Geburtshilfe Frauenheilkd 2025; 85(02): 119-133
DOI: 10.1055/a-2409-7008
GebFra Magazin
Geschichte der Gynäkologie

Nach 1945: Selbstvergewisserung, Verdrängung und „Business as usual“ (Ehrenmitgliedschaften Teil 5 und Schluss)

Wolfgang Frobenius
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Selbstvergewisserung, Verdrängung und das Bemühen um „Business as usual“ kennzeichneten die Kongresse der seinerzeitigen Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie (DGG) in der Dekade nach dem Ende der Nazidiktatur. Schon bei der ersten Nachkriegstagung am 20. April 1949 in Karlsruhe setzte der noch im „Dritten Reich“ 1941 gewählte Präsident Rudolf Theodor von Jaschke erste dahingehende Akzente. Und bereits 2 Jahre später konstatierte sein Nachfolger Heinrich Martius, die deutsche Gynäkologie sei „vorbehaltlos und in ihrer Gesamtheit wieder in die weltumfassende Organisation unseres Faches aufgenommen worden.“ [1]

Jaschke hatte in seiner von einer zeittypischen Mischung aus Selbstmitleid, Sentimentalität und Verbitterung eingeleiteten Eröffnungsrede vor allem auf die länger zurückliegenden wissenschaftlichen Leistungen der deutschsprachigen Gynäkologie verwiesen. Dabei nannte er auch die beteiligten jüdischen Wissenschaftler wieder namentlich, die 1933 im Zuge der „Gleichschaltung“ der DGG brutal ausgegrenzt worden waren. Letzteres blieb allerdings unerwähnt und hinderte Jaschke nicht daran, den 1933 als Präsident dafür verantwortlichen Berliner Ordinarius Walter Stoeckel (1871–1961) zu bitten, für den ersten Kongressvormittag den Ehrenvorsitz zu übernehmen, um der Veranstaltung „besondere Weihe“ zu verleihen [2].



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Artikel online veröffentlicht:
06. Februar 2025

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