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DOI: 10.1055/a-2479-2234
Risikobewertung und Behandlung älterer Patienten mit akuter Lungenembolie
Risk assessment and management strategies in older patients with acute pulmonary embolism.
J Thromb Haemost 2024;
DOI: 10.1016/j.jtha.2024.10.015
Die Behandlung älterer Patienten mit akuter Lungenembolie (acute pulmonary embolism, PE) stellt eine besondere Herausforderung dar: In klinischen Studien sind ältere Teilnehmer nur begrenzt vertreten, sie haben eine erhöhte Komorbidität und ein höheres Risiko für Komplikationen. Ziel dieser Studie war die Evaluierung der Risikobewertung und der daraus resultierenden Behandlung bei älteren Patienten mit PE.
In einer monozentrischen retrospektiven Studie untersuchten die Forscher insgesamt 242 Patienten im Alter von 70 Jahren oder älter. Der Fokus der Analyse lag auf der Eignung für eine Behandlung zu Hause und einer Reperfusionstherapie.
Es zeigten sich 59 Patienten negativ für alle Hestia-Kriterien und wurden entweder sofort oder in weniger als 24 Stunden für eine Behandlung zu Hause aus dem Krankenhaus entlassen. Weitere 22 Patienten mit ≥ 1 Hestia-Kriterium verließen das Krankenhaus ebenfalls sofort oder in weniger als 24 Stunden. Bei diesen insgesamt 81 Patienten kam es zu keiner 14-Tage-Mortalität und zu keinem Rezidiv der venösen Thromboembolie (VTE). Bei einem Patienten kam es zu einer schweren Blutung. Innerhalb von 30 Tagen verstarben 3 der Patienten in Zusammenhang mit einer Tumorerkrankung, es kam bei keinem der Patienten zu einem Rezidiv der VTE und es traten keine weiteren schweren Blutungen auf.
Von 20 Hochrisiko-Patienten erhielten 8 eine Reperfusionstherapie. Hiervon verstarben 5 Patienten (63 %) innerhalb von 14 Tagen. Bei den 12 Hochrisiko-Patienten, die keine Reperfusionstherapie erhielten, verstarben 5 (42 %) innerhalb von 14 Tagen. Für die 30-Tage-Mortalität zeigten sich das gleiche Verhältnis: 63 % der Patienten mit Reperfusionstherapie verstarben und 42 % der Patienten ohne Reperfusionstherapie.
Von den Patienten, die nach den Kriterien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (European Society of Cardiology, ESC) mit einem niedrigen Risiko bewertet wurden, verstarb keiner innerhalb von 14 Tagen, im Gegensatz zu 7,6 % der Patienten mit einem mittleren Risiko und 51 % der Patienten mit einem hohen Risiko. Die 30-Tage-Mortalität lag bei Patienten mit niedrigem Risiko bei 0 %, bei mittlerem Risiko bei 11 % und bei den Hochrisiko-Patienten bei 51 %.
Der APOP-Score (Acutely Presenting Older Patient) lag für 121 Patienten vor. Patienten mit einem hohen APOP-Score von ≥ 45 % wiesen eine höhere 14-Tage-Mortalität (28 %) auf im Vergleich zu denen mit einem niedrigen APOP-Score < 45 % (3,2 %). Ähnliche Ergebnisse beobachteten die Forscher für die 30-Tage-Mortalität, die bei einem APOP-Score < 45 % bei 5,4 % lag und bei einem APOP-Score von ≥ 45 % bei 28 %.
Laut den Autoren zeigten sich die Hestia-Kriterien als sicher, um ältere Patienten mit akuter Lungenembolie für eine Behandlung zu Hause auszuwählen. Die Mortalität in der Hochrisikogruppe war auch mit Reperfusionstherapie hoch. Sowohl die ESC-Risikoklassifikation als auch der APOP-Score erwiesen sich als nützlich bei der Identifizierung von Patienten mit erhöhtem Mortalitätsrisiko und könnten somit die klinische Entscheidungsfindung in älteren Patienten mit PE unterstützen.
Dr. Bettina Heberer, Hamina/Finnland
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
25. Februar 2025
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