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DOI: 10.1055/a-2319-1157
Pfannenplatzierung bei Daumensattelgelenksprothesen: Die Rolle des Führungsdrahts
Cup Placement in Thumb Carpometacarpal Joint Prostheses: The Role of the GuidewireAuthors
Zusammenfassung
Hintergrund Die zunehmende Anwendung von Daumensattelgelenksprothesen bei fortgeschrittener Rhizarthrose reflektiert den Erfolg der jüngsten Prothesengenerationen durch ihre verbesserten funktionellen Ergebnisse und geringeren Komplikationsraten. Eine präzise Ausrichtung der Prothesenpfanne parallel zur proximalen Gelenkoberfläche des Trapeziums ist hierbei für die Stabilität und Vermeidung von Luxationen essenziell. Dies stellt gerade für den unerfahrenen „Beginner“ dieser Technik erfahrungsgemäß das größte Problem dar. Trotz adäquater Positionierung des Führungsdrahtes können Fehlplatzierungen der Pfanne auftreten, die eine intraoperativen Revision notwendig machen.
Material und Methoden Diese Studie untersucht die Abweichungen der Pfannen- und Führungsdrahtpositionierung bei Daumensattelgelenksprothesenimplantationen durch unerfahrene und erfahrene Operateure mittels radiologischer Analyse an 65 Prothesen.
Ergebnisse Sowohl unerfahrene als auch erfahrene Operateure erreichten eine präzise Führungsdrahtpositionierung mit mittleren Abweichungen von<2,2°. Unerfahrene zeigten signifikant größere Pfannenabweichungen im dorsopalmaren und lateralen Strahlengang (7,6±6,1° und 7,3±5,9°) im Vergleich zu erfahrenen Operateuren (3,6±2,7° und 3,6±2,5°; p=0,012, p=0,017). Die Abweichung der Pfanne zeigte bei unerfahrenen Operateuren eine jeweils entgegengesetzte Richtungstendenz zum Führungsdraht (p<0,0038).
Schlussfolgerung Die Ergebnisse verdeutlichen die aktuellen Herausforderungen bei der Pfannenpositionierung abhängig vom Erfahrungsgrad des Chirurgen und hinterfragen die Zuverlässigkeit des aktuellen Führungsdrahtsystems bei Prothesenimplantationen.
Abstract
Background The increasing use of thumb carpometacarpal joint prostheses for advanced CMC 1 (carpometacarpal) joint arthritis reflects the success of the latest prosthesis generations, which has been achieved through their improved functional outcomes and lower complication rates. Precise alignment of the prosthesis cup parallel to the proximal joint surface of the trapezium is essential for stability and the prevention of dislocation. This is a challenging surgical step, particularly for surgeons new to this technique. Despite adequate positioning of the guidewire, misplacements of the cup may occur, necessitating intraoperative revision.
Material and Methods This study examined the deviations in cup and guidewire positioning in thumb carpometacarpal joint prosthesis implantations by inexperienced and experienced surgeons through radiological analysis of 65 prostheses.
Results Both inexperienced and experienced surgeons achieved precise guidewire positioning with mean deviations of<2.2°. Inexperienced surgeons showed significantly larger cup deviations in the dorsopalmar and lateral view (7.6±6.1° and 7.3±5.9°) compared with experienced surgeons (3.6±2.7° and 3.6±2.5°; p=0.012, p=0.017). The deviation of the cup position exhibited by inexperienced surgeons tends to be in the direction opposite to the initial guidewire position (p<0.0038).
Conclusion The results highlight the current challenges in cup positioning depending on a surgeon’s level of experience, questioning the reliability of the current guidewire placement.
Einleitung
Die Rhizarthrose stellt die häufigste degenerative Erkrankung der Hand dar und beeinträchtigt aufgrund der funktionell-zentralen Rolle des Daumens signifikant die Lebensqualität der Betroffenen [1] [2] [3] [4]. Mit einer Prävalenz von bis zu 15% bei Frauen über 30 Jahren und einer steigenden Tendenz im Alter, ist sie eine orthopädische Herausforderung von großer sozio-ökonomischer Bedeutung [5]. In den letzten Jahren hat die Daumensattelgelenksprothese, besonders die dual-mobility Modelle der dritten Generation, in der Behandlung der Rhizarthrose immer mehr an Bedeutung gewonnen. Diese Prothesen bieten neben den allgemeinen Vorteilen der Endoprothetik, wie dem Erhalt der Daumenlänge und einer verbesserte Griffkraft mit einer konsekutiv hohen Patientenzufriedenheit [6] [7] [8] [9] [10] [11] [12] [13] [14] auch eine niedrige Komplikationsrate im Hinblick auf Prothesenluxation und Pfannenlockerung im Vergleich zum single-mobility Design [15].
