Peters AA.
et al.
Influence of CT dose reduction on AI-driven malignancy estimation of incidental pulmonary
nodules.
Eur Radiol 2024;
34: 3444-3452
DOI:
10.1007/s00330-023-10348-1
Die diagnostische Nutzung der künstlichen Intelligenz bei inzidentellen Lungenrundherden
ist mit der Befürchtung einer unzureichenden Generalisierbarkeit verbunden. Zahlreiche
Faktoren könnten die Ergebnisse beeinflussen. Genannt werden u.a. das Patientenalter,
pulmonale Grunderkrankungen, Gerätetyp, Technologie, Scan-Parameter und die Strahlendosis.
An der Studie nahmen 20 Institute teil, die unterschiedliche CT-Geräte nutzten und
mit verschiedenen Schichtdicken und Rekonstruktionstechniken arbeiteten. Die Scan-Volumina
und durchschnittlichen effektiven Dosen variierten. Die erstellten CT mit zufällig
aufgedeckten, malignen Lungenrundherden wurden im Original sowie mit simulierten niedrigeren
Dosen (25 und 5%) durch den Algorithmus klassifiziert.
LCP-CNN ist ein von der FDA zugelassenes und kommerziell erhältliches System auf der
Grundlage eines dichten konvolutionalen Netzwerks. Nach manueller Markierung segmentiert
der Algorithmus identifizierte Lungenrundherde ohne weitere Adjustierungen. Das Modell
ordnet die Läsionen einem Score von 1–10 zu, wobei das Malignitätsrisiko mit dem Punktwert
steigt:
-
niedriges Risiko: LCP-Score ≤4/Malignitätsrisiko <5%,
-
intermediäres Risiko: LCP-Score 5–8/Malignitätsrisiko 5–65% und
-
hohes Risiko: LCP-Score ≥9/Malignitätsrisiko >65%.
Richtig klassifizierte maligne Lungenrundherde wurden nach 2 Definitionen ermittelt.
Bei „Rule-in“ war ein LCP-Score ≥9 und bei „Rule-out“ >4 maßgeblich. Endpunkte der
Studie waren die Effekte der Dosisreduktionen auf richtig erkannte Tumoren und Verschiebungen
zwischen den Risikogruppen.
Bei 169 Erkrankten lagen 196 maligne Lungenrundherde vor. Das Lebensalter betrug 64,5
Jahre (mean) und 49% waren Frauen. 189 Läsionen waren primäre Lungentumoren, die übrigen
Metastasen und seltene Entitäten.
Für die Original-CT, simulierte 25%-Dosis-CT und 5%-Dosis-CT ergaben sich
-
durchschnittliche LCP-Scores 8,5 vs. 8,4 vs. 8,2,
-
signifikanter Unterschied LCP-Score Original vs. 5%-Dosis,
-
mit „Rule-in“ signifikante dosisabhängige Abnahme korrekt klassifizierter Läsionen
(58,2 vs. 56,1 vs. 52%) und
-
mit „Rule-out“ 95,9 vs. 96,4 und 94,4% richtig erkannte Malignome (nicht signifikant).
Die Reduktion der ursprünglichen Strahlendosis war mit Shifts zwischen den Risikogruppen
verbunden. Bei der 25%-Dosis fanden 8 Verschiebungen in eine niedrigere und 5 in eine
höhere Risikogruppe statt. Die 5%-Dosis bewirkte 22 Shifts in eine niedrigere und
7 in eine höhere Risikogruppe.
Die Studiengruppe zieht 3 wesentliche Schlussfolgerungen: 1. LPC-CNN war durch CT-Parameter
wie Bildrauschen bei Low-Dose-Akquisitionen beeinflussbar. 2. Dosisreduktionen können
durch unterschiedliche Gruppenzuordnungen das klinische Management verändern. 3. Die
Verwendung niedrigerer Grenzwerte für Malignität schützte vor Unterschätzungen. Für
die Validierung der Ergebnisse seien größere prospektive Studien unter Einschluss
benigner inzidenteller Lungenherde notwendig.
Dr. med. Susanne Krome, Melle