Psychiatr Prax 2024; 51(07): 399
DOI: 10.1055/a-2392-2593
Mitteilungen BDK

Mitteilungen aus der Bundesdirektorenkonferenz (BDK)

 

Bericht aus dem Arbeitskreis Psychiatrische Institutsambulanzen (AK PIA), Gemeinsame Arbeitsgruppe von BDK und ACKPA

Vom 6. Juni 2024 bis 7. Juni 2024 fand das diesjährige Jahrestreffen des Arbeitskreises Psychiatrische Institutsambulanzen in der Klinik Hamburg Ochsenzoll statt.


Jahrestreffen der Ländersprecher

Traditionell begann das Treffen am ersten Tag mit einem intensiven Austausch der Ländersprecher. Dabei waren Vertreter aus fast allen Bundesländern anwesend, so dass in konstruktiver Atmosphäre eine fundierte Bestandsaufnahme zur Situation der Institutsambulanzen in den jeweiligen Ländern durchgeführt werden konnte.

Zu den meistgenannten Problemen zählte dabei der zu beobachtende Fachkräftemangel. Dieser führe vielerorts sowohl innerhalb der psychiatrischen Kliniken, als auch außerhalb – im Bereich der kassenärztlichen Versorgung – zu negativen Entwicklungen in der ambulanten Versorgungsrealität.

Spürbare Veränderungen waren im Laufe des letzten Jahres im Bereich der Vergütungssystematik zu beobachten. So berichteten mehrere Bundesländer darüber, von der bisherigen Pauschalfinanzierung auf eine Einzelleistungsvergütung nach dem bayerischen Modell umgestiegen zu sein bzw. sich aktuell auf einen derartigen Umstieg vorzubereiten.


Achte Stellungnahme der Regierungskommission

Die von den Ländersprechern berichteten Entwicklung korrespondiert dabei mit den Inhalten der Achten Stellungnahme und Empfehlung der Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung im Bereich der Psychiatrie, Psychosomatik und Kinder- und Jugendpsychiatrie („Psych-Fächer“). Dort findet sich zu den Institutsambulanzen u. a. folgende Kernaussage:

„Das Bayerische Modell ist ein Anreiz, den Patientinnen und Patienten der Institutsambulanzen tatsächlich die erforderliche Behandlung zukommen zu lassen, während Quartalspauschalen potenziell ein Anreiz sind, möglichst keine Leistungen zu erbringen, die über das für die Pauschale erforderliche Maß hinausgehen. Das Bayerische Modell bedeutet ferner eine aufwandsadäquatere, transparentere und differenziertere Vergütung. Aus den genannten Gründen empfiehlt die Regierungskommission, das Bayerische Modell bundesweit einzuführen. Zugleich sollte geprüft werden, inwieweit die Grundprinzipien des Bayerischen Modells mit seiner vorbildlichen Transparenz, Einfachheit und Bürokratiearmut auf andere, stärker bürokratisierte Bereiche des Gesundheitswesens übertragen werden kann.“

Intensiv diskutiert wurde dabei, ob die intendierte Vereinheitlichung der Vergütungssystematik über die Ländergrenzen hinweg auch mit einer Parallelisierung der damit verbundenen Aspekte, wie z. B. Ausführungsbestimmungen und Vergütungshöhe je Zeiteinheit einhergehen sollte.


Plenum des Arbeitskreises PIA

Das Thema der diesjährigen Tagung lautete: „Ambulant vor stationär – gesagt gleich getan?“.

Die Relevanz des Themas für die Arbeit vor Ort wurde dabei durch die – trotz des diesjährigen Wechsels des Tagungsortes – ungebrochen hohe Teilnehmerzahlen unterstrichen. Aufbauend auf eine aktuelle Bestandsaufnahme zur Rolle der PIA in der psychiatrischen Versorgungslandschaft wurde der Schwerpunkt der Tagung auf den praktischen Erfahrungsaustausch zur ambulanten Arbeit in den Kliniken und den Abteilungen für Psychiatrie und Psychotherapie gelegt. Vortragende aus unterschiedlichen Bundesländern, mit unterschiedlichem Vergütungshintergrund und unterschiedlichen Versorgungsmodellen referierten zu ausgewählten inhaltlichen Themen, wie etwa den Versorgungsperspektiven in der Gerontopsychiatrie und den Möglichkeiten und Grenzen in der ambulanten Versorgung von Suchterkrankungen. Auch die Diagnostik und Behandlung von Patientinnen und Patienten mit ADHS und Autismus wurde thematisiert. Ein weiterer Tagungspunkt widmete sich den neuen Wegen der ambulanten Krisenversorgung.

Ganz in der Tradition der Vorjahre haben erneut Arbeitsgruppen zu den Themen „Trialogische Arbeit in der PIA“ und „Austausch zu aktuellen PIA-Fragen“ getagt. Dabei konnten die Teilnehmer viele praxiserprobte Lösungswege für ihre eigenen Arbeit mit nach Hause nehmen.


Positives Fazit

Insgesamt konnten sowohl Teilnehmer als auch Veranstalter mit dem Tagungsverlauf mehr als zufrieden sein. Die Erwartungen an die Veranstaltung wurden umfänglich eingelöst: Die Referenten haben aktuelle Informationen vermittelt und praktische Anwendungsbeispiele aufgezeigt; zudem gab es Raum für einen intensiven Erfahrungsaustausch über Berufs- und Ländergrenzen hinweg. Mit Abschluss der Veranstaltung begannen bereits die Planungen für das Jahrestreffen 2025, welches wieder in Hamburg stattfinden wird. Der genaue Zeitpunkt wird nach Abstimmung mit den weiteren, einschlägigen Veranstaltungskalendern festgelegt und verkündet.

Sarang D. Thakkar, Asklepios Klinik Nord – Ochsenzoll

Dr. Michael Ziereis, Medizinische Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz – KU, Regensburg



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Article published online:
09 October 2024

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