Die steigende Anzahl an Primärimplantationen führt jedoch auch zu einem Zuwachs an Operateuren zu Beginn ihrer Lernkurve, was wiederum das Risiko von Komplikationen und die Notwendigkeit von Revisionseingriffen erhöht [16] [17] [18]. Besonders herausfordernd, nicht zuletzt durch die anatomisch bedingt engen knöchernen und weichteiligen Platzverhältnisse, ist die exakte Positionierung der Prothesenpfanne, die für eine optimale Krafteinleitung und Stabilität zentral in beiden Ebenen und parallel zur proximalen Gelenkfläche des Trapeziums (proximal articular surface of the trapezium - PAST) platziert werden sollte. Eine Abweichung der Pfannenposition um etwa 20° nach radial oder ulnar im Os trapezium kann das Risiko einer Luxation bereits deutlich erhöhen. Daneben kann, unter Verwendung einer geraden Halskomponente, bereits eine Dorsalverkippung der Pfanne von 10° zu einer Luxation führen. Wird ein 15° abgewinkeltes Halsteil verwendet, kann eine Verkippung von bis zu 30° toleriert werden [19] [20].
Die präzise Ausrichtung des Führungsdrahtes, der als Referenz für das Fräsen des Pfannenlagers dient, ist ein kritischer Schritt für die akkurate Positionierung der Prothesenpfanne. Trotz exakter Platzierung des Führungsdrahtes, orthogonal zur PAST, können Fehlpositionierungen der Pfanne auftreten. Solche Fehlplatzierungen können durch eine Reihe von Faktoren gefördert werden. Hierzu zählen die Abdrängung der Fräse durch die prominente MHK 1 Basis aufgrund der begrenzten anatomischen Platzverhältnisse, meist durch ein insuffizientes Kapselrelease, ein unzureichendes Abtragen von Osteophyten und oder des palmaren „Beak“ Fragments. Auch das Vorhandensein einer harten Sklerosezone der distalen Gelenkfläche des Os trapeziums (distal articular surface of the trapezium - DAST) kann eine vermehrte Hebelwirkung am flexiblen Draht verstärken [21]. Nicht zuletzt hat auch die gewählte Pfannengeometrie (konisch, sphärisch) einen Einfluss auf die Pfannenposition. Während eine konische Pfanne nach dem Fräsen im Knochenbett nicht mehr korrigiert werden kann, ist dies bis zu einem gewissen Grad bei einem sphärischen Modell noch möglich, was vice versa allerdings auch zu einem nachträglichen Verkippen der Pfanne im Knochen führen kann.
Das Ziel dieser Studie ist es, die Präzision der Draht- und Pfannenpositionierung bei Daumensattelgelenksprothesen mittels radiologischer Analyse zu vergleichen, unter Berücksichtigung der Erfahrung des Handchirurgen.
Material und Methoden
Studiendesign und Präparation der Proben
Diese Studie bediente sich eines vergleichenden radiologischen Designs, um die Positionierung von Führungsdraht und Prothesenpfanne bei der Implantation von Daumensattelgelenksprothesen zu analysieren. Analysiert wurden Implantationen durch handchirurgisch tätige Ärztinnen und Ärzte ohne Erfahrung in der Touch-Prothesen-Implantation, im Rahmen von zwei OP- Workshops an n=40 Leichenpräparaten (50% linke Hände). Als Vergleich dienten retrospektiv erhobene Daten an 25 klinischen Fällen aus dem Jahr 2023, operiert von einem erfahrenen Handchirurgen, der regelmäßig Prothesen implantiert und als Instruktor auf Workshops tätig ist. Ein positives Ethikvotum der Ethikkommission der medizinischen Fakultät Heidelberg (S-897/2021 und S-037/2024) liegt vor.
Operative Technik und Instrumentierung
Untersucht wurde die Implantation der Touch Daumensattelgelenksprothese (KeriMedical, Genf, Schweiz), ausgeführt nach den Herstellervorgaben unter standardisierten Bedingungen. Zusammengefasst erfolgte der operative Zugang dorso-radial durch eine Inzision über dem ersten Strecksehnenfach, unter Schonung und Beiseitehalten der Abductor policis longus und Extensor-pollicis-brevis Sehnen sowie der Arteria radialis. Nach längsverlaufender Kapsulotomie und Identifikation des Daumensattelgelenkspalts wurde ein ausreichendes Kapselrelease durchgeführt und Osteophyten an der MHK I-Basis entfernt. Anschließend folgte die Resektion der Basis des ersten Mittelhandknochens um 3-4 mm mit einer oszillierenden Säge, es wurde der Markraum präpariert und die Schaftkomponente implantiert. Nach der Freilegung des Os trapezium mit Resektion der Osteophyten wurde ein Führungsdraht im dorsopalmaren und lateralen Strahlengang möglichst senkrecht zur proximalen Gelenkfläche des Os trapeziums (PAST) positioniert. Über diesen Draht erfolgte dann die Eröffnung der Sklerosezone und anschließend das Fräsen des Pfannenlagers mittels entsprechender Fräsen, abhängig vom gewählten Pfannendesign. Der Führungsdraht wurde nun entfernt und die Probepfanne eingepasst. Bei entsprechend gutem Halt wurde nun das Originalimplantat eingebracht und impaktiert. Abschließend erfolgte eine radiologische Kontrolle der Prothesenkomponenten. Bei zufriedenstellender Ausrichtung der Komponenten wurde nun ein Probehals in gerader oder abgewinkelter Form und der passenden Größe eingesetzt und die Stabilität und das Bewegungsausmaß der Prothese geprüft.
Bildgebungsprotokoll und Messmethodik
Die Evaluierung der Positionierung erfolgte via Röntgen standardisiert im dorsopalmaren und lateralen Strahlengang, nach Kapandji [22] mittels C-Bogen (OEC One, GE Hualun Medical system Co. Ltd, Peking, China) bzw. Phoenix 3000 (MEDI-X, Nürnberg, Deutschland). Es wurde die Abweichung der Drähte von einer idealen senkrechten (90°) Positionierung ([Abb. 1a, c]), und die der Pfannen von einer parallelen Positionierung (0°) jeweils in Relation zur PAST gemessen ([Abb. 1b, d]). Alle Messungen wurden durch 3 unabhängige, handchirurgisch tätige Mediziner mit dem radiologischen Bildprogramm Centricity Universal Viewer Zero Footprint Client (Version 6.0 SP11.2.; GE Healthcare, Chicago, USA) und ImageJ (Version: 2.0.0-rc-43/1.52n) [23] durchgeführt. Zur Minimierung von Messabweichungen wurde der Mittelwert aus den drei Einzelmessungen gebildet.


Statistische Analyse
Die Analyse umfasste den Vergleich der mittleren Abweichungen zwischen den Gruppen sowie die Untersuchung der Abweichungsrichtungen. Hierzu wurden univariate Varianzanalysen (ANOVA) mit Tukeys Post-hoc-Test bei gemeinsamer Varianzannahme und deskriptive Statistiken mittels PRISM (Version 10.0.3; GraphPad Software LLC, Californien, USA) eingesetzt. Die Prüfung auf Normalverteilung erfolgte mittels Shapiro-Wilk-Test. Auf eine multivariate Varianzanalyse wurde aufgrund einer fehlenden Korrelation von Draht- und Pfannenpositionierung verzichtet. Die Richtungstendenz der Abweichungen wurde ebenfalls analysiert und mittels zweiseitiger Binomialtests im Hinblick auf überzufällige Streuungen bewertet. Signifikante Ergebnisse wurden anhand eines p-Wertes<0,05 definiert.
