Bei der dreitägigen Veranstaltung standen über 50 aktuelle Vorträge, mehr als 20
Poster und 8 Keynotes zu den Themen: Sehnenchirurgie, Mikrochirurgie,
Frakturbehandlung, Digitale Transformation in der Handchirurgie und Sportmedizin auf
dem Programm ([Abb. 1]). Am ersten Tag wurden die
Themen Endoprothetik und Sehnenverletzungen vorgestellt. Sandra Vossen, Chefärztin
der Handchirurgie in der Fachklinik 360 Grad in Ratingen erläuterte die Studienlage
für eine Revisionsoperation bei Schwanenhalsdeformität nach Capflex Prothese.
Anschließend zeigte Handchirurgin Luisa Bott aus dem Krankenhaus Waldfriede in
Berlin Fallbeispiele für Revisionen von Fingermittelgelenksprothesen.
Abb. 1 Den feierlichen Höhepunkt fand der Kongress am Freitagabend bei
Musik und Tanz im Festsaal.
Mit Spannung war die Vortagsreihe zum Thema „Digitale Transformation in der
Handchirurgie“ von den Teilnehmenden erwartet worden. Sie wurden nicht enttäuscht:
Peter Hahn, Handchirurg an der Vulpius Klinik in Bad Rappenau, erläuterte die
Möglichkeiten von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Handchirurgie und klärte über
aktuelle Innovationen auf. Stefan Weber, Oberarzt an der Universitätsklinik
Greifswald, ging in seinem Vortrag auf die Implementierungsmöglichkeiten von KI im
Klinikalltag ein, während Marlene O’Donoghue, Assistenzärztin im Krankenhaus
Waldfriede in Berlin, auf die benötigten Kompetenzen von Ärzt*innen beim Einsatz von
KI einging.
Viele Fragen, noch mehr Antworten
Der therapeutische Themenblock startete mit einem Input zum Thema Blankoverordnung.
Seit dem 1. April 2024 dürfen Ergotherapeut*innen mit einer Zulassung nach § 124
Absatz 1 SGB V gesetzlich Versicherte laut Heilmittelversorgung mit einer
„erweiterten Versorgungsverantwortung“, kurz „Blankoverordnung“, behandeln. Sie
können die Therapie somit bis zu 16 Wochen patientenindividuell und bedarfsgerecht
selbst gestalten. Bettina Simon, Ergotherapeutin und Vorstandsmitglied des Deutschen
Verbandes Ergotherapie e. V., berichtete über die Bedeutung des neuen Vertrages und
freute sich, dass die Ergotherapie damit Vorreiter im Heilmittelbereich mit einer
erweiterten Versorgungsverantwortung sei.
Ein weiteres spannendes Thema stellte Ergotherapeutin Kerstin Yachou-Espelage aus
Frankfurt vor: Die Occupasion-based Intervention (OBI) in der Handtherapie am
Beispiel ihrer Single-Case-Studie mit einer Patientin mit multiplen Fingerfrakturen.
Diese war neben der üblichen Mobilisation auch mit Übungen mit alltäglichem
Tätigkeitsbezug behandelt worden. In der Studie waren das Outcome des
Bewegungsausmaßes mit dem COPM (Canadian Occupational Performance Model) und DASH
(Disabilities of Arm, Schoulder and Hand) erfasst worden, um die Fortschritte nicht
nur im Range of Motion (ROM), sondern auch im Bewegungsalltag der Patientin zu
erfassen. Die Studie belegt, dass der Erfolg des betätigungsorientierten Ansatzes
(OBI) sich in allen untersuchten Parametern widerspiegelt.
Zum internationalen Besuch aus Bogotá gehörten Handchirurg Adiela Estrada Casas und
Handtherapeutin Carolina Molano, die mit ihren Vorträgen zum Thema Tennisellenbogen
und thermoplastischen Schienenoptionen am Ellenbogen beeindruckten. Ergotherapeut
Walter Bureck aus Housten klärte ergänzend zum Thema Quengelschienen am Ellenbogen
über Herstellung, Tragedauer und die Möglichkeiten der Bewegungserweiterung auf.
Zwischen den Vorträgen konnten sich die Teilnehmenden austauschen, die Vorstellungen
der Poster verfolgen oder sich über die Neuheiten der Austeller*innen informieren.
Allerdings mangelte es noch am interdisziplinären Miteinander. So besuchten zwar
viele Therapeut*innen die Vorträge von Mediziner*innen und Handchirurg*innen. Zu
einem direkten Austausch kam es jedoch noch zu selten. Dennoch feierten die
Teilnehmenden am Freitagabend im Festsaal ausgelassen und gemeinsam unter der
eindrucksvollen Kongresskuppel – und freuten sich auf ein Wiedersehen im nächsten
Jahr ([Abb. 1]).
Nora Meyer, Ergotherapeutin, Manualtherapeutin der oberen Extremität und praktizierende
Handtherapeutin, Herausgeberin
der Praxis Handreha