Onkologische Welt 2024; 15(06): 348-356
DOI: 10.1055/a-2401-7792
Originalartikel

Aktuelle Standards in der Behandlung des Hodgkin Lymphoms

Johannes C. Hellmuth
1   Medizinische Klinik und Poliklinik III, LMU Klinikum, LMU München, München, Germany
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Staging und Risikoklassifikation Standard für das Staging ist eine PET/CT mit Kontrastmittel-verstärktem CT von Hals, Thorax und Abdomen/Becken. Sie kann neben einer genaueren Beurteilung des nodalen und extranodalen Befalls einen Knochenmarksbefall mit hoher Sensitivität und Spezifität nachweisen. Daher sollte eine Knochenmarkspunktion nur noch bei unklaren PET/CT-Befunden erfolgen.

Therapie Die HD21-Studie hat gezeigt, dass BrECADD weniger toxisch ist als der herkömmliche Standard, eBEACOPP. Außerdem ist BrECADD die bis dato effektivste Therapie des Hodgkin Lymphoms im fortgeschrittenen Stadium. Somit gilt BrECADD als neuer Standard für das fortgeschrittene Stadium. Die Zulassung für Brentuximab-Vedotin in dieser Kombination steht jedoch noch aus.

Therapie älterer Patienten Die Therapie älterer Patienten mit Hodgkin-Lymphom ist aufgrund der oftmals vorhandenen Komorbiditäten anspruchsvoll. BV-AVD ist als neue Therapieoption für das fortgeschrittene Stadium auch für ältere Patienten zugelassen. Aufgrund des Toxizitätsprofils sollte BV-AVD jedoch mit besonderer Vorsicht und nur bei ausgewählten Patienten eingesetzt werden.

Das NLPHL im Umbruch Die neue Bezeichnung des nodulär Lymphozyten-prädominanten Hodgkin-Lymphoms (NLPHL) als nodulär Lymphozyten-prädominantes B-Zell-Lymphom (NLPBL) hebt die biologischen und klinischen Besonderheiten dieser seltenen Entität hervor. Die Therapieempfehlung des NLPHL/NLPBL orientiert sich weiterhin am klassischen Hodgkin-Lymphom. Insbesondere in der Rezidivsituation sollte die Therapie jedoch abhängig vom Risikoprofil individuell festgelegt werden.

Therapie im Rezidiv Als Standardtherapie im ersten Rezidiv gilt weiterhin die Salvage-Chemotherapie mit Hochdosis-Chemotherapie und autologer Stammzell-Transplantation. Bei Patienten mit ungünstigem Risikoprofil kommen zunehmend Checkpoint-Inhibitoren in Kombination mit Chemotherapie (z. B. Pembro-GVD) als Salvage vor der Hochdosis zum Einsatz. Hierbei handelt es sich jedoch um einen Off-label-Einsatz.

Checkpoint-Inhibitoren in der Erstlinie Checkpoint-Inhibitoren haben das Potenzial, die Therapie des Hodgkin-Lymphoms noch effektiver zu machen – bei gleichzeitiger Verringerung der Toxizität. Die Inkorporation der Checkpoint-Inhibition in der Erstlinie hat erste, sehr vielversprechende Ergebnisse gezeigt. Die endgültige Bewertung und entsprechende Zulassungen stehen jedoch noch aus.

ABKÜRZUNGEN

ABVD Adriamycin (= Doxorubicin), Bleomycin, Vinblastin und Dacarbacin

BEACOPP Bleomycin, Etoposid, Adriamycin, Cyclophosphamid, Vincristin, Procarbazin, Prednison

BrECADD Brentuximab Vedotin, Etoposid, Cyclophosphamid, Adriamycin, Dacarbazin, Dexamethason

BV-AVD Brentuximab Vedotin-AVD

cHL klassisches Hodgkin Lymphom

eBEACOPP BEACOPP-eskaliert

GHSG German Hodgkin Study Group

HD-ASCT Hochdosis Chemotherapie mit autologer Stammzell-Transplantation

IS-RT Involved-site Strahlentherapie

OS Gesamtüberleben

PFS progressionsfreies Überleben

mCR komplette metabolische Remission

N-AVD Nivolumab-AVD

NLPHL/NLPBL nodulär Lymphozyten-prädominantes Hodgkin Lymphom/nodulär Lymphozyten-prädominantes B-Zell Lymphom



Publication History

Article published online:
01 October 2024

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