Ergebnisse
Positionierung des Führungsdrahtes und der Prothesenpfanne bei unerfahrenen Operateuren
Bei unerfahrenen Operateuren zeigte sich bei der Ausrichtung des Führungsdrahts eine mittlere Abweichung von 2,0±1,4° im dorsopalmaren Strahlengang und 2,2±1,4° im lateralen Strahlengang ([Tab. 1]). Die Richtungsabweichung des Drahtes zeigte in
|
Beginner |
Experte |
p-wert |
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|---|---|---|---|
|
Anzahl inkludierter Prothesen |
N=40 |
N=25 |
|
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Achsabweichung des Führungsdrahts (Mittelwert±SD) |
dp: 2,0±1,4° lat: 2,2±1,4° |
dp: 1,8±1,3° lat: 2,0±1,2° |
>0,9999 > 0,9999 |
|
Achsabweichung der Pfanne (Mittelwert±SD) |
dp: 7,6±6,1° lat: 7,3±5,9° |
dp: 3,6±2,7° lat: 3,6±2,5° |
0,012* 0,017* |
*SD – Standardabweichung; dp – dorsopalmarer Strahlengang; lat – lateraler Strahlengang
66,6% der Fälle eine radiale und in 63% eine dorsale Tendenz, nicht signifikant von einer zufälligen Verteilung abweichend. Die maximale Abweichung des Führungsdrahtes lag bei 6,1° im dorsopalmaren Strahlengang und 5,8° im lateralen Strahlengang.
Die Prothesenpfannen wiesen eine signifikant größere mittlere Abweichung auf: 7,6±6,1° im dorsopalmaren und 7,3±5,9° im lateralen Strahlengang (p<0,001). Die maximale Abweichung der Pfanne lag jeweils bei 32,9° im dorsopalmaren Strahlengang und 30,4° im lateralen Strahlengang. Die Abweichung der Pfanne zeigte darüber hinaus in beiden Strahlengängen eine jeweils entgegengesetzte Richtungstendenz zur Führungsdrahtpositionierung: In insgesamt 63% der Pfannen beobachteten wir eine Palmardeviation und in 62% eine Ulnardeviation ([Tab. 2]). Dies unterschiedet sich signifikant von der Richtung der Drahtabweichung (lateraler Strahlengang p<0,001; dorsopalmarer Strahlengang p<0,004).
|
Erfahrung |
Führungsdraht |
Pfanne |
Signifikante Richtungsabweichung |
|
|---|---|---|---|---|
|
Dorsopalmarer Strahlengang |
Beginner |
66% Radialdeviation |
38% Radialdeviation |
Ja (p<0,004) |
|
Experte |
30% Radialdeviation |
48% Radialdeviation |
Nein (p=0,078) |
|
|
Lateraler Strahlengang |
Beginner |
63% Dorsaldeviation |
37% Dorsaldeviation |
Ja (p<0,001) |
|
Experte |
33% Dorsaldeviation |
52% Dorsaldeviation |
Nein (p=0,075) |
Vergleich mit erfahrenem Operateur
Die Daten des erfahrenen Operateurs wiesen eine vergleichbare Präzision in der Führungsdrahtpositionierung auf, ohne signifikante Unterschiede zwischen dorsopalmarem und lateralem Strahlengang (1,8±1,3° vs. 2,0±1,2°; p=0,997) oder im Vergleich zu unerfahrenen Operateuren (mittlere Differenz 0,2°; p>0,999; [Abb. 2a]). Die maximale Abweichung des Führungsdrahtes lag bei 4,1° im dorsopalmaren Strahlengang und 4,5° im lateralen Strahlengang. Obwohl eine ulnare Abweichung des Drahtes in 70% und eine palmare in 66% der Fälle beobachtet wurde, unterschied sich dies nicht signifikant von einer zufälligen Verteilung ([Tab. 2])


Auch bei dem erfahrenen Operateur lag die mittlere Pfannenabweichung im dorsopalmaren und im lateralen Strahlengang (3,6±2,7° bzw. 3,6±2,5°) signifikant höher als die des Drahtes (p=0,012 und p=0,017), ohne eine spezifische Richtungstendenz zu zeigen (ulnare Pfannenabkippung in 52% und palmare in 48% der Fälle). Die maximale Abweichung der Pfanne lag jeweils bei 11,5° im dorsopalmaren Strahlengang und 8,5° im lateralen Strahlengang. Darüber hinaus unterschied sich die Richtung der Pfannendeviation beim Experten nicht signifikant von der des Führungsdrahtes (lateraler Strahlengang p=0,075; dorsopalmarer Strahlengang p=0,078). Im Vergleich zu den unerfahrenen Operateuren war auch die mittlere Achsabweichung der Pfanne beim erfahrenen Operateur signifikant geringer (mittlere Differenz von 4° im dorsopalmaren und 3,7° im lateralen Strahlengang, p<0,001 und p=0,009; [Abb. 2b]).
Einfluss des Pfannendesigns
Im lateralen Strahlengang beobachteten wir bei sphärischen Pfannen eine mittlere Abweichung von 5,2±4,4° und für konische Pfannen von 5,3±1,2° (p=0,980). Im dorsopalmaren Strahlengang zeigten sich ebenfalls kein signifikanter Unterschied in der mittleren Abweichung von sphärischen (6,2±2,9°) zu konischen Pfannen (4,9±2,3°; p=0,670).
Diskussion
Moderne Daumensattelgelenksprothesen der dritten Generation haben sich als maßgeblich in der Behandlung der Rhizarthrose etabliert. Eine präzise Pfannenplatzierung, parallel zur proximalen Gelenkfläche des Trapeziums (PAST) ausgerichtet, ist für den Implantationserfolg essentiell [24]. Abweichungen hiervon können das Risiko einer Luxation erhöhen [25]. Gerade für weniger erfahrene Chirurgen stellt die dreidimensionale Ausrichtung der Pfanne eine bedeutende Herausforderung dar. Als Hilfe zur Pfannenplatzierung dient ein Führungsdraht, der unter radiologischer Kontrolle platziert wird, vor dem Setzen der Pfanne jedoch entfernt wird. Im Zentrum unserer Untersuchung stand die Frage, wie präzise die Draht- und Pfannen-positionierung bei diesen Prothesen ist und welchen Einfluss die Erfahrung des Handchirurgen darauf hat. Die Ergebnisse zeigen, dass trotz korrekter Ausrichtung des Führungsdrahtes die präzise Positionierung der Pfanne eine Herausforderung darstellt, die maßgeblich von der Erfahrung des Operateurs beeinflusst wird.
Wir konnten beobachten, dass sowohl erfahrene als auch unerfahrene Chirurgen bei der Ausrichtung des Führungsdrahtes im dorsopalmaren und lateralen Strahlengang eine hohe Präzision erzielen können. Die festgestellte durchschnittliche Abweichung von weniger als 2,5° liegt innerhalb dessen, was typischerweise intraoperativ auf dem Monitor des Bildwandlers als Abweichung vom idealen 90° Winkel erkennbar ist. Dies deutet darauf hin, dass solche Abweichungen noch im Bereich der für dieses Verfahren üblichen Toleranz liegen.
Weiterhin wurde die Richtung der Drahtabweichung in beiden Ebenen analysiert. Hier zeigte sich bei einem Großteil der weniger erfahrenen Chirurginnen und Chirurgen eine Tendenz zur dorso-radialen Abweichung. Obwohl sich diese Abweichung in unserer Stichprobengröße nicht signifikant von einer zufälligen 50/50-Verteilung unterscheidet, lässt sich über mögliche Gründe für diese Beobachtung spekulieren. Es ist anzunehmen, dass insbesondere zwei Faktoren eine Rolle spielen: die natürliche Führung der Bohrmaschine von dorso-radial nach palmar-ulnar durch den Operateur und eine Verstärkung dieses Effekts durch die Abdrängung des Bohrers an der Basis des ersten Mittelhandknochens in dorso-radialer Richtung. Diesem Effekt kann durch ein ausgedehntes kapsuläres Release entgegengewirkt werden [26]. Auch ist die Resektion des palmaren „Beak-Fragments“ essenziell um den MHK 1, für eine optimalen Präparation des Trapeziums, nach palmar beiseite zu halten und nicht nach dorsal abgedrängt zu werden.
Da der Führungsdraht als Leitstruktur für das Fräsen der Pfanne dient, könnte man eine ähnliche Abweichung der Pfannenpositionierung in Richtung dorsoradial erwarten. Überraschenderweise zeigt sich jedoch eine entgegengesetzte Tendenz in beiden Strahlengängen in Richtung palmar-ulnar. Zudem wurde eine signifikant stärkere Neigung der Pfannen aus der Ebene der PAST im Vergleich zur Neigung des Führungsdrahtes aus der idealen, orthogonalen Ebene zur PAST festgestellt. Mehrere Faktoren könnten diese Beobachtung erklären: Tsukuda et al. berichteten von einer höheren subchondralen Knochendichte im dorsoradialen Bereich des Trapeziums [21], was zu einem erhöhten Widerstand der Fräse in diesem Bereich führt und somit eine Abweichung nach palmar-ulnar begünstigten könnte. Die Flexibilität des Führungsdrahtes, die eine gewisse Hebelwirkung beim Fräsen zulässt, sowie der dorso-radial erhöhte Widerstand beim Einschlagen der Pfanne könnten ebenso zu einer Tendenz der Verkippung nach palmar-ulnar beitragen. Insbesondere beim sphärischen Pfannendesign fehlt während der Platzierung eine Referenz durch den entfernten Führungsdraht und Operateure tendieren möglicherweise (auch unterbewusst) dazu die distale Gelenkfläche des Trapeziums (DAST) als Referenz zu verwenden. Diese zeigt sich jedoch in einigen Fällen deutlich dysplastisch [27]. Des Weiteren ist das Originalimplantat durch seine Beschichtung größer als die Fräse und die Probepfanne und muss durch den nur locker aufgebrachten Einschläger unter die harte Sklerosezone impaktiert werden, um eine ausreichende Press-Fit-Verankerung zu erreichen. Hierbei kann es zum Verkippen der Pfanne kommen, wenn zunächst ein Teil des Implantats im Knochen vollständig gesetzt ist. In der Summe kann dies zu den beobachteten, auch biomechanisch relevanten, Pfannenabkippungen bis etwa 30° in beiden Strahlengängen führen. Bei der Touch-Prothese reduziert jedoch schon eine 15° palmare Neigung der Pfanne in Kombination mit einem kurzen abgewinkelten Hals die Amplitude der Daumenretropulsion signifikant, was zu intraprosthetischem Impingement zwischen Pfanne und Hals, konsekutiver Metallose und einer raschen Lockerung der Pfanne führen kann [27]. Eine Dorsalverkippung über 10° in Kombination mit einem graden Halsteil erhöht wiederum das Risiko einer Luxation. Durch die Verwendung einer 15° abgewinkelten Halskomponente kann eine Dorsalverkippung von bis zu 30° toleriert werden [25]. Wir konnten an den untersuchen Prothesen beobachten, dass sich diese Herausforderungen bei der Pfannenpositionierung, in geringerem Maße, auch bei einem erfahrenen Operateur zeigen. Auch wenn die maximale Pfannenneigung hier mit 11,5° deutlich unter der biomechanisch relevanten Abkippung liegt, wirft dies Fragen hinsichtlich der Effektivität des bestehenden Führungsdraht-Konzepts bei der Touch-Prothese auf und regt zur Weiterentwicklung an. Des Weiteren wird die Wichtigkeit eines ausreichenden weichteiligen und knöchernen Releases unterstrichen im Sinne der Kapselresektion und Abtragung von Osteophyten für eine optimale Exposition des Os trapeziums. Bei der Bewertung einer Fehlplatzierung oder Verkippung der Pfanne kommt letztlich der abschließenden, intraoperativen Testung des Bewegungsumfangs des Daumens eine essenzielle Bedeutung zu, um ein etwaiges Impingement vom Hals an der Pfanne oder am Knochen auszuschließen. In einigen Fällen kann bereits der Wechsel auf eine gerade Halskomponente ein mildes Impingement beheben, da der Kragen der abgewinkelten Komponente etwas breiter ist.
Die Ergebnisse zur Untersuchung des Einflusses des Pfannendesigns auf die Positionierung von Daumensattelgelenksprothesen zeigen, dass zwischen konischen und sphärischen Pfannen bezüglich der Abweichung im lateralen und dorsopalmaren Strahlengang kein signifikanter Unterschied besteht. Diese Befunde legen nahe, dass die Wahl des Pfannendesigns keinen maßgeblichen Einfluss auf die Genauigkeit der Pfannenplatzierung hat, und somit die Ursachen der Abkippung vielmehr in der technischen Durchführung der Operation und der individuellen Erfahrung des Chirurgen zu suchen sind als in der Geometrie des Implantats.
Diese Studie zur Positionierung von Daumensattelgelenksprothesen weist mehrere Limitationen auf: Die geringe Stichprobengröße und die Konzentration auf Teilnehmende mit überwiegend keiner oder geringer Erfahrung mit der Prothese könnten die Generalisierbarkeit der Ergebnisse auf die handchirurgische Allgemeinheit einschränken. Die Nutzung von Leichenpräparaten spiegelt zudem nicht vollständig die klinische Realität, insbesondere hinsichtlich der Knochenqualität und Ausprägung der Arthrose wider, und lässt sich nur mit Einschränkungen mit den Patientenfällen im Alltag vergleichen. Dennoch ermöglichen Sie zumindest eine Annäherung an die typischerweise reduzierte Knochen- und Knorpelqualität bei älteren Patientengruppen, dem Hauptempfängerkreis für Daumensattelgelenksprothesen. Darüber hinaus vernachlässigt die Beschränkung auf radiologische Auswertungen in dieser Studie die tatsächlichen funktionellen Ergebnisse und die Patientenzufriedenheit. Insbesondere bei geringgradigen Abweichungen bis 2° können Messfehler das Ergebnis beeinflussen. Um diese zu reduzieren, wurden standardisierte Röntgenaufnahmen angefertigt.
Diese Einschränkungen betonen die Notwendigkeit weiterer Forschung, um die Ergebnisse zu validieren.
Schlussfolgerung
Zusammenfassend zeigt sich, dass die Pfannenpositionierung bei Daumensattelgelenksprothesen trotz einer korrekten Ausrichtung des Führungsdrahtes signifikant abweichen kann. Die Präzision der Pfannenpositionierung wird dabei von der Erfahrung des Chirurgen beeinflusst. Diese Befunde unterstreichen, dass eine Weiterentwicklung des Führungsdrahtkonzepts insbesondere für weniger erfahrene Chirurginnen und Chirurgen zur Verbesserung der Pfannenplatzierung beitragen könnte.
Autorinnen/Autoren


Geboren 1991 in Kirchheim u. T. Studium der Humanmedizin an der Universität Heidelberg 2012–2018 mit Aufenthalten in Wien und Basel. Experimentelle Promotion 2019 mit „summa cum laude“ auf dem Gebiet der peripheren Nervenregeneration an der Universität Heidelberg bei Prof. Dr. Leila Harhaus. Post-Doc von 2019 – 2021 am SickKids Research Institute bei Prof. Dr. Gregory Borschel als Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit dem Forschungsfokus periphere Nervenregeneration. Seit 2019 Assistenzarzt der Klinik für Hand, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie der BG Klinik Ludwigshafen, Universität Heidelberg bei Prof. Dr. U. Kneser.
Interessenkonflikt
Benjamin Panzram: Bezahlung für Vorträge und Instruktionskurse von Medartis und KeriMedical. Leila Harhaus: Bezahlung für die Durchführung einer gemeinsamen Studie mit KeriMedical unabhängig von diesem Forschungsprojekt. Simeon C. Daeschler, Jan Sommer, Thomas Jing Zhi Tu, Sebastian Jaeger, Kevin Knappe: kein COI
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Korrespondenzadresse
Publication History
Received: 12 February 2024
Accepted: 14 April 2024
Article published online:
11 June 2024
© 2024. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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Geboren 1991 in Kirchheim u. T. Studium der Humanmedizin an der Universität Heidelberg 2012–2018 mit Aufenthalten in Wien und Basel. Experimentelle Promotion 2019 mit „summa cum laude“ auf dem Gebiet der peripheren Nervenregeneration an der Universität Heidelberg bei Prof. Dr. Leila Harhaus. Post-Doc von 2019 – 2021 am SickKids Research Institute bei Prof. Dr. Gregory Borschel als Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit dem Forschungsfokus periphere Nervenregeneration. Seit 2019 Assistenzarzt der Klinik für Hand, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie der BG Klinik Ludwigshafen, Universität Heidelberg bei Prof. Dr. U. Kneser.




