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DOI: 10.1055/a-2341-4690
Bericht aus dem Arbeitskreis Digitalisierung
- Bericht aus dem Arbeitskreis Digitalisierung
- Erfolgreiche Implementierung digitaler Therapieanwendungen
- Digitale Vermittlung von Wissen über psychische Erkrankungen und Behandlungsangebote
- Neuerungen in 2025: TI-Messenger und ePA
Bericht aus dem Arbeitskreis Digitalisierung
Ein Hauptthema des AK Digitalisierung der BDK war in den letzten beiden Jahren die Frage, wie sich digitale Therapiesysteme effizient und wirkungsvoll in der Patientenversorgung der psychiatrischen Fachkliniken implementieren lassen. Hierfür existiert inzwischen ein breites Angebot evidenzbasierter digitaler Systeme. Es reicht von Anwendungen für einzelne Erkrankungen, die für Patienten selbstständig nutzbar sind, bis hin zu Therapieplattformen, die Teams mit verschiedenen multiprofessionellen Rollen in der Behandlung verschiedener psychiatrischer Erkrankungen unterstützen. Die Auswahl der geeigneten Softwarelösungen und ihre Implementierung stellt die Verantwortlichen in Kliniken vor erhebliche Anforderungen.
Erfolgreiche Implementierung digitaler Therapieanwendungen
Im Austausch auf BDK-Tagungen und Veranstaltungen des Arbeitskreises in den Jahren 2023 und 2024 hat sich herausgestellt, dass ein wichtiges Kriterium für eine erfolgreiche Implementierung die Ausrichtung auf die Bedürfnisse von Patient*innen und therapeutischen Mitarbeiter*innen ist. Ein wesentliches Instrument hierzu ist die Planung der digitalen Patientenreise, die aus Nutzerperspektive wesentliche Situationen und Schlüsselmomente in der Softwareanwendung im Behandlungsverlauf identifiziert. Mit Hilfe dieser Sichtweise ließen sich in zahlreichen Diskussionen, zuletzt auf dem LVR-Symposium 2024 in Köln, typische Hindernisse und mögliche Lösungen in der Softwareimplementierung identifizieren. Beispielsweise wird für Patient*innen der frühzeitige Zugang zu digitalen Behandlungsangeboten häufig durch unnötige Hürden erschwert: In vielen Kliniken ist die Einwilligung in die Nutzung digitaler Therapiekomponenten noch auf dem Grund eines Stapels von Dokumenten eines papierbasierten Aufnahmeprozesses zu finden, was Nutzer mit psychischen Erkrankungen oft überfordert. In der Diskussion über die Einbindung der Mitarbeiter*innen in Implementierungsprozesse wurde deutlich, dass in Zeiten von Personalknappheit die Einführung neuer Softwaresysteme eine möglichst geringe zusätzliche zeitliche Belastung erzeugen sollte. Als Grundlage der erfolgreichen Implementierung digitaler Therapieanwendungen sind daher strukturierte Onboarding Prozesse und kontinuierliche Wissensvermittlung, z. B. durch Key user-Strukturen wesentlich, um alle Berufsgruppen in die passende Gestaltung digitaler Therapiesysteme einzubeziehen.
Digitale Vermittlung von Wissen über psychische Erkrankungen und Behandlungsangebote
Ein typisches Beispiel der Nutzerzentrierung ist die trialogische Entwicklung regionaler Informationsplattformen, die Wissen über psychische Erkrankungen und regionale Therapie- und Unterstützungsangebote vermitteln. Auf einer Veranstaltung zu diesem Thema im April 2024 konnten wir in Göttingen anhand wegweisender bundesweiter Beispiele solcher Informationsplattformen erarbeiten, wie Patient*innen und Angehörige gemeinsam mit Therapeut*innen und Entwickler*innen den Zugang zu psychiatrisch-psychotherapeutischen Behandlungsangeboten verbessern können. Wir werden diesen Ansatz auf der Folgeveranstaltung im April 2025 weiterentwickeln.
Neuerungen in 2025: TI-Messenger und ePA
Einen sehr positiven Impuls für die Motivation und Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter*innen psychiatrischer Kliniken verspricht die Einführung der Telematik Infrastruktur (TI) Messenger für den medizinischen Bereich. Über TI-Messenger kann sich medizinisches Fachpersonal datenschutzkonform und unkompliziert wie mit üblichen Social Messengern über Behandlungsverläufe und Befunde z. B. innerhalb von Behandlungsteams oder in Form digitaler Konsile mit anderen Fachdisziplinen austauschen. Die bisherigen Nutzererfahrungen versprechen eine spürbare Erleichterung des Arbeitsalltags. In Zukunft werden TI Messenger auch Funktionen für den Austausch mit Patienten bieten, insbesondere für die ab Januar 2025 zu nutzende elektronischen Patiententakte (ePA).
Zur Vorbereitung der Klinken auf diese fundamental neuen Möglichkeiten wird der AK Digitalisierung Ende dieses Jahres in Göttingen einen Workshop zu TI-Messengern und ePA durchführen, an dem auch das Projektmanagement der bundesweit koordinierenden Gematik GmbH teilnimmt.
Einen weiteren Ausblick in die Zukunft digitaler Therapieanwendungen bietet ein gemeinsames Symposium von BDK und ackpa auf dem DGPPN Kongress 2024, bei dem wir insbesondere die Potenziale neuer KI- und VR-Systeme diskutieren werden.
Zu den geplanten Veranstaltungen werden wir die BDK-Mitglieder über die bekannten Verteiler einladen. Kolleginnen und Kollegen, die die nutzerzentrierte Digitalisierung in der Psychiatrie und Psychotherapie im Arbeitskreis mitgestalten wollen, sind darüber hinaus herzlich eingeladen sich über die Webseite der BDK oder bei knut.schnell@med.uni-goettingen.de zu melden.
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Publication History
Article published online:
12 September 2024
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Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany