Neuroradiologie Scan 2025; 15(01): 36-37
DOI: 10.1055/a-2465-5925
Aktuell
Spinal

Flow void sign: Detektion des Duradefektes bei spinaler Typ 1-Liquorleckage

Carlton Jones L, Edelmuth DGl, Butteriss D. et al.
“Flow void sign”: low artefact on T2-weighted MRI can be an indicator of dural defect location in ventral type 1 spinal CSF leaks.

AJNR Am J Neuroradiol 2024;
DOI: 10.3174/ainr A8445
 

Bei Patienten mit spontaner intrakranieller Hypotonie (SIH), die durch Duradefekte verursacht wird, findet sich in der MRT typischerweise eine ventrale, epidurale Flüssigkeitsansammlung. Die Lokalisation des Defektes ist meist ventral, jedoch in der Standard-Bildgebung häufig nicht einfach zu erkennen. Die dynamische Myelografie ist derzeit das Standardverfahren. Als mögliche Alternative wurde die spinale MRT mit T2-Wichtung überprüft.


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Bei einigen Patienten mit einer SIH, die durch ventrale Typ-1 Lecks verursacht wurden, haben die Autoren einen flussbedingten Verlust des Liquorsignals auf den T2-gewichteten MRT-Aufnahmen in Höhe des duralen Defekts festgestellt und dies als „Flow void sign“ bezeichnet. Das „Flow void sign“ wird durch den Austritt von Liquor an der Stelle des Defektes verursacht und kann somit eine genaue Lokalisation des Liquorlecks ermöglichen. In der vorliegenden Arbeit beschreiben die englischen Wissenschaftler anhand einer Reihe von anschaulichen Fällen erstmalig das typische Erscheinungsbild dieses Befundes bei Patienten mit in der dynamischen CT-Myelografie gesicherten Duralecks.

Ergebnisse

Nach den Erfahrungen der Arbeitsgruppe wird das „Flow void Zeichen“ bei mindestens der Hälfte, wenn nicht sogar mehrheitlich bei Patienten mit spinaler Typ 1 Liquorleckage nachgewiesen kann. Laut den Autoren ist das „Flow void Zeichen“ am besten auf den sagittalen 2 D T2-gewichteten Aufnahmen der Standard-TSE oder STIR-Sequenz zu sehen, seltener auch auf den axialen T2-gewichteten Bildern. Es wird im ventralen Subarachnoidalraum und/oder angrenzend an die epidurale Flüssigkeitsansammlung beobachtet. Auf den 3 D T2-Aufnahmen mit besonders guter Unterdrückung der Artefakte ist dieser Befund nicht ohne weiteres sichtbar. Jedoch sind sagittale T2-gewichtete 3D-Sequenzen mit Fettsättigung, wie die SPACE-Sequenz zur Detektion von kleinen epiduralen Flüssigkeitsansammlungen nützlich. Die 2 D T2 TSE- und die 3 D fettgesättigte T2 SPACE-Sequenz in sagittaler Orientierung verwenden die Autoren als Basisuntersuchung. Bei einem Teil der Patienten wird additiv eine axiale 2 D T2-gewichtete TSE-Sequenz über die gesamte Höhe der edpiduralen Flüssigkeitsansammlung angefertigt. Zudem verwenden die Autoren optional eine sagittale 3D-Sequenz (CISS oder FIESTA) über die gesamte Ausdehnung der epiduralen Flüssigkeit, um die Stelle des Liquorlecks nachzuweisen. Nach den Erfahrungen der Autoren sind durch Septierungen bedingte Signalabsenkungen innerhalb der epiduralen Flüssigkeit meist linear und gering ausgeprägt. Im Unterschied dazu weisen durch einen Duraleck bedingte Liquorflussartefakte meist eine etwas irreguläre Kontur auf, so dass eine Differenzierung möglich ist.

Fazit

Als Fazit der Autoren sollte bei Patienten mit einer SIH und Verdacht auf einen ursächlichen spinalen Duradefekt das MRT-Untersuchungsprotokoll so angepasst werden, dass ein „Flow void sign“ detektiert werden kann. Die spinale MRT kann als nicht-invasives Verfahren eingesetzt werden, um den Untersuchungsbereich bei der Myelografie einzuschränken, die Strahlendosis zu reduzieren und die diagnostische Sicherheit beim Nachweis des duralen Defektes zu erhöhen.

PD Dr. Petra Wunderlich, Dresden


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Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
01. Januar 2025

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