleuchtet, wie prähospitales und klinisches Personal auf Herausforderungen reagieren kann und welche präventiven Maßnahmen notwendig sind, um die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer zu erhöhen.

Kernaussagen
  • E-Scooter sind aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken, doch sie bringen erhebliche Unfallrisiken mit sich – vor allem für junge Nutzer unter 25 Jahren, die besonders häufig betroffen sind.

  • Häufige Unfallursachen sind Alkoholeinfluss, Fahren zu zweit, Befahren ungeeigneter Wege sowie mangelnde Erfahrung und Schutzkleidung (die Helmnutzung liegt bei nur 0,3 %).

  • Kopf- und Gesichtsverletzungen dominieren das Verletzungsspektrum, gefolgt von Frakturen der oberen und unteren Extremität.

  • Unfälle geschehen vor allem abends, am Wochenende und in den Sommermonaten, häufig unter Alkoholeinfluss und bei jungen männlichen Fahrern.

  • Die prähospitale Versorgung muss strukturiert nach dem xABCDE-Schema erfolgen, um auch verdeckte, potenziell lebensbedrohliche Verletzungen frühzeitig zu erkennen.

  • Standardisierte sonografische Verfahren (e-FAST), adäquates Management im Schockraum und ein strukturierter Primary sowie Secondary Survey sind wichtige Werkzeuge für Notfallteams zur raschen Diagnostik schwerer Verletzungen.

  • Typische Sturzmechanismen wie „Over-the-Handlebar“-Stürze oder seitliches Abrollen führen oft zu spezifischen Verletzungsmustern, wie etwa Mittelgesichtsfrakturen, Schulterluxationen oder Tibiakopffrakturen.

  • Die Versorgung erfordert häufig interdisziplinäre Zusammenarbeit, besonders der Abteilungen für Unfallchirurgie, Neurochirurgie, MKG- und Augenheilkunde, Anästhesie sowie Radiologie.

  • Frühzeitige operative Versorgung und gezieltes Weichteilmanagement sind entscheidend für ein gutes funktionelles Outcome.

  • Prävention ist zentral: Eine Helmpflicht, technische Verbesserungen an den Scootern, Fahrtraining, Wetterwarnsysteme sowie strengere Alkoholkontrollen könnten die Unfallzahlen signifikant senken.



Publication History

Article published online:
08 December 2025